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Earth Defense Force 2025

Earth Defense Force 2025

Die gigantischen Insekten sind zurück und legen die Welt in Schutt und Asche. Doch ein paar tapfere Helden stellen sich der Armee aus Monsterameisen, Mutantenspinnen und Kampfrobotern.

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Als Franchise hat Earth Defense Force (EDF) inzwischen schon mehr als zehn Jahre auf dem Buckel. Angefangen hat alles mit der Low-Budget-Reihe "Simple" vom japanischen D3 Publisher. Diese Herkunft macht auch gleich klar, wo die Reise hingeht: Inspiration waren sicherlich Trash-Filme wie Godzilla. Hier wie dort stellt Japan den Schauplatz einer epischen Materialschlacht. Wolkenkratzer fallen zusammen wie Kartenhäuser und alles sieht ein bisschen billig aus. Trotzdem erscheinen immer wieder neue Teile, inklusive einer US-Adaption. Und es gibt inzwischen eine beinharte Fangemeinde.

Diese ist in westlichen Gefilden sicherlich vor allem durch die Veröffentlichung von Earth Defense Force 2017 angewachsen. Das war ein auf den ersten Blick unglaublich hässliches Spiel, welches es aber gewaltig in sich hatte. Als Soldat war man allein oder im Split-Screen auf riesigen Maps unterwegs, die Tokyo inklusive Umland in gefühlter Originalgröße wiedergegeben haben. Im Kampf gegen variantenreiche Gegner, die zwar simpel modelliert waren, aber dafür in abstrus großen Scharen anrückten - und damit ein grandioses Kampfgefühl erzeugten. Dazu kamen hunderte von freischaltbaren Waffen und grind-lastiges Gameplay mit auflevelbaren Soldaten und fünf Schwierigkeitsstufen. Kurz gesagt, es war ein Spiel, in das man sich richtig festbeißen konnte.

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Earth Defense Force 2025Earth Defense Force 2025
Alte Veteranen können aufatmen, denn das Spiel wurde wieder vom Original-Team Sandlot programmiert.
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Earth Defense Force: Insect Armageddon, das 2011 erschien, wurde hingegen an US-Entwickler ausgelagert. Das führte zu deutlich besserer Grafik und einigen sinnvollen Gameplay-Verbesserungen. Die schiere Masse von Feinden, Blutwolken und nicht zuletzt Missionen wurde allerdings deutlich heruntergefahren. Für Fans ein eher enttäuschendes Erlebnis. Doch alte Veteranen können aufatmen: Earth Defense Force 2025 wurde wieder vom Original-Team Sandlot programmiert und wirkt in allen Belangen wie eine sinnvoll aufgebohrte Version von Earth Defense Force 2017.

Schon im Startbildschirm grüßen altbekannte Sounds und auch die Auswahlmenüs wirken sehr vertraut. Neben der Waffenwahl finden sich jetzt aber, ähnlich wie in Earth Defense Force: Insect Armageddon, vier Soldatenklassen. Der Standard-Schütze wird durch die Jetpack-bewehrten (und ausschließlich weiblichen) Wing Diver ergänzt. Die können sich in die Lüfte aufschwingen und munter von Hausdach zu Hausdach boosten, plagen sich allerdings mit dem Energiemanagement ihrer schwachbrüstigen Elektrowaffen. Der Fencer ist ein schwer gepanzerter aber langsamer Kampfkoloss mit vier gleichzeitig nutzbaren Waffen bzw. Gadgets. Abgerundet wird die Truppe durch den Air Raider. Dieser Supportcharakter kann Luftschläge und Fahrzeuglieferungen anfordern. Damit ist er eher eine Ergänzung in Multiplayer-Partien.

Das ist nicht zu verachten, denn aus der Zusammenkunft mehrerer menschlicher Mitstreiter hat Earth Defence Force schon immer den größten Spaß gezogen. Zum bewährten Splitscreen (der auf PS3 leider sehr ruckelanfällig ist) gesellt sich auch diesmal wieder eine Online-Variante, die allerdings etwas unverständlich aus der Einzelspieler-Kampagne ausgegliedert wurde. Diesen Modus konnten wir noch nicht testen, bei Earth Defense Force: Insect Armageddon war er jedoch ein Spaßgarant, gerade bei gemischten Teams.

Earth Defense Force 2025
Die Jetpack-bewehrten Wing Diver können sich in die Lüfte aufschwingen und munter von Hausdach zu Hausdach boosten
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Auf den Schlachtfeldern Japans erwartet die EDF-Veteranen dann Altbekanntes. Die Grafik wurde schon aufpoliert, liegt jedoch vom Eindruck her unter der Qualität von Earth Defense Force: Insect Armageddon. Dafür sind die Gegner wieder in alter Truppenstärke zurück und bedecken schon mal den kompletten Horizont mit wuselnden Riesenspinnen. Die Weitsicht ist ebenfalls wieder enorm, auch wenn diesmal dezente Luftperspektive und Tiefenunschärfe geboten wird. Störend ist nur wie immer die Framerate, die im dichtesten Gewusel aus Plasmafeuer, Sekretfontänen und haushohen Explosionen schon mal in Richtung Standbild abfällt. Das kann man aber alles im Tausch gegen den grandiosen Spielspaß verkraften. Der Hintergrund des Spiels ist einfach so herrlich trashig, die überwiegend absolut sinnfreien Dialoge garantieren andauernde Lachanfälle. Und das Gefühl, in diesen absolut epischen Massenmetzeleien mittendrin zu stehen, ist einfach unbezahlbar. Klar, man braucht schon ein bisschen Fantasie, um sich die teilweise winzigen Texturen und die superflache Ausleuchtung schön zu reden.

Aber es genügt, nochmal einen Blick auf Earth Defence Force 2017 zu werfen, um sicher zu stellen, dass in der aktuellen Inkarnation das beste EDF-Erlebnis aller Zeiten geschaffen wurde. Alle lieb gewonnen Features sind an Bord, wie das Einsammeln von Waffenkisten, die allerdings erst nach Ende der Mission ihren zufälligen Inhalt preisgeben. Dafür sind auf höheren Schwierigkeitsgraden die Chancen auf schlagkräftige Schießprügel besser. Und wir reden hier nicht nur von Gewehren, Schrotflinten und Raketenwerfern. Es gibt auch richtig abgefahrenes Zeug wie Flammenwerfer, Plasmakanonen und Mini-Atombomben. Mit Minen und stationären Geschützen sowie Fahrzeugen lassen sich für viele der umfangreichen Missionen ganz eigene Strategien basteln. Dass es eigentlich immer nur darum geht, sämtliche Feinde zu eliminieren, tritt dadurch völlig in den Hintergrund. Das Spiel bietet eher einen riesigen Abenteuerspielplatz. Da auch noch jede Klasse ihre eigenen Waffengattungen hat und Trophäenjäger alle Missionen mit allen Einheiten in fünf Schwierigkeitsgraden durchspielen sollen, ist wohl jahrelang für Beschäftigung gesorgt.

Earth Defense Force 2025
Die Grafik wurde schon aufpoliert und die Gegner sind in alter Truppenstärke zurück.

Dazu kommen viele kleine, aber sinnvolle Ergänzungen. Man kann jetzt endlich auf Knopfdruck nachladen, die Steuerung ist frei konfigurierbar, Gebäude stürzen nicht gleich beim ersten Raketentreffer zusammen, die Soldaten quatschen nicht nur Blödsinn, sondern singen jetzt auch... Und es gibt jetzt zusätzlich zu allen bekannten Gegnern einige neue, besonders interessante Exemplare, die nach und nach in den Missionen eingeführt werden. Aber auch die Standardfeinde wie die Ameisen haben neue Tricks drauf. Wenn sie die Soldaten packen und in der Luft herumwirbeln, können Teamkameraden zur Rettung kommen. Auch lässt sich durch den Verzicht auf eine Waffe eine Art Medizin-Kanone mitführen, die Verbündeten Heilung verspricht.

Kurz gesagt, Earth Defense Force 2025 ist ein herrlicher Spaß für alle Trash-Fans. Auch wenn man es auf den ersten Blick gar nicht glauben mag, ist das Spiel extrem umfangreich und bietet Experten eine hohe Spieltiefe. Für Grafikfetischisten mit hoher Next-Gen-Affinität oder Gelegenheitszocker gibt es hier hingegen überhaupt keinen Kaufanreiz. Apropos kaufen, ein weiterer Kritikpunkt bei diesem Spiel ist neben langen Ladezeiten der Preis. War bei den Vorgängern passend zum Geschehen auf dem Bildschirm auch ein Low-Budget-Verkaufspreis angesagt, sind wir diesmal mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von knapp 50 Euro nicht mehr ganz so günstig unterwegs.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
epische Massenschlachten, authentisches B-Movie-Feeling, Umfang
-
Ladezeiten, schlichte Grafik & Präsentation, zeitweise schlechte Framerate auf PS3
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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