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Mortal Kombat

Mortal Kombat

Cheesy, dorky, albern in dieser speziellen 90er-Art und dazu völlig vorhersehbar - richtig, Mortal Kombat ist zurück. Konzeptionell hat sich rein gar nichts geändert, das hier ist irgendwo zwischen Neustart, Neubeginn und Remake. Wie immer man es nennt, es ist immer noch Mortal Kombat. So wie es schon immer war und wie es immer sein wird.

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Dieses neue Mortal Kombat ignoriert all die 3D-Kampfarenen, die komischen Bonuslevels, die Storyversuche - eben alle Art von Unsinn. Es ist back to basics, zurück ins Jahr 2001. So bizarr es klingt, aber am Ende ist das neue Mortal Kombat ein Gameplay-Mix aus Mortal Kombat 2 und Mortal Kombat 3 - mit ein paar wichtigen Ergänzungen.

Eine davon ist das Super-Meter am unteren Rand des Bildschirms. Wie bei Street Fighter IV können wir die dort gesammelten Superkräfte auf verschiedene Art und Weise quasi maßgeschneidert nutzen. Die Leiste hat drei Zustände und jeder bedeutet, dass wir eine andere Kraft entfesseln dürfen. In der ersten Stufe etwa verschießt Nighthawk plötzlich drei Pfeile oder Sub-Zero bläst extra Eis raus. In der zweiten Phase wird der eigene Angriff zum sicheren Kombo-Brecher. Wer online überleben will, sollte schnell lernen, dieses Mittelchen einsetzen zu können.

Wer die dritte Stufe erreicht, darf den Röntgenangriff entfesseln. Hier stampfen, schneiden, zerschlagen oder treten wir das Skelett des Gegners in Stücke - das alles wird durch eine Röntgen-Kamera gezeigt. Die Idee dahinter könnte gut sein, und der Angriff gehört schnell zu einem wertvollen Teil der eigene Strategie, aber sie hätten die Röntgen-Angriffe besser weglassen sollen. Sie bringen einfach ein großes Ungleichgewicht ins Spiel. Die nicht besonders schwer auszulösenden Angriffe ziehen locker 40 Prozent der gegnerischen Lebensenergie ab. Klar, alle Kämpfer können sie nutzen, so dass es kein Ungleichgewicht zwischen den unterschiedlichen Charakteren gibt. Aber es bringt einfach keinen Spaß, sauber mit Kombos, Blocks und tollen Angriffen zu kämpfen, wenn man dann doch von einem billigen Superangriff zerstört wird...

Mortal Kombat
Das dreistufige Super-Meter am unteren Rand des Bildschirms ist die wichtigste Neuerung am Gameplay.
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Im Ergebnis endet Mortal Kombat, das eigentlich ein anständiges Prügelspiel ist, dadurch und damit eher als ein Party-Spiel - und das hat es eigentlich nicht verdient. Genau wie in Tekken 6, wo das Rage-Meter es tatsächlich geschafft hatte, ein bereits gutes Kampfsystem abzuwerten, fühlt sich das Röntgenzeug wie eine Innovation um der Innovation willen an. Ich wünschte, man könnte es wenigstens ausschalten.

Die Tastenanordnung wurde ebenfalls verändert, sie erinnert nun mehr an Tekken als je zuvor - eine Taste für den linken Arm, eine für den rechten Arm und so weiter. Diese Art der Konfiguration ist die beste Lösung für Kampfspiele, finde ich jedenfalls. Und während das Tasten-Layout und die seidenweiche Framerate einen guten Flow servieren, kommt Mortal Kombat nicht einmal in die Nähe der Wettbewerber wie Super Street Fighter IV oder Virtua Fighter 5, wenn es um Tiefe, Präzision, Balance oder Tempo geht..

Die Spielmechanik ist zudem viel zu ungelenk und steif, so wie schon immer in der Serie. Man bekommt nie das Gefühl, dass sich die Kämpfer irgendwie geschickt bewegen, dass die Animationen ineinander fließen oder es gar Zen-Momente wie in Street Fighter IV geben würde. All das ist hier einfach nicht zu finden.

Mortal Kombat
Der Röntgenangriff ist die finale Stufe der aufgeladenen Superkräfte, schadet aber dem gesamten Kampferlebnis.
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Die Geschichte in Mortal Kombat war schon immer wichtig und leider schon immer dämlich und oft lächerlich. Dieser Macho-Unsinn geht nun in eine neue Runde. Mentale Projektionen, alternative Schicksale, Verräter und der Kampf zwischen Gut und Böse - das alles fühlt sich oft an wie eine Parodie seiner selbst. Während der Story-Sequenzen bleibt genug Zeit zum Lachen, bis man sich dann ärgert, dass man sie nicht überspringen darf - übrigens auch dann nicht, wenn man den Story-Modus schafft und danach auf einem höheren Schwierigkeitsgrad nochmal will. Neben der Story steht wie immer der Challenge Tower zur Verfügung. Dieser Modus ist mein persönlicher Favorit, mit 300 fantasievollen Herausforderungen, die es zu schlagen gilt. Er ist perfekt für Mortal Kombat geeignet, der patentierte Sinn für Humor von Ed Boon ist hier noch intakt und die Schwierigkeit sauber ausbalanciert.

Während der Online-Kämpfe in Mortal Kombat habe ich gute und schlechte Spiele gesehen - einige völlig ohne Verzögerungen, während andere fast unmöglich zu beenden waren wegen schlimmer Lags im Netzwerk. Es ist offensichtlich, dass Netherrealm hier einfach nicht die Erfahrung haben wie die Konkurrenz bei Capcom und Namco. So bleibt der Online-Multiplayer die meiste Zeit eine eher mittelmäßige Erfahrung.

Ich habe viele Stunden mit Mortal Kombat verbracht und ich liebe das Gefühl, wenn ich meinen Freunden mit Scorpions Fly-Kick ins Gesicht fliege. Es schickt mich 20 Jahre zurück in der Zeit und bietet ein wunderbares Retro- und Nostalgiegefühl, tolle Erinnerungen an die wunderbare 16-Bit-Ära eben. Gleichzeitig ist Mortal Kombat nicht konkurrenzfähig mit Titeln wie Super Street Fighter IV, bietet einfach nicht die Brillanz moderner Kampfspiele. Netherrealm Studios haben ein weiteres Mortal Kombat-Spiel mit vulgärem Design, übertriebener Gewaltdarstellung und blutigen Spielmodi abgeliefert. Es bringt eine Weile Spaß, aber das war's dann irgendwie auch...

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07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Vulgäres Design, Sound-Effekte, gute Steuerung, viel Content
-
Steif, nicht ausbalanciertes Gameplay, schlimme Story
overall score
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