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Earth Defense Force 5

Earth Defense Force 5

Die Earth Defense Force ist zurück und legt die Messlatte für überdrehten B-Movie-Trash mal wieder höher - wenn auch nur ein ganz kleines Stück.

So langsam wird die EDF-Reihe zum popkulturellen Phänomen, was sicher im Jahr 2003 noch niemand gedacht hatte. Damals erschien der erste Teil im Rahmen der Low-Budget-Reihe „Simple 2000" auf der Playstation 2 - und an die meisten dieser Titel erinnert sich heutzutage niemand mehr. Nur Earth Defense Force "setzte sich durch", bekam noch einen Nachfolger auf der PS2, bis es dann mit Earth Defense Force 2017 und Earth Defense Force 2025 auf Xbox 360 und PS3 weiterging. Bis man schließlich auf der PS4 zu einer chronologischen Nummerierung zurückkehrte und nun nach dem grandiosen Earth Defense Force 4.1: The Shadow of New Despair den fünften Teil veröffentlicht.

Im Kern sind alle EDF-Inkarnationen ehrlich gesagt das gleiche Spiel, inklusive des Ablegers Earth Defense Force: Insect Armageddon, der als einziger nicht von Original-Entwickler Sandlot stammte. Immer wieder kämpfen in der Unterzahl befindliche menschliche Soldaten um das Schicksal von Mutter Erde, die von einer unglaublich riesigen Alien-Streitmacht überfallen wird. Die macht nicht einmal davor halt, unterirdisch ganze Heerscharen von Rieseninsekten zu züchten.

Teil 5 stellt nun eine Art Reboot dar. Wir erleben noch einmal den allerersten Angriff der Aliens, die optisch leicht verändert antreten. Statt Chrom stehen sie auf einmal auf güldenes Design mit einem Hauch Steampunk, an den riesigen Ameisen, Spinnen und Wespen hat sich hingegen kaum etwas verändert. Immerhin hat Sandlot einige Zugeständnisse an „normale" westliche Actionspiele gemacht, zu denen dummerweise auch eine Art Einführung in das Geschehen gehört, die das ganze wohl cineastischer machen soll.

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Das geht nur leider komplett in die Hose, denn die Intro-Missionen, in denen die Spielfiguren in einer unterirdischen Basis unversehens von Zivilisten zu EDF-Kriegern werden, sind einfach nur schlecht und vor allem sehr hässlich. Grafik war aber noch nie die Stärke der Spielereihe, denn hier geht es immer um Quantität statt um Qualität. Deswegen sei es geschenkt, dass die ersten beiden Missionen nicht viel taugen - denn wie immer bietet das Spiel an die hundert verschiedenen Einsätze!

Diese stellen sich meistens als Spielwiesen übertrieben dimensionierter Zerstörung heraus. Auf vielen aufpolierten, altbekannten Maps, aber auch neu hinzugekommen Gebieten treten die EDF-Soldaten und ihre Kameraden gegen unterschiedlichste feindliche Einheiten an. Auf Seiten der Menschen stehen dafür mit den Rangern normale Fußsoldaten bereit, dazu die mit Jetpacks flugfähig gemachten Wing Diver, dick gepanzerte Fencer und die unterstützenden Air Raider, die Equipment und Luftschläge anfordern können.

Dieses Klassensystem bietet die Reihe schon lange, nun scheint es durch MOBAs und Co. extrem im Trend zu liegen. Und auch Earth Defense Force 5 macht mit Freunden am meisten Spaß, egal ob zu viert online oder zuhause im Couch-Koop am geteilten Bildschirm. Wenn die Spieler sowie NPC-Einheiten, die man sich auch untertan machen kann, mit verschiedensten Waffensystemen auf die Monsterhorden losgehen, bleibt buchstäblich kein Stein auf dem anderen - ganze Häuserblocks werden mühelos als Kollateralschäden ausradiert.

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Doch das ist für Fans der Reihe alles nichts neues. Was interessiert, sind die Detailverbesserungen des neuen Teils und das sind gar nicht so wenige. Sicher, die Grafik ist auf den ersten Blick oft immer noch hässlich, was an der völlig unrealistischen Beleuchtung und dem starken Kantenflimmern liegt. Immerhin sind die Maps viel abwechslungs- und detailreicher modelliert, zudem beschränken sich die Einsätze nicht mehr nur auf Japan, sondern es wird noch globaler zerstört.

Und immerhin läuft das Geschehen auf der PS4 Pro meist flüssig, auch wenn es im Splitscreen manchmal etwas Tearing gibt oder bei krassen Kettenreaktionen auch schon mal Slowdowns passieren können, was allerdings auch irgendwie zum trashigen Gesamtbild passt. Denn gerade die Dialoge sind es, die bei EDF immer wieder für Kopfschütteln und Gelächter sorgen - gut, dass die Spieler ebenfalls aus Massen von vorgefertigten Kommentaren wählen können, von denen die wichtigsten komfortabel mit dem Touchpad abgerufen werden. Gerade das Schreien von „EDF! EDF! EDF!" wird nie langweilig, zumal untergebene Einheiten in diese Rufe mit einsteigen.

Am Spielsystem wurden einige Ecken und Kanten abgeschliffen, denn normalerweise ist EDF ein Grinding-Fest. Es gibt Aberhunderte von Waffen für jede Gelegenheit, jedoch droppen diese in Verbindung mit dem Schwierigkeitsgrad. So will jede Mission viele Male angegangen werden, und hier gibt es nun einige neue Nettigkeiten. So gelten beim Erledigen einer Mission auch alle niedrigere Schwierigkeitsgrade gleich mit abgehakt. Das Scheitern eines Einsatzes liefert zumindest einen Teil der erbeuteten Waffen und Panzerung. Zudem wird immer für jeden an der Mission beteiligten Einheitentyp gesammelt, so dass auch Klassen, mit denen man nicht oft spielt, immer besser werden. Und das ist auch gut so, denn der Spaß an EDF entsteht zu einem Großteil dadurch, verschiedene Kombinationen aus Waffen, Klassen und Geräten auszuprobieren.

Auch dort gibt es nun etwas mehr Flexiblität. So können Ranger nun auch Fahrzeuge anfordern, was vorher den Air Raidern vorbehalten war. Die Wing Diver können dafür länger fliegen und sich mit verschiedenen Energietanks ausstatten, die Waffen oder Flugzeit priorisieren. Dazu haben sie endlich ein Dash-Manöver bekommen, was sehr nützlich und spaßig ist. Dafür können die Tonnenschwer gepanzerten Fencer nun auch riesig hohe Sprünge hinlegen und mehr Equipment schleppen, Air Raider können sich auch auf sich allein gestellt besser wehren.

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Ein ganz großes Plus beim Grinden ist auch, dass doppelte Waffen nicht mehr komplett sinnlos sind - stattdessen dienen sie dazu, die vorhandene Waffe bis zu einer gewissen Grenze noch upzugraden. Die Sucht danach, neues zu sammeln, auszuprobieren und die besten Teile dann immer mehr zu verbessern, wird dadurch noch gesteigert.

Unterm Strich haben wir hier also einen ganz typischen neuen Ableger der Reihe. Das neue Earth Defense Force 5 liefert keine Revolution, sondern noch einmal ein Upgrade. Das allerdings fällt deutlich umfassender aus, als es der Schritt von Earth Defense Force 2025 zu Earth Defense Force 4.1: The Shadow of New Despair war. Das Design von einigen neuen Gegnereinheiten ist sicherlich Geschmackssache, die neuen Intromissionen sind Quatsch und die Grafik immer noch maximal als zweckdienlich zu bezeichnen.

Es ist also fraglich, ob es Earth Defense Force 5 gelingen wird, neue Zielgruppen anzusprechen. Wer nichts mit B-Movie-Edeltrash und völlig hirnverbrannten Dialogen anfangen kann, wird mit EDF 5 garantiert nicht glücklich. Wer hingegen Lust auf eine Zerstörungsorgie absolut epischer Dimensionen hat, die mit Freunden wochenlange Unterhaltung verspricht, sollte sich das Spiel mal ansehen. Und für alle Fans der Reihe ist der neue Teil auf jeden Fall sowieso ein Pflichtkauf!

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Wieder einmal unglaublich ausladende, kurzweilige Insektenvernichtung auf globalem Niveau
-
Für Menschen mit Trash-Aversion leider unspielbar
overall score
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