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Iron Man VR

Iron Man VR

Nach langem Warten und zwei Verschiebungen ist es endlich so weit: Wir können in der virtuellen Realität in den eisernen Kampfanzug von Tony Stark steigen und die Lüfte erobern!

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Mit einem Druck auf den Trigger starten wir unsere Düsen und fliegen los, mit den Daumentasten schießen wir.

Zuerst fällt natürlich auf, dass das hier ein offizielles Marvel-Game ist - klar. Die Lizenz bezieht sich aber nur zum Teil auf das Marvel Cinematic Universe: Die Schauplätze sehen ihren Filmvorbildern zwar extrem ähnlich, die Charaktere sehen aus rechtlichen Gründen aber nicht aus wie Robert Downey Junior und Co. Auch die Geschichte passt mehr oder weniger auf einen Bierdeckel (oder zwischen 32 Comicseiten) und die Lösungen für angedachte Geheimnisse werden uns schon früh und so aufdringlich reingedrückt, dass es kaum zu Überraschungen kommt.

Aber das hier ist auch kein Arthouse-Indie-Game, sondern ein fetter First-Party-Blockbuster, in dem wir als Iron Man herumfliegen und allerlei Explosionen sehen wollen - und auf diesem Gebiet liefert das Game ordentlich ab. Schon nach dem ersten Starten unseres Anzugs finden wir uns in der wunderschönen Küstengegend um Tony Starks Villa in Malibu wieder und lernen die Move-Steuerung kennen. Als jemand, der auch auf dem PC in der virtuellen Realität unterwegs ist, verurteile ich diese „Gummiknüppel" oft, doch man muss zugeben, dass die Steuerung bei Iron Man VR sehr gut funktioniert und prima an diese älter werdende Peripheriegeräte angepasst wurde. Mit einem Druck auf den Trigger starten wir unsere Schubdüsen und fliegen los, mit den Daumentasten schießen wir. Intuitiver hätte ich es gefunden, wenn es umgekehrt wäre, doch das kann man im Spiel nicht ändern. Die Steuerung fällt aber sowieso unter das Motto „leicht zu begreifen, schwer zu meistern", sodass man sich mit der Zeit daran gewöhnt und sie später sogar zu schätzen lernt.

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Raum, sich zu verbessern, bietet das Spiel an jeder Ecke, denn die Missionen werden mit bis zu fünf Sternen bewertet, mit denen wir uns Erweiterungen für unseren Anzug kaufen können. Das lässt dann irgendwann auch die auf Anhieb schwer erscheinenden Missionen leichter werden und es lädt dazu ein, alle Ergebnisse nach dem Durchspielen der Story zu perfektionieren. Angenehmerweise haben sich die Entwickler beim Spielfluss etwas von Blood & Truth inspirieren lassen und es gibt auch immer mal wieder ruhigere Passagen, in denen wir die Umgebung in Augenschein nehmen oder sogar mal etwas gruselig angehauchte Spannung erleben. Etwas schade ist dabei, dass die Übergänge zu den einzelnen Szenarien oft etwas abgehackt wirken und von längeren Ladezeiten begleitet werden - hier hilft eine SSD.

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Mit der richtigen Dosierung lassen sich gezielte Manöver hinlegen, in denen wir unsere verschiedenen Primär- und Sekundärwaffen sogar mit Faustschlägen und mächtigen Ramm-Attacken kombinieren.

Das Spiel ist um die 50 GB groß und es bietet entsprechend umfangreiche Locations. Im weiteren Verlauf bekommen wir dann eine coole Weltkarte in Form eines interaktiven Globus, auf dem wir Nebenmissionen starten können, die weitere Sterne bringen. Dabei werden die bekannten Gebiete recycelt, aber wir werden noch einmal zu Luftrennen herausgefordert oder dürfen beim Zielschießen antreten. Durch gelungene Kampfmanöver können wir übrigens auch neue Anzug-Designs freischalten. Da wir im Spiel aber in der Regel nur unsere Arme (und die etwas merkwürdig breiten Schultern) sehen, spielt das keine große Rolle.

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Das Geschehen in den Hauptmissionen schwankt zwischen bombastischen Szenarien, wie der Rettung eines abstürzenden Flugzeugs und der optischen Pracht Malibus, es gibt aber auch Ausreißer nach unten, wie die nächtliche Stadtumgebung Shanghais, was mich unfreiwillig an das Low-Budget-PSVR-Spiel Megaton Rainfall erinnerte. Trotzdem ist es unterm Strich beachtlich, was für ein komplexes und grafisch meist überzeugendes VR-Abenteuer hier kostengünstig auf der Playstation 4 Pro abgefeuert wird. Zwar ist die virtuelle Realität auch auf einem PC mit schlau zusammengestellten Komponenten und einer Brille wie der Oculus Rift S inzwischen schon deutlich unter 1500 Euro möglich, doch für den Straßenpreis von nur knapp über 500 Euro für die PS4 Pro und das PSVR-Headset wird hier schon fast Unglaubliches geleistet.

Auch wenn sich die Missionen ähneln und unsere Hauptgegner oft etwas langweilige Drohnen sind, ist das freie Herumfliegen und Kämpfen ein Riesenspaß (wer hätte das gedacht?). Mit der richtigen Dosierung lassen sich gezielte Manöver hinlegen, in denen wir unsere verschiedenen Primär- und Sekundärwaffen sogar mit Faustschlägen und mächtigen Ramm-Attacken kombinieren. Selbst Kollisionen bei voller Geschwindigkeit werden sanft und dennoch halbwegs glaubwürdig abgefangen, damit nicht die bei VR drohende Motion-Sickness eintritt.

Diese wird darüber hinaus aber auch über unterschiedlich dosierbare Vignetten (eine Abdunklung der Bildränder) reduziert. Dabei hilft das immer prominent im Bild befindliche Heads-Up-Display, das uns erst recht das Gefühl verleiht, der Held in einem actionlastigen Marvel-Film zu sein. Hier muss man wieder einmal feststellen, dass man dieses „Mittendrin-Gefühl", das VR ausmacht, auf anderem Wege einfach nicht vermitteln kann. Es ist auch immer wieder überraschend, wie intensiv es sich anfühlt, wenn fähige Entwickler einen überzeugenden, immersiven Abenteuerspielplatz für die Spieler erschaffen.

Um die vielen flapsigen Sprüche aus dem Game aufzugreifen, kann man das Gesamtpaket am besten mit folgendem Satz zusammenfassen: Tony, stark!

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Das hier ist kein Arthouse-Indie-Game, sondern ein fetter First-Party-Blockbuster, in dem wir als Iron Man herumfliegen und allerlei Explosionen sehen.
08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
bombastische audiovisuelle Präsentation, tolles Spielgefühl, wir sind Iron Man!
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Gameplay wiederholt sich mit der Zeit, lange Ladezeiten, einige grafische Ungereimtheiten.
overall score
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