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Werewolves Within

Werewolves Within

Mit einem rein auf menschliche Kommunikation ausgelegten VR-Spiel beschreitet Ubisoft ganz neue Wege. Zumindest theoretisch.

Wie wir inzwischen wissen, fordert Virtual Reality von den Entwicklern das Erfinden neuartiger Spielkonzepte und Ubisoft hat mit dem wirklich guten Eagle Flight schon einen interessanten Titel vorgelegt. Mit Werewolves Within gehen sie noch einen Schritt weiter und verpflanzen ein altbekanntes Gesellschaftsspiel, für das man nicht einmal ein Spielbrett oder Figuren braucht, in den virtuellen Raum.

Die Vorlage ist unter dem Titel Die Werwölfe vom Düsterwald bekannt, das wiederum auf dem Spiel Mafia basiert, von dem es sogar eine skurrile russische Sci-Fi-Spielfilmadaption gibt. Bei dem Spiel sitzen Leute im Kreis und zu Beginn einer Runde bekommt jeder per Zufall eine Rolle zugeteilt. Im Zentrum stehen die normalen, menschlichen Dorfbewohner sowie einer oder mehrere Werwölfe in Menschengestalt. Dazu gibt es einige weitere Rollen wie Heilige oder Jäger, die alle bestimmte Fähigkeiten haben, aber auch eigene Ziele verfolgen. Im Gespräch miteinander müssen die Spieler nun herausfinden, wer zu welcher Gruppe gehört, um am Ende in der großen Abstimmung, wer hingerichtet werden soll, das jeweilige Ziel zu erreichen.

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Überhaupt geht es bei Werewolves Within sehr stark um Psychologie, die durchaus nervenzerfetzende Dimensionen annehmen kann, wie bei einem guten Thriller.

Da es hier um Kommunikation, Gesprächstaktik und eiskalte Lügen geht, kann das Spiel natürlich nicht mit "unechten" Spielern aufwarten. Alle Teilnehmer müssen echte Menschen sein, und bevor eine Runde nicht aus mindestens fünf Akteueren besteht, geht es nicht los. Das ist natürlich ein gewisses Wagnis, denn VR ist als Medium ja noch nicht so sehr verbreitet. Doch hier bringt Ubisoft schon einmal eine sehr gute Innovation, denn im Spiel können die Nutzer von Playstation VR, HTC Vive und Oculus Rift ohne Probleme gegeneinander antreten!

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Technisch funktioniert das soweit sauber und die Spieler finden sich in einer Fantasy-Location um ein Lagerfeuer sitzend wieder, wobei das Design etwas an Fable erinnert. Zu Beginn bekommt jeder seine Rolle und mit Hilfe eines dicken Buches kann jederzeit nachgeschaut werden, welche Rechte und Pflichten damit einher gehen. Durch das Headtracking wird die Bewegung der Figur so gut es geht ins Virtuelle übertragen und Spieler können zum Beispiel sogar aufstehen, wenn sie besonders dringlich argumentieren wollen, oder sich zu ihren nächsten Mitspielern hinneigen, um flüsternd etwas zu sagen, das dann wirklich nur in die Kopfhörer der betreffenden Person übertragen wird. Ein witziges Feature, das aber natürlich Misstrauen bei den anderen Beteiligten weckt!

Überhaupt geht es bei Werewolves Within sehr stark um Psychologie, die durchaus nervenzerfetzende Dimensionen annehmen kann, wie bei einem guten Thriller. Im Gegensatz zum "Offline"-Spiel mit Freunden an einem Tisch ergibt sich durch die Anonymisierung, die Kunstfiguren und die Möglichkeit, mit völlig Fremden zu spielen, noch einmal ein ganz eigenständiger Nervenkitzel. Dennoch ist das auch das größte Problem des Spieles. Denn wenn nicht genug Mitspieler zusammen kommen oder diese den Mund nicht aufbekommen - nicht zuletzt ist die Situation ja auch sehr ungewohnt - kommt kein Spielspaß zustande.

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Technisch und inhaltlich macht es seine Sache gut, die Immersion stimmt und das völlig neuartige an dieser Erfahrung ist schon wirklich faszinierend.

Wie bei keinem anderen Onlinespiel je zuvor hängt hier die Qualität der Erfahrung an den Mitspielern - und natürlich kommt auch noch die Sprachbarriere hinzu, wenn man online mit Menschen aus fremden Ländern spielt. In diesem Fall sind gute bis sehr gute Englischkenntnisse natürlich Pflicht. Von daher ist es sehr schwierig, diesem Spiel eine klassische Wertung zu verpassen. Technisch und inhaltlich macht es seine Sache gut, die Immersion stimmt und das völlig neuartige an dieser Erfahrung ist schon wirklich faszinierend. Doch im Endeffekt bleibt es bei der einen Grundsituation, es gibt keine Progression, auch wenn natürlich die eigene Erfahrung, wie man im Spiel mit den einzelnen Rollen am besten taktiert, zunimmt. Erfahrungspunkte und Level werden also nicht vom Spiel gemessen, sondern an der Realität. Schon ein spannender Ansatz.

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Unterm Strich ist dieses Spiel perfekt für alle, die öfter mal in geselliger Runde und sogar mit Fremden in die Lügengebilde des Düsterwaldes abtauchen wollen. Für alle anderen dürfte das Konzept doch etwas zu abgehoben und möglicherweise zu weit entfernt vom klassischen Gaming erscheinen.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Nervenzerfetzende Spannung bei engagierten Mitspielern, neue Spielerfahrung, solide Technik
-
Kein Spaß ohne engagierte Mitspieler, Sprachbarriere, mangelnde Abwechslung
overall score
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KRITIK. Von Kalle Max Hofmann

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