Deutsch
Gamereactor
Kritiken
Castlevania: Lords of Shadow - Mirror of Fate

Castlevania: Lords of Shadow - Mirror of Fate

Der spanische Entwickler Mercury Steam serviert uns ein Handheld-Abenteuer, das die Lücke zwischen zwei Spielen schließen soll.

HQ

Mercury Steam ist ein kleiner Entwickler aus Spanien, der durch die Veröffentlichung von Castlevania: Lords of Shadow eine Menge Lob aus aller Welt bekommen hat. Dem Studio ist es geglückt, die richtige Formel für ein Castlevania-Abenteuer in 3D zu finden. Das Spiel war keine Revolution, aber es war grundsolide und bot gute Rätsel, großartige Action sowie eine wunderschöne Stimmung. Auf den Nachfolger müssen wir noch etwas warten, aber als Appetithappen liefern uns die Spanier mit Castlevania: Lords of Shadow - Mirror of Fate ein Handheld-Abenteuer, das die Lücke zwischen beiden Spielen schließen soll.

Castlevania: Lords of Shadow war ein Neustart der Reihe. Die Charaktere stehen nicht in Zusammenhang mit den bisherigen Figuren, auch wenn noch immer die Familie Belmont im Mittelpunkt steht. Wir zogen als Gabriel Belmont los, uns den dunklen Mächten zu stellen und unsere Frau zu retten. Von Verzweiflung getrieben traf er nicht immer die richtigen Entscheidungen und am Ende kam, was kommen musste. Im kommenden Spiel werden wir die Geschichte dennoch aus seiner Perspektive erleben. Es gilt, die verloren Kräfte wieder zu stärken, während der Belmont-Clan uns nach dem Leben trachtet. Wie es aber so weit kommen konnte, wird nun im 3DS-Abenteuer beschrieben. Es ist ein Abriss der neu erdachten Familiengeschichte und wichtig, um alles korrekt einordnen zu können.

Weil aber eben noch gar nicht so viel über diese neue Castlevania-Zeitlinie bekannt ist, müssen wir natürlich erst einmal ein paar Charaktere einführen. In Castlevania: Lords of Shadow - Mirror of Fate schlüpfen wir daher in vier verschiedenene Rollen und erleben die tragische Geschehnisse somit aus vier verschiedenen Perspektiven in vier Akten. Der Teil von Gabriel Belmont ist in diesem Abenteuer aber eher kurz, im Zentrum stehen vor allem Simon Belmont und sein Vater Trevor Belmont, der wiederum der Sohn von Gabriel ist. Die Handlung wird in kurzen Videosequenzen erzählt, die vom Stil an die comichafte Umsetzung von Okami erinnern. Anfangs wirkt alles noch ziemlich konfus und uns fehlt die Bindung zu den Charakteren. Je tiefer wir aber ins Schloss vordringen, desto besser verstehen wir die Zusammenhänge und desto mehr Seele bekommt das Abenteuer.

HQ
Werbung:
Castlevania: Lords of Shadow - Mirror of FateCastlevania: Lords of Shadow - Mirror of Fate
Mercury Steam hat versucht, Akzente zu setzen und nicht einfach nur die Klassiker zu reproduzieren.

Ein bisschen unsicher macht uns zunächst auch die Präsentation. Castlevania: Lords of Shadow war ein 3D-Spiel, dass versucht hat seine 2D-Wurzeln durch die Levelstruktur vorzugaukeln. In diesem Spiel hier jedoch bewegen wir uns nur in zwei Dimension, auch wenn über die Tiefe drei Ebenen sichtbar sind. Für Kinder der Pixelgeneration ist das natürlich merkwürdig. Und wer auf ausgedehnte 3D-Welten steht, wird sich dennoch eingeengt fühlen. Besonders ambivalent ist das Verhältnis in den wenig spektakulären Außenarealen. Im Schloss selbst gibt es fantastische Momente wie im riesigen Theatersaal, in dem die beeindruckende Größe spürbar wird.

Der Vorteil der eingeschränkten Dimensionen wiederum vereinfacht die Steuerung und die Kollisionsabfrage. Trotzdem ermöglicht diese Variante ab und zu elegante Nahaufnahmen und Kameraschwenks, die eine Situation einwandfrei in Szene setzen. Mercury Steam hat versucht, Akzente zu setzen und nicht einfach nur die Klassiker zu reproduzieren. Und natürlich tun wir uns alle immer so unglaublich schwer mit Neuerungen. Aber trotz der veränderten Optik funktioniert das Action-Adventure im Herzen noch immer genau nach den bekannten Metroidvania-Regeln. Es sieht dabei nur etwas moderner aus - oder besser gesagt: Es sieht zeitgemäßer aus.

Jeder Charakter spielt sich grundsätzlich gleich und besitzt nur unterschiedliche Fähigkeiten. Alle Figuren haben ein Kampfkreuz als Hauptwaffe, das wie eine Mischung aus Peitsche und Enterhaken funktioniert. Im Verlauf finden wir weitere Gegenstände, die in Gefechten eingesetzen werden können. Dazu gehören die Wurfaxt und ein Bumerang, aber auch eine Stoppuhr und eine elektronische Bombe. Letztere ist ziemlich praktisch, um mehreren Gegner gleichzeitig zu schaden. Unsere Talente beeinflussen manchmal die Spielmechaniken, wie etwa durch einen Zauber, der uns automatisch ausweichen oder angreifen lässt. Viele Elemente aber dienen lediglich dazu, unseren Bewegungsradius einzuschränken. Wir lernen erst später, eine Wand einzureißen - also kommen wir an manchen Stellen eben erst später weiter.

Werbung:
Castlevania: Lords of Shadow - Mirror of Fate
Die große Stärke des Spiels ist die sich steigernde Immersion und die Abwechslung.

Und noch etwas haben die Spanier versucht, vom Vorgänger mit auf die kleine Unterwegs-Konsole zu pressen. Die Kämpfe in Castlevania: Lords of Shadow waren etwas größer. Das Spiel nahm Elemente von God of War und Shadow of the Colossus auf. Letzteres findet sich im Spiel nicht wieder, aber der actionbetonte Ansatz der Kämpfe ist dennoch zum Teil vertreten. Manche Gegner sind nicht einfach so mit ein paar Schlägen beseitigt, sondern erfordern mehr Geduld. Die Nutzung von Kombos und das geschickte Ausweichen sind essenziell - auch wenn wir nur zwei Dimensionen für unsere Bewegungen haben.

Die große Stärke von Castlevania: Lords of Shadow - Mirror of Fate ist aber die sich steigernde Immersion und die Abwechslung. Wir werden in dieses Abenteuer reingesaugt, wollen wissen, wie es ausgeht. Lassen wir den Prolog weg, bleiben drei spannende Akte mit einer Geschichte über eine starke Familienbande und ein grausames Schicksal. Und alle Teile fühlen sich durch die wechselnden spielbaren Charaktere ein bisschen anders an. Zwar hat Mercury Steam trotzdem nur ein Abenteuer mit etwas mehr als neun Spielzeit zusammenbekommen. Wer sich aber aufmacht, alle Geheimnisse zu finden, kann noch einmal rund ein bis zwei Stunden draufrechnen.

Ziemlich schwach ist der Sound im Spiel und die 3D-Effekte auf dem oberen Bildschirm gehören auch nicht zu den Stärken. Es fehlt außerdem ein bisschen an echter Herausforderung. Dafür aber gibt es ein paar nette Rätsel und immerhin zwei weitere Stufen über dem normalen Schwierigkeitsgrad. Und was bei den Effekten nicht hinhaut, macht die wunderschöne Musik wieder wett. Tatsächlich habe ich mich dabei ertappt, ziemlich oft die Kopfhörer herauszuholen oder eine Spielpause einzulegen, wenn ich hätte auf den Ton verzichten müssen.

Im Ergebnis mag das Abenteuer noch etwas holprig sein. Wenn wir an Castlevania auf einem Handheld denken, dann wird sicherlich noch nicht ein solches Spiel in unseren Köpfen sein. Auf der anderen Seite konnte Mercury Steam ihren Neuanfang mit Castlevania: Lords of Shadow auch nicht einfach ignorieren. Und so ist der Entwickler angetreten, für einen neuen Stil zu werben. Castlevania: Lords of Shadow - Mirror of Fate ist kein Bruch mit den Klassikern, es ist aber auch keine Revolution. Es ist nur der nächste logische Schritt. Und ein Spiel, das am Anfang vielleicht blass wirken mag, aber uns am Ende trotzdem voller Spannung auf das nächste Abenteuer zurücklässt.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
wunderschöne Musik, gutes Spieltempo, herausfordernde Kämpfe
-
schwacher Sound, mäßige 3D-Effekte, relativ kurz
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

Ähnliche Texte



Lädt nächsten Inhalt