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Rain

Rain

Ein Junge und ein Mädchen flüchten vor etwas in einer grauen, tristen Welt. Sie suchen das Licht - und man selbst einen Weg, das schnell hinter sich zu bringen.

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Draußen regnet es in Strömen. Drinnen auch. Ein uninspirierter Einstieg zur Kritik über ein Videospiel, das so gewollt einen auf Kunst macht, das es darüber alle anderen Tugenden eines guten Videospiels alleine im Regen stehen lässt.

Rain, das sind: der Junge, das Mädchen, das Schattenmonster, der Regen. Dazu kaum Farben, sondern nur mausgrau, steingrau und schwarzgrau. Mehr braucht es nicht, um ein Abenteuer zu beginnen, das uns gefangen nehmen will. Gerade noch saß der fiebernde Junge quasi in einem wunderschönen Pastellgemälde, aus dem heraus eine Tür aus Licht ins Dunkle führte. Natürlich war die Neugierde größer...

Es folgt, in acht Kapiteln, die Geschichte einer dunklen Welt, von Regentropfen enthüllt. Sie beherbergt merkwürdige Silhouetten als Gegner, die nicht riechen können und nur schlecht hören können, aber gut sehen. Der Jungs und das Mädchen flüchten vor ihnen, müssen ihnen ausweichen. Die Charaktere geben keinen Ton von sich, außer sie verursachen Geräusche durch die Interaktion mit der Umgebung. Rennen Tische um, poltern gegen Flaschen, hüpfen durch Pfützen. Das schreckt Bestien auf, die man mit Hilfe dieser Aktionen geschickt in Hindernisse hineinleiten muss, um sich den Weg freizumachen.

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Kleine Logikrätsel sollen uns bei Launen halten, aber immer wieder wird das Spiel auch zum Rennspiel, das falsches Abbiegen gnadenlos mit dem Tod bestraft.

Alles, was uns vor dem Dauerregen schützt, schützt uns vor den Bestien. Die können uns nämlich nicht sehen, wenn wir nicht im Regen stehen. Wir sind dann unsichtbar. Auch sie sind dann unsichtbar, aber noch da. Und wir können sie nicht sehen, wenn ihre Silhouette nicht vom Regen enttarnt wird. Eine trickreiche Kombination, könnte man meinen, aber die Herausforderung bleibt quasi ebenso unsichtbar. Schlamm und Schmutz enttarnen uns zusätzlich, aber Pfützen und Wasserbottiche helfen dabei, wieder unsichtbar zu werden. Spielerisch relevant wird das alles nicht.

Kleine Logikrätsel sollen uns bei Launen halten, aber immer wieder wird das Spiel auch zum Rennspiel, das falsches Abbiegen gnadenlos mit dem Tod bestraft. Die Checkpoints sind aber so freundlich gesetzt, dass es fast schon zu einfach wird. Wo wir bei der Logik sind: Logische Probleme hat Rain so einige, etwas jenes, dass es auch innerhalb einer Fabrik regnet, die aber noch ein Dach hat.

Tragischer allerdings wiegt, dass nichts zum Erforschen einlädt, weil es nichts zu erforschen gibt. Die Welt ist tot. Es ist keine offene Spielwelt, sondern ein streng lineares Irgendwas. Sich abseits des vorgesehenen Weges zu bewegen, führt unweigerlich zum Tod in Pastellblau. Es gibt nur den einen Weg und dazu ein paar völlig sinnlose Sackgassen. Deren Sinn erschließt sich erst nach dem Durchspielen, den als Belohnung fürs Durchhalten dürfen wir im zweiten Durchlauf (den man natürlich nicht macht), in den Sackgassen nach Erinnerungen suchen.

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Rain
Dafür, dass es in dem Spiel quasi nur um Wasser geht, sehen die Effekte echt traurig durchschnittlich aus.

Irgendwann wechselt das Gameplay bedingt die Geschichte zu einem simulierten Koop-Modus. Man hat immer wieder einmal das Gefühl, der andere Spieler in der Haut des Mädchens könnte ein echter Zufallsmitspieler sein, so wie bei Journey. Aber leider ist das nicht so. Es ist wohl nur der Wunsch, dass mehr hinter dem steckt, was man gerade seit zwei Stunden macht. Ist aber nicht so. Anstrengen muss man sich auch nicht. Auf jede nötige Aktion wird wenig dezent hingewiesen.

Dazu gesellen sich Hässlichkeiten wie unendliche lange Leiterkletterpassagen oder ein permanentes darauf Warten, dass das Mädchen uns eine Leiter runterschickt. Eine Sprachausgabe fehlt, alles wird durch in die Spielwelt projizierte Sätze erzählt. Hat man auch schon mal gesehen, in den ZDF-Reportagen oder in Splinter Cell: Conviction vor ein paar Jahren. Die langsame und sanfte Klaviermusik passt bestens zum ausdauernden Regen. Dafür, dass es in dem Spiel quasi nur um Wasser geht, sehen die Effekte echt traurig durchschnittlich aus. Kein bisschen von der Finesse ist existent, die Crytek beim Thema Wasser an den Tag legt. Oder Rockstar. Oder DICE. Sie alle können Wasser besser und schöner inszenieren, als Sonys hauseigenes Studio. Schade.

Inhaltlich ist Rain noch am besten. Es ist eine schöne Parabel auf die Freundschaft. Dafür wurde aber echt zu lange ausgeholt. Und ein langweiliges Spiel vor das schöne Ende gepackt, das man acht Kapitel lang bisweilen wirklich ertragen muss. Man sieht immer die Anleihen an Echochrome stilistisch verpackt, diese Idee der in sich verschlungenen Welt. Hier ist sie wohl auch als Kampf gegen eine Krankheit gemeint, als Flucht vor Erregern und dem Tod.

05 Gamereactor Deutschland
5 / 10
+
Irgendwie schönes Ende
-
Langweiliges Spiel, keine Herausforderung, logische Inkonsistenzen, sehr kurz (aber trotzdem zu lang)
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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