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A Plague Tale: Innocence

A Plague Tale: Innocence

Asobo Studios nimmt sich ein dunkles Kapitel der Menschheitsgeschichte, packt seine eigenen Ideen dazu und schafft etwas wahrlich Einzigartiges.

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Im Jahre 1349 treibt der schwarze Tod in Frankreich sein Unwesen und rottet ganze Dörfer aus. Die düstere Atmosphäre spielt eine große Rolle im erzählerischen Abenteuer von Asobo Studios. Im Herzen des Geschehens stehen die Geschwister Amicia und Hugo, die bereits zu Beginn des Spiels durch einen Angriff der Inquisition schreckliche Qualen erleiden müssen. Der kleine Hugo ist zudem von einer seltsamen Krankheit befallen und wird von einem fiesen Stechen im Kopf geplagt. Dadurch wächst er isoliert auf und die Geschwister kennen sich kaum, Hugos Naivität und Amicias hartes Auftreten prallen im Verlauf des Spiels deshalb oftmals aufeinander. Und doch sind die beiden darum bemüht, zusammen nach einem Heilmittel für Hugos sich verschlechternden Gesundheitszustand zu suchen.

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Rattenköder helfen in der Welt von A Plague Tale: Innocence schon lange nicht mehr.

Wir verbringen nur wenige Momente alleine mit den zwei Geschwistern, da sich schon bald Verbündete zu uns gesellen. Zum Beispiel die verwaisten Zwillinge Arthur und Mellie oder der Alchemisten-Lehrling Lucas. All diese Begleiter sind Kinder oder Jugendliche und sie sind vom Töten von Menschen nicht abgebrüht sind (so wie wir Spieler). Amicia und ihren Freunden geht das nahe und sie begreifen das tatsächliche Ausmaß ihrer Handlungen: Wenn wir einen Gegner töten reagieren die Kinder oftmals mit Schock, Panik oder auch Angst. Das ist ein starker Kontrast zur brutalen Welt, mit der wir konfrontiert werden.

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Als Dieb ist Mellie besonders gekonnt im Knacken von Schlössern, doch noch viel wichtiger ist Lucas' Rolle als Alchemist. Amicias Waffe der Wahl ist eine kleine Schleuder, die dank Lucas' Hilfe mit Hilfsmitteln ausgerüstet werden kann. Dadurch gewinnen wir beispielsweise die Option, einem Soldaten mit ätzender Säure den strahlenden Helm zu zerfressen. Das junge Alter unserer Charakter steht der geballten Macht der Inquisition also in nichts nach.

Die Kernmechanik und das allgemeine Highlight des Spiels sind die kleinen Nagetiere, vor denen sich so viele von uns fürchten: Ratten. Als Überträger der Seuche sind die Nagetiere von A Plague Tale: Innocence fast schon gefährlicher, als die Inquisition selbst. Ganz Allgemein gilt: Licht bewahrt uns vor den riesigen Rattenschwärmen - wer in der Dunkelheit steht hat bereits verloren. Asobo Studios schafft es gekonnt diese Logik auf viele verschiedene Weisen im Spiel einzubauen. So müssen wir die Ratten nicht nur meiden, sondern auch gezielt gegen unsere Gegner einsetzen, indem wir ihre Fackeln mit Hilfe unserer Schleuder löschen oder sie direkt in ihr Verderben locken.

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Das junge Alter unserer Spielfiguren macht sich auf unterschiedliche Arten bemerkbar.
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Zusätzlich stehen wir oftmals kleinen Rätseln gegenüber, bei denen wir die Ratten mit einbeziehen müssen. Die Puzzle sind nicht gerade anspruchsvoll, setzen jedoch voraus, dass wir das Verhalten der Ratten verstehen. An einigen Stellen müssen wir sogenannte Lichtbarrieren verschieben, um die Nager in die gewünschte Position zu lenken, manchmal gilt es hängende Leichen abzuschießen und somit die Meute anzulocken. Makaber, doch diese Eigenschaft zieht sich durch das Spiel hindurch. Wer eine kuschelige Atmosphäre möchte, hat im vom Tod geplagten Frankreich nichts zu suchen.

Was den Grips angeht, sind wir der Inquisition vielleicht voraus, doch ein einziger Treffer mit der Waffe oder einem Pfeil sorgt für unseren sofortigen Tod. Eine taktische und bedeckte Vorgehensweise ist also überlebenswichtig, was die diversen Fähigkeiten ins Spiel bringt. Das einzige Manko von A Plague Tale: Innocence liegt in den Interaktionen, die vom Spiel teilweise nicht richtig erkannt werden. Da wir mit nur einem Schlag zum vorherigen Checkpoint zurückgeworfen werden, ist es frustrierend, wenn die Schleuder auf einmal nicht auf unsere Eingabe reagiert und den Gegner knapp verfehlt.

Mit A Plague Tale: Innocence nimmt sich das französische Studio große Titel, wie The Last of Us oder Dishonored: Die Maske des Zorns, zum Vorbild und muss sich nicht vor ihnen verstecken. Die emotionale Geschichte der Geschwister und ihr Kampf ums Überleben in dieser grausamen Welt paaren sich wunderbar mit den Mechaniken des Spiels. Die riesigen Horden der Ratten (die auf der Standard-PS4 zu keinem Zeitpunkt für Performance-Einbrüche sorgten), erzeugen in Verbindung mit den düsteren Szenarien für einige ''Wow''-Effekte. Während die erste Hälfte beinahe allein aufgrund der Gameplay-Mechaniken überzeugt, beeindruckt die zweite Hälfte vor allem wegen der sich entfaltenden Geschichte. Fans von einer guten Erzählung und Spielen mit großer Entscheidungsfreiheit, sollten sich A Plague Tale: Innocence auf keinen Fall entgehen lassen.

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Die fiese Inquisition und die gefährlichen Rattenschwärme sind die großen Bedrohungen in A Plague Tale: Innocence.
09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
abwechslungsreiche Szenerien, spannende Geschichte unterstützt von der vielschichtigen Dynamik der Geschwister, Manipulation der Ratten stellt eine gut ausgearbeitete, vielseitige Spielmechanik dar.
-
ungenaue Interaktion mit Gegnern führt manchmal zu frustrierenden Toden.
overall score
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KRITIK. Von Anne Zarnecke

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