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Zurück in die Zukunft: Das Spiel

Zurück in die Zukunft: Das Spiel

Nach den Download-Titeln zum damaligen Science-Fiction-Filmerfolg Zurück in die Zukunft veröffentlicht Telltale Games nun eine Komplett-Box mit allen fünf Episoden. Wir machen uns also auf und ändern gemeinsam mit Marty und Doc den Verlauf der Geschichte.

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Alle fünf Download-Episoden stehen von Beginn an zur Auswahl, wobei es natürlich sinnvoll ist, diese nacheinander zu spielen. Dennoch ist auch jeder Abschnitt separat anwählbar. Zu den Klängen von Back in Time starten wir motiviert ins Zeitreise-Abenteuer und steigen genau in dem Moment ein, als unser Freund Dr. Emmet Brown das erste Mal seine Zeitreisemaschine testet. Das Spiel präsentiert sich in einem Comic-artigen Stil und wir beobachten, wie Doc Emmets treuer Hund Einstein in den modifizierten DeLorean gesetzt und in eine andere Zeit geschickt wird.

Doch dieses Mal ist etwas anders. Das Auto kehrt nicht wie geplant zurück auf den verlassenen Parkplatz des Einkaufscenters in Hill Valley. Das Bild verschwimmt und wir erwachen als Marty McFly. Alles scheint nur ein Traum gewesen zu sein. Dennoch hat sich einiges seit dem dritten Film der Science-Fiction-Trilogie getan. Wir erfahren, dass der Doc seit fünf Monaten verschwunden ist. Warum und wohin ist zunächst unklar. Klar ist nur: Die Stadt möchte seinen Besitz versteigern und veranstaltet deshalb unter der Aufsicht von Martys Vater einen Flohmarkt.

In der Garage des Doktors gehen wir auf Entdeckungstour nach interessanten Gegenständen, die wir vor den gierigen Schmutzfingern von beispielsweise Biff, dem devoten Gehilfen von Martys Vater, beschützen. Beim Erkunden der Garage wird aber vor allem deutlich, dass die Figuren sich in keiner Weise flüssig bewegen, sondern wie steife Klötze mit dem linken Analogsticks durch die Gegend manövriert werden. Unternehmen wir den waghalsigen Versuch zu rennen, ruckelt das Bild direkt. Das dämpft bereits zu Beginn die Begeisterung. Mit dem rechten Stick wählen wir zwischen den verschieden Objekten im Raum oder der Umgebung, die immer wieder auch Inhalte der Filme aufgreifen. So zum Beispiel die elektrische Hundedosen-Entleerungsmaschine, die den Inhalt der Büchse in den Hundenapf kippt und anschließend den Behälter in den Mülleimer entsorgt. Da kommt zum ersten Mal das Gefühl auf, sich in einem vertrauten Universum zu bewegen.

Zurück in die Zukunft: Das Spiel
Um Doc Emmet Browns Leben zu retten, lösen wir einige mehr oder weniger knifflige Rätsel.
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Nach einiger Zeit erklingt das vertraute Geräusch des DeLorean, der aus einer anderen Zeit zurückgekehrt und in der Einfahrt landet. Doch Doc befindet sich nicht in dem Gefährt, sondern Einstein schaut uns mit großen Hundeaugen an. Mit Hilfe unterschiedlicher Hinweise aus dem DeLorean stellt sich heraus, dass sich Doc im Jahr 1931, der Zeit der Prohibition, befindet. Dort sitzt er für Brandstiftung im Gefängnis und soll, so steht es in der Zeitung von morgen, von einem Mafioso getötet werden. Dem gehörte die abgebrannte illegale Bar. Das gilt es zu verhindern - natürlich ohne dabei das empfindliche Raum-Zeit-Kontinuum zu beschädigen.

Um Doc aus dem Knast zu befreien und sein Leben zu retten, lösen wir einige mehr oder weniger knifflige Rätsel. So überreden wir beispielsweise eine Bar-Sängerin dazu, einen traurigen Song zu singen, damit der betrunkene Polizist am Tresen gesprächig wird und uns ein paar pikante Geheimnisse anvertraut. Einige Rätsel erfordern dabei mehr mitdenken als andere. Angst vor dem Scheitern braucht allerdings niemand zu haben, denn das Spiel bietet uns ein Hinweissystem im Stil von Professor Layton. Die ersten Hinweise sind noch subtil. Wer dann allerdings noch immer nicht auf die Lösung kommt, erhält mit dem letzten Hinweis quasi eine genaue Beschreibung des nächsten Schrittes. Meist jedoch führen wir zum Lösen des Problems Gespräche mit den einzelnen Bewohnern des Hill Valley von 1931. Wir begegnen beispielsweise dem jungen Dr. Emmet Brown, der als Gerichtsgehilfe für seinen Vater arbeitet und Martys Großvater, der für Kid Tennen, den Bierschmuggler und Mafioso, als Buchhalter arbeitet.

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Auch der DMC DeLorean ist dabei, natürlich als verlässliche Zeitreisemaschine.

Leider hören sich die Gespräche sehr aufgesetzt und hölzern an. Im Grunde drücken wir uns nur durch alle möglichen Aussagen. Andere Adventure-Spiele ziehen ihre Rechtfertigung solcher Dialoge aus der Tatsache, dass sie zusätzliche lustige Inhalte bieten, die uns unterhalten. Telltale versucht uns derweil mit folgendem Dialog zum Schmunzeln zu bewegen:

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Edna: "Für welche Organisation arbeiten Sie denn?"
Marty: "Ähm ... für die Mario-Brüder."
Edna: "Ach ja, diese Italiener."

Auch nach einiger Zeit will das Gag-Feuerwerk nicht so recht zünden. Die Entwickler sind bemüht, immer wieder kleinere Anspielungen auf die Geschehnisse der Filme einzubauen und die lustig zu verpacken. Leider fruchten diese Versuche nur in sehr wenigen Situationen und meistens entlocken sie uns nur ein Schulterzucken. Das könnte man alles noch tolerieren und damit abtun, dass sie vielleicht einfach nicht den richtigen Humor getroffen haben. Doch Zurück in die Zukunft: Das Spiel weist eklatantere Mängel auf, die es schwer machen, noch Freude am Spielen zu empfinden. So etwa die mangelhafte Lippensynchronität, wobei wir tatsächlich sekundenlange Mundbewegungen sehen, ohne etwas zu hören. Zusätzlich brechen die Sprecher mitten im Satz ab und geben Ausrufe von sich wie "Hilfe Polizei! Raudis haben...".

Das wird in den weiteren Episoden nicht etwa besser. Wir bekommen eher das Gefühl, dass es immer schlimmer wird. Das macht nicht nur die Atmosphäre des Spiels völlig zunichte, sondern verhindert auch, dass wir noch irgendwie Freude am Verlauf der Geschichte empfinden können. In einigen Abschnitten des Spiels, beispielsweise als wir dem jungen Doc helfen, einen Raketenantrieb zu bauen, müssen wir die Untertitel einschalten, um überhaupt eine Chance zu haben, das ein Minispiel zu lösen. Dabei lenkt Doc seinen Vater mit allerlei wirren Sätzen ab, um zu verhindern, dass er das Labor findet. Wir achten genau auf seine Sätze, da sich darin Hinweise verbergen, die uns vorgeben, welche Schritte wir im Labor unternehmen müssen, um den Raketenantrieb bauen zu können. Ein schwieriges Unterfangen, wenn wir die entscheidenden Worte nicht hören. Wer der englischen Sprache mächtig ist, kann jeder Zeit im Menü auf diese wechseln und sollte dies auch tun. Dort treten die genannten Probleme nämlich nicht auf.

So lässt mich Zurück in die Zukunft: Das Spiel eher frustriert zurück. Die großen Probleme mit der Synchronisation und den hakeligen Bewegungen berauben das Spiel seines Charmes, den es durch den Comic-Stil eigentlich durchaus hat. Und das ist besonders traurig, wenn man bedenkt, dass die Geschichte wirklich interessant ist und durchaus fesselt. Haben wir Doc aus dem Gefängnis befreit, stellen wir nämlich fest, dass wir doch das ganze Raum-Zeit-Kontinuum durcheinander gewürfelt haben und reisen erneut zurück, um alles wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Dabei ergeben sich noch einige abwechslungsreiche und spannende Verstrickungen und Wirrungen. Allerdings werden die wenigsten bis zu diesem Punkt kommen. Wer das echte Zurück in die Zukunft-Gefühl erleben möchte, schiebt besser die Trilogie in den DVD-Player.

03 Gamereactor Deutschland
3 / 10
+
interessante und fesselnde Story
-
schlechte Synchronisation, hakelige Bewegungen, detaillose Grafik
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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