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Weird West

Weird West

Wolfeye Studios lässt uns übernatürliche Ereignisse im Wilden Westen erforschen.

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Ich war schon immer ein großer Western-Fan. Mein Großvater hatte mich damals angesteckt und ich kenne mich ganz gut aus, mit John Wayne, Gary Cooper, Henry Fonda und Clint Eastwood. Als Wolfeye Studios 2019 ihr neues Spiel Weird West ankündigten, war ich wirklich gespannt, wie sie den Wilden Westen und das Übernatürliche zusammenbringen würden. Das Spiel ist heute erschienen, aber ich durfte es bereits vorab spielen und möchte euch gerne von meinen Erfahrungen mit diesem RPG berichten.

Weird West erzählt die Geschichten von fünf unterschiedlichen Akteuren, die alle miteinander verbunden sind. Die Handlung wird quasi auf diese fünf Figuren verteilt, wobei jeder Abschnitt mit einem Charakter Einfluss auf die übergeordnete Erzählung hat. Wir Spieler*innen erleben die Geschichte nahtlos, während die Charaktere unabhängig voneinander agieren. Es ist eine seltsame Story um eine mysteriöse Begegnung, die mit fortlaufender Spielzeit langsam anfängt, Sinn zu ergeben. Im ersten Akt lernen wir die Kopfgeldjägerin Jane Bell kennen und mit jeder weiteren Episode erfahren wir ein wenig mehr über die übergeordnete Geschichte.

Da wir immer wieder zwischen verschiedenen Protagonist*innen wechseln, müssen wir auch unseren Spielstil regelmäßig anpassen. Jane Bell ist stark im Umgang mit Schusswaffen, wohingegen Pigman ein Nahkämpfer ist, der in keiner der Siedlungen willkommen ist. Als Werwolf Desidério Ríos könnt ihr einfach in der Stadt eurer Wahl neue Waffen kaufen, während Pigman Cl'erns Qui'g sofort erschossen würde, wenn er sich der Stadt auch nur nähert - seine Geschichte ist deshalb auch wesentlich herausfordernder als die der Anderen.

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Das Spiel ist fantastisch umgesetzt worden und deshalb werdet ihr diese Welt einfach erkunden wollen.

Dass wir immer wieder einen neuen Charakter bekommen, ist ein zweischneidiges Schwert. Übernehmt ihr die Rolle einer anderen Figur, müsst ihr nämlich erneut Ausrüstung für diesen Charakter sammeln. Eure Fähigkeiten und die Upgrades, die ihr für gesammelte Nimp-Relikte bekommt, lassen sich leider nicht übertragen und das ist schon ein herber Schlag, grade weil die meisten Talente identisch sind (mit Ausnahme von drei, vier Charakterspezifischen Fertigkeiten). Da man die Fortschritte am Ende ja eh wieder verliert, macht es schon bald keinen Spaß, sich mit dieser Mechanik zu beschäftigen.

Doch obwohl das Fortschrittssystem von Weird West seine Schwächen hat, ist das Spiel fantastisch umgesetzt worden und ihr werdet die Welt einfach erkunden wollen. Jeder Ort auf der Karte birgt seine ganz eigenen Geheimnisse, egal ob Beute oder einen besonders hartnäckigen Gegner. Es warten abseits des Weges viele Nebenmissionen, die euch mit neuer Ausrüstung und neuen Freunden versorgen können. Womöglich hilft euch eine dieser Belohnungen in brenzligen Situationen weiter? Vergesst nur nicht, dass der Wilde Westen ein raues Pflaster ist. Wenn ihr gegen das Gesetz verstoßt oder euch mit den falschen Leuten anlegt, dann macht ihr euch Feinde fürs Leben, die euch über die gesamte Karte jagen. Eure Entscheidungen ziehen Konsequenzen nach sich.

Wenn wir von einem Ort zum Nächsten reisen, können wir zufällige Begegnungen auftreten. Manche sind gut, aber viele sorgen eher für Schwierigkeiten. Wir können manche dieser Zufallsereignisse vermeiden, aber euch erwarten trotzdem jede Menge Kämpfe und wenn ihr unvorbereitet seid, ereilt euch schnell der Tod. Das ist so frustrierend, denn diese Situationen sind kaum vermeidbar und wenn wir sterben und das Spiel neu laden, laufen wir immer wieder in genau das gleiche Szenario. Um das zu vermeiden, solltet ihr immer vorbereitet sein, aber wenn wir an einem Ort gerade ordentlich aufgeräumt haben, sind Munition und Vorräte meist richtig knapp. Meist passiert es genau dann, wenn ihr auf dem Weg in die nächste Stadt seid, um eure Ausrüstung aufzufüllen, dass ihr in einen harten Kampf geratet. Die zufälligen Kämpfe können deshalb für viele unvorhergesehene Probleme sorgen.

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Wir Spieler*innen erleben die Geschichte nahtlos, während die Charaktere unabhängig voneinander agieren.

Weird West ist ein isometrisches Rollenspiel und läuft wirklich wunderbar flüssig. Egal ob ihr Schleicheinlagen und Strategie einsetzt oder alles in eurem Weg niedermäht; das Gameplay, eure Bewegungen und die Schiessereien sind alle von höchster Güte. Das gilt auch für die Grafik und die Präsentation insgesamt. Weird West ist ein wirklich schickes Spiel und sein Stil und der Soundtrack arbeiten Hand in Hand, um eine beeindruckende, immersive und einzigartige Version des Wilden Westens zu erschaffen.

Das Spiel hat kleine Fehler, aber es ist ein kompetentes und sehr beeindruckendes Rollenspiel. Wenn ihr Western mögt und vollgepackte Welten gern nach versteckten Geheimnissen durchkämmt, dann dürfte Weird West genau richtig für euch sein. Es ist fordernd, packend und wird brillant präsentiert - es reiht sich somit in das beeindruckende Portfolio von Publisher Devolver Digital mit ein.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
brillante Präsentation, Erkundung und Rätsel in der offenen Welt sind eine Freude, erstklassiges Gameplay, wendungsreiche Geschichte drängt uns zu neuen Spielstilen.
-
Die Progression verliert schnell an Fahrt, Zufallsbegegnungen können sehr herausfordernd werden.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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