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Command & Conquer Remastered Collection

Command & Conquer Remastered Collection

25 Jahre nach dem Debüt der Serie auf dem PC, ist es nun an der Zeit für die Rückkehr von zwei klassischen C&C-Titeln.

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Wenn man einen alten Klassiker wiederbeleben möchte, ist es wahrscheinlich hilfreich, wenn ein großer Rivale gerade etwas Ähnliches plant. Das Konkurrenzprojekt hilft nicht nur der eigenen Aufmerksamkeit, es dient auch als solide Blaupause, die man für das eigene Remake oder Remaster verwenden kann. Und wenn sich ein Unternehmen wie Blizzard mit dem merkwürdigen Fall von Warcraft III: Reforged so sehr blamiert, dann ist die richtige Gelegenheit gekommen, aus den Schatten zu treten und den enttäuschten Fans die Rückkehr eines anderen Titanen des Genres vorzustellen - was Electronic Arts mit der Enthüllung von Command & Conquer Remastered Collection im richtigen Moment tat. Im Gegensatz zu Blizzard stolpern die Entwickler mit ihrem Projekt überhaupt nicht, nicht einmal für eine einzige Sekunde.

Keine Bange, ich werde euch nicht groß mit der Geschichte langweilen, aber es kann nicht ignoriert werden, dass Command & Conquer eine der, wenn nicht sogar die wichtigste Echtzeitstrategieserie aller Zeiten ist. Die Grundlage dafür lieferte das innovative Dune II, das die Westwood Studios 1995 als Inspiration für ihr erstes C&C (Tiberian Dawn) nutzten. Das Ergebnis war nichts weniger als revolutionär, denn es wurde ungefähr zu der Zeit geboren, als PC-Spiele die engen und restriktiven Grenzen des Diskettenspeichers für den verhältnismäßig geräumigen Luxus von CD-ROMs hinter sich ließen. Die Entwickler nutzten den zusätzlichen Platz für verbesserte Audiodaten, knusprig aussehende CGI-Grafiken und zeitweise sogar vollständige Zwischensequenzen in Videoform. An der Spitze dieser Bewegung standen damals die Westwood Studios.

Doch nur weil etwas in den Neunzigerjahren innovativ war, muss das gleiche Konzept 2020 natürlich nicht mehr ebenso gut ankommen. Nicht jeder, der dieses RTS-Doppelpack aufgreift, wird die Originale gespielt haben oder sich gar um das Erbe kümmern - obwohl ich mir vorstellen kann, dass die große Mehrheit der Spieler eine Beziehung zu einem oder beiden Spielen haben wird. So war es jedenfalls bei mir der Fall. Command & Conquer Remastered Collection bietet jedenfalls eine Fülle von Inhalten. Beide Spiele haben zwei Kampagnen und es gibt auch drei Erweiterungen (einschließlich einiger Konsoleninhalte, die zum ersten Mal auf dem PC verfügbar sind). Wir sprechen hier von stundenlangem Klicken und Taktieren, man erhält in dieser Hinsicht also ein äußerst gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Nicht alle Missionen sind brillant, aber im Allgemeinen bleiben beide Spiele bis heute eine besondere Herausforderung.

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Command & Conquer Remastered CollectionCommand & Conquer Remastered Collection
Glücklicherweise gibt es viele Anpassungsoptionen und ihr könnt zum Beispiel umschalten, mit welcher Maustaste ihr eure Einheiten steuern wollt.

Ein großer Teil dieser besonderen Herausforderung beruht auf der Präzision, die man in den Gefechten benötigt. In einigen RTS-Spielen lassen sich Einheiten in einem Mob gebündelt zu einem beliebigen Punkt auf der Karte schicken und unterwegs greifen sie automatisch alle Feinde an, denen sie begegnen. Command & Conquer Remastered Collection unterstützt das nicht, denn wir müssen unsere Streitkräfte immer noch mit unfehlbarer Spezifität leiten, sonst werden wir im feindlichen Feuer untergehen. Es ist sicher eine Eigenart, aber die Herausforderung der beiden Spiele basiert nun einmal auf diesem Ansatz. Das wird auch der Grund sein, warum die Entwickler keine fortgeschrittenere KI für die Truppenbewegungen implementiert haben - es hätte die Kampagnenmissionen aus dem Gleichgewicht gebracht.

Eine ferne Erinnerung sagt mir, dass ich damals in der Red-Alert-Kampagne steckengeblieben bin und sie nie beendet habe. Nachdem ich mich jetzt erneut mit dem Spiel beschäftigen konnte, kann das sehr gut möglich sein, weil es dort einige bestrafende Missionen gibt. Zum Glück können wir unseren Fortschritt mitten im Level zwischenspeichern und nach dem Tod (oder weil ihr wie ich blöderweise eure Hauptbasis verkauft habt und keine Neue produzieren könnt) zu diesem Punkt zurückkehren. Auf diesem Wege halten sich die Frustmomente meistens in Grenzen, aber es gibt immer noch einige Situationen, die lächerlich schwierig sind. Beispielsweise wenn wir eine bestimmte Einheit am Leben erhalten müssen, während die One-Hit-Kill-Angriffshunde über uns herfallen. Es hilft nicht, dass der Nebel des Krieges um unsere Einheiten relativ dicht ist, sodass sich das Manövrieren durch bestimmte Bereiche manchmal wie Trial and Error anfühlt.

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Es gibt noch andere kleine Mängel oder Risse, die sich im Laufe der Jahre gezeigt haben, wenn ihr so wollt. Die Wegfindung zum Beispiel lässt uns manchmal im Stich oder das archaische Kontrollschema. Glücklicherweise gibt es viele Anpassungsoptionen und ihr könnt zum Beispiel umschalten, mit welcher Maustaste ihr eure Einheiten steuern wollt. Es ist nicht zu übersehen, dass sowohl Tiberian Dawn als auch Red Alert mehr als zwei Jahrzehnte alt sind, aber Petroglyph, ein Team aus ehemaligen Entwicklern der Westwood Studios, hat genau die richtige Anzahl optionaler Optimierungen vorgenommen, um das Original authentisch und zugänglich zu halten. Auf diese Weise werden sowohl Neuankömmlinge als auch ältere Generäle zufrieden sein.

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Es ist klar, dass die Produktion von Command & Conquer Remastered Collection für alle Beteiligten eine Art Leidenschaftsprojekt war.

An der grafischen Präsentation ist kaum etwas zu bemängeln. Lemon Sky, ein Studio das in diesem Bereich einige Erfolge vorzuweisen hat, erstellte die Assets von Grund auf neu und ihre Ergebnisse sind beeindruckend. Die neue Optik ordnet sich zwischen angemessen Retro und angenehm detailliert ein. Dieser neue Stil ist so authentisch, dass es manchmal so wirkt, als würde man die alten Grafiken des Originals betrachten. Dieser Eindruck täuscht, denn mit der Leertaste können wir jederzeit zum körnigen Pixelmatsch zurückkehren, der das Spiel früher in Wahrheit war. Im Vergleich dürfte jedem auffallen, dass hier hervorragende Arbeit geleistet wurde. Zoomen zu können ist eine weitere willkommene Modernisierung und seit 1995 hat sich auch in puncto Benutzeroberfläche einiges getan. Das UI-Design ist zwischen den Kämpfen mittlerweile sauberer und gleichzeitig zugänglicher.

Die Animationen im Spiel sehen großartig aus, mit Explosionen im Retro-Stil und Effekten, an die ich mich von früher erinnere. Auf der anderen Seite der Gleichung stehen die CGI- und FMV-Szenen, deren Alter nur schwer zu verbergen ist. Die Zwischensequenzen wurden immerhin restauriert und bei der Hochskalierung ist der B-Movie-Charme erhalten geblieben. Ich bin vor allem froh darüber, dass die Entwickler nicht auf die dumme Idee gekommen sind, die Szenen mit neuen Schauspielern erneut zu filmen. In vielerlei Hinsicht wird das Erbe von Command & Conquer durch seine abstruse Herangehensweise beim Storytelling definiert und deshalb machen die schlechten Akzente, die fragwürdigen Kostüme und die Art und Weise, wie Video und CGI mit dem Gameplay kombiniert wurden, einen großen Teil der einzigartigen Attraktivität aus.

Ein weiteres wichtiges Plus in dieser Sammlung ist der Soundtrack, der ebenfalls die Remaster-Behandlung erhalten hat. Frank Klepackis Soundtrack hat sich wirklich bewährt und es dauerte beim Spielen nicht lange, bis ich wieder mit den Fingern auf der Tischplatte mitklopfte, um Gitarrenriffs schreddernd in den Krieg zu marschieren. Es gibt sogar eine Jukebox-Funktion, mit der ihr euer Hörerlebnis besser steuern könnt.

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Die Animationen im Spiel sehen großartig aus, mit Explosionen im Retro-Stil und Effekten, an die ich mich noch von früher erinnere.

Und das ist noch nicht alles. Freut euch über einen mächtigen Level-Editor, mit dem ihr eure eigenen Kreationen erstellen könnt. Mit dabei ist auch ein Gefechtsmodus, in dem wir gegen die KI kämpfen und leichter auf die volle Bandbreite der Einheiten zugreifen können. Zusätzlich zu den umfangreichen Solokampagnen gibt es noch das Matchmaking, obwohl wir bislang keine Gelegenheit hatten, das vorab zu versuchen. Volle Mod-Unterstützung wird ebenfalls gewährt, denn nachdem Blizzard die Kreativität der Spieler in Warcraft III abschöpft und eingrenzt, haben Petroglyph und EA beschlossen, den Quellcode für beide Spiele direkt für das gesamte Internet zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise können Modder damit machen, was auch immer sie wollen.

Command & Conquer Remastered Collection sieht großartig aus, klingt fantastisch und Fans können mit Filmmaterial hinter die Kulissen sogar in die Entstehungsgeschichte der Serie eintauchen (wenn ihr euch durch die verschiedenen Missionen des Spiels bewegt, könnt ihr sogar noch Bonusfunktionen freischalten). Es ist klar, dass die Produktion von Command & Conquer Remastered Collection für alle Beteiligten eine Art Leidenschaftsprojekt war. Das Spiel unter all diesen neuen Details mag in bestimmten unvermeidlichen Bereichen sein Alter zeigen, aber insgesamt hält die Erfahrung immer noch an, sodass ein C&C-Fan so ziemlich alles bekommt, was sie oder er sich wünschen könnte. Wenn Blizzard ihren Strategieklassiker mit dieser Sorgfalt erneuert hätte, wäre es ein großes Lobesfest geworden.

09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
viele moderne Details verbessern das Basiserlebnis, jede Menge Fanservice, Modding-Unterstützung, Karten-Editor, frische Grafiken sehen großartig aus, neu aufgenommener Soundtrack klingt toll.
-
Es ist schwer, das Alter des Spiels in bestimmten Bereichen zu verbergen.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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