Deutsch
Gamereactor
Kritiken
The Park

The Park

Der norwegische Entwickler Funcom weiß, wie er Angst machen kann. Vergnügungsparks werden nach The Park nicht mehr dasselbe sein.

HQ

The Park hat mich ein bisschen zittern lassen. Es ist ein hartes und heftiges Spiel mit einer interessanten, wenn auch traurigen Geschichte. Sie dauert etwa eineinhalb Stunden, sie ist handlungsgetrieben und linear. Wir spielen Lorraine, eine junge Frau und alleinstehende Mutter. Die Geschichte beginnt auf dem Parkplatz vor dem Vergnügungspark Atlantic Island. Lorraine ist gerade mit ihrem Sohn Callum zurückgekehrt. Der Junge hat jedoch seinen Teddybär im Park vergessen und rennt los, um ihm zu holen. Die junge Mutter hat keine andere Chance als ihm nachzulaufen. Der Park mag schon leer sein, aber immerhin ist es noch hell. Oh, ist es nicht mehr, könnte man meinen. Die Dunkelheit bricht schnell herein. Und der Park schaut nun so aus, als wäre er bereits seit Jahren verlassen.

Während wir im Park herumlaufen, gibt es nicht wirklich viel zu tun. Wie erwähnt, ist das Spiel sehr linear, aber das ist nicht unbedingt negativ. Tatsächlich werden wir innerhalb von wenigen Minuten in die Geschichte gezogen. Die Steuerung ist sehr simpel. Wir lenken den Charakter, es gibt einen Taste zum Rennen und mit der Maus können wir nach Callum rufen und einen Hinweis für das nächstmögliche Objekt bekommen. Außerdem können wir damit Dinge lesen oder anschauen und Türen öffnen. Wenn wir Callum rufen, dann antwortet er. Seine Schreie werden ängstlicher und unheimlicher, je weiter wir voranschreiten. Als ich zur Hälfte durch das Spiel bin, läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken.

HQ
The ParkThe Park
Es ist eine wirklich gruselige Erfahrung, die einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt.
Werbung:

Neben dem Rennen und dem Rufen nach Callum, können wir in The Park auch Attraktionen besuchen. Das zerstört allerdings ein wenig die Atmosphäre. Immerhin suchen wir nach unserem Sohn und eine Fahrt mit dem Riesenrad stört da ein wenig die Immersion. Allerdings bekommen wir auf diese Weise einen besseren Einblick in die Geschichte. Ihre inneren Monologe während der Fahrt auf einem Karussell oder etwas in der Art enthüllen nach und nach Details zur Handlung.

Rund um den Park gibt es außerdem Objekte und Notizen, die ebenfalls ein neues Licht auf die Handlung werfen. The Park ist ein Spinoff zu dem Online-Rollenspiel The Secret World. Auch dort gibt es einen Vergnügungspark namens Atlantic Island. Es ist ein eigenes Gebiet, das man besuchen kann. Diese Notizen verbinden The Park und The Secret World. Und so werden die Spieler von letzterem The Park wahrscheinlich als etwas interessanter empfinden. Aber auch ansonsten ist der Titel sehr interessant, obwohl ich beispielsweise The Secret World nie gespielt habe.

Für diese positive Erfahrung ist vor allem auch die Atmosphäre verantwortlich. Das Spiel mag vielleicht etwas verstörend sein, wie es sich für das Genre aber auch gehört, doch ich hatte wirklich Angst. Die Musik, der Wind, der durch die Bäume pfeift, die Sprachausgabe, die atmosphärischen Hintergründe und die Tatsache, dass wir uns mitten in der Nacht in einem verlassenen Vergnügungspark befinden - das alles addiert sich und sorgt für eine unglaublich kraftvolle Erfahrung. Dass Callum darüber hinaus Dinge schreibt, wie beispielsweise: "Ich sehe dich", hilft unseren alten Nerven nicht weiter. Am schlimmsten allerdings ist, was nebenher passiert, in der Gedankenwelt von Lorraine - die Geschichte ihrer Vergangenheit und wie dies mit der Gegenwart im Spiel zusammenhängen. Es ist eine schreckliche Geschichte, die sehr gut erzählt wird.

HQ
Werbung:
The ParkThe Park
Der größte Makel ist, dass das Ende der Geschichte bereits sehr früh vorhersehbar war.

Optisch ist es jedoch kein Meisterwerk. Es ist unglaublich schön, aber zur gleichen Zeit doch ziemlich unzulänglich. Damit meine ich, dass die Hintergründe und die Lichteffekte wundervoll gemacht sind, aber die Texturen sehen aus, wie die aus einem fünf Jahre altem Spiel. Es ist keine große Sache, aber es zieht die Qualität insgesamt etwas nach unten. Die Grafik macht ihre Sache aber immer noch gut genug. Und an manchen Stellen sorgen die mittelmäßigen Texturen tatsächlich für eine gruselige Atmosphäre.

Der größte Makel aber ist, dass das Ende der Geschichte bereits vorhersehbar war, bevor der zweite und letzte Akt überhaupt begonnen haben. Und das liegt nicht daran, dass ich besonders clever bin. Vielmehr hätte sich Funcom mehr Zeit nehmen sollen, das Geheimnis besser zu verbergen. In einem der bedeutsameren Momente, schien es so, als wäre der Vorgang ein bisschen zu früh gelüftet worden und zu viel von der Handlung verraten worden. Ich werde jetzt natürlich nicht sagen, wann und wo das im Spiel passiert, aber ich gehe davon aus, dass auch viele andere den gleichen Moment als Offenbarung empfinden werden.

Ich werde außerdem nicht verraten, welches Spiel Funcom zu dem zweiten Teil der Geschichte inspiriert hat. Aber ich kann durchaus erwähnen, dass der erste Teil ein bisschen Ähnlichkeit mit Spielen wie The Vanishing of Ethan Carter und Gone Home hat. Nur gruseliger. Das lässt sich etwa an Dingen wie den Spielmechaniken festmachen. Trotzdem unterscheidet The Park genug von seinen Inspirationen, um nicht wie eine einfache Kopie zu wirken. Es ist ein technisch einfaches Spiel mit einer interessanten Geschichte, die nach und nach enthüllt wird - wenn eben auch etwas zu früh als es optimal gewesen wäre. Die Atmosphäre ist großartig. Und obwohl The Park die fieseste Erfahrung ist, die ich seit lange hatte, habe ich die Zeit damit sehr genossen.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
großartige Atmosphäre, tolle Akustik, gute Handlung, richtig gruselig
-
zu vorhersehbar, gelegentlich miese Grafik
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

Ähnliche Texte

0
The ParkScore

The Park

KRITIK. Von Terje Mardon Kello

Der norwegische Entwickler Funcom weiß, wie er Angst machen kann. Vergnügungsparks werden nach The Park nicht mehr dasselbe sein.



Lädt nächsten Inhalt