Quarrel

Quarrel zu begreifen, das dauert ungefähr 32 Sekunden. Man muss aus einem Haufen Buchstaben, die netterweise sauber aufgereiht präsentiert werden, ein möglichst gewichtiges Wort bilden. Zwei bis acht Buchstaben mit verschiedenen Punktwerten stehen zur Auswahl, es bleibt nur sehr wenig Zeit für die Entscheidung und einen Gegner gibt's ja auch noch. Der sortiert natürlich ebenso Buchstaben, entweder CPU-gesteuert oder als realer Onlinemitspieler.

Die zweite Ebene des Spiels liefert ein rudimentäres Risiko-Spielprinzip, das dem Buchstabenkrieg seine, nun ja, kriegerische Komponente und Rechtfertigung gibt. Außerdem streut es ein bisschen Zufall ei. Auf einem kleinen Spielfeld müssen wir verschieden große und aneinander angrenzende Rechtecke erobern oder verteidigen. Das ist aber nur möglich, wenn man ein Buchstabenduell gewinnt.

Jeder Soldat steht in den Duellen für einen Buchstaben und umgekehrt. Wer mit zwei eigenen Soldaten sechs gegnerische angreifen will, wird den Buchstabenkrieg verlieren. Denn ein Wort mit zwei Buchstaben wird keinen höheren Wert erzielen als eines mit sechs Buchstaben. Jedem Buchstaben ist ein Punktwert zugeordnet, das Scrabble-Prinzip ersetzt in Quarrel also das Würfeln.

Wörter zusammensetzen und schlichte, strategische Entscheidungen treffen - das ist trotzdem eine ziemlich gelungene Kombination. Das Spiel packt einen irgendwo sofort, was nicht zuletzt an der freundlichen Optik liegt. Aber es lässt einen leider auch schnell wieder los - und das hat vor allem zwei Gründe. Erstens ist das Spiel ausschließlich in englischer Sprache verfügbar, was die Onlineduelle gegen Muttersprachler quasi unmöglich macht. Und auch gegen die Künstliche Intelligenz wird es nicht einfacher, je höher deren Level steigt.

Außerdem gibt es ein Problem, das im Spielprinzip verankert ist: Man kann viel zu leicht betrügen. Wer mit einem Rechner auf dem Schoß zur Spielsitzung antritt, kann sich mit einem Wortfinder schnell das beste Wort auswerfen lassen. Gegen die K.I. scheitert man dann maximal noch, weil man das Wort mit der etwas umständlichen Steuerung nicht schnell genug eingeben kann. Gegen Onlinegegner gerne auch zusätzlich noch, weil sie vielleicht ein Chatpad angeschlossen haben. Bei einem Unentschieden in Sachen Wortwert gewinnt jedenfalls immer der schnellste Eintipper. Also siegt in den höheren Schwierigkeitsstufen immer die K.I. - zumindest im Solomodus.

Wenn es in naher (oder ferner) Zukunft eine deutsch lokalisierte Version geben sollte, darf man Quarrel nicht ignorieren, dazu ist es zu witzig gemacht. In der englischen Version allerdings ist es selbst für Deutsche mit sehr guten Englischkenntnissen derzeit einfach kein faires Spielerlebnis.