Mir ist schlecht. Ehrlich. Ich hab' mich gerade eine Viertelstunde lang im Überschalltempo fortbewegt und habe mich dabei zusätzlich andauernd um die eigene Achse gedreht. Eine Luftrolle nach der nächsten, um den mir immer penetranter entgegen fliegenden Raketen auszuweichen. Oder die Lenkraketen an meinem Düsenarsch abzuschütteln. In einem sehr, sehr schnellen Jet - nach dem gleichen Prinzip in unterschiedlichen Varianten. Ballern, ausweichen, bremsen, drehen, drehen, beschleunigen, ballern, ausweichen, beschleunigen und so weiter. Und so fort. In kontinuierlich heftiger werdenden Luftkämpfen mit immer mehr Gegnern.
Ein paar Schäfchenwolken oder etwas umherfliegende Vulkanasche suggerieren die extreme Geschwindigkeit über dem entlang rasenden Untergrund vor einem fest fixierten Hintergrund. Schlichtes, grafisches Prinzip, aber es funktioniert tadellos. Die HD-Optik ist nicht wahnsinnig aufwendig, hat aber ihren netten Höhepunkte (etwa der Rauch oder die Blendeneffekte). Die Jets sind schön gemacht, irgendwo zwischen Retro und Next-Gen. Die beiden Boing-Maschinen F/A-18E Super Hornet und F-15E Strike Eagle sowie die neue F-14D Super Tomcat gibt es in vier verschiedenen Lackierungen. Dann dürfen wir noch zwischen den Soundtracks von After Burner II und der modernen Climax-Version wählen - und ab geht's vom Flugzeugträger.
After Burner Climax bietet zwei Optionen zum Spielen. Die alte Arcade-Version, wo wir uns mit einer fixen Anzahl Leben und Continues durch die knapp 21 Stages kämpfen. Und den Score-Attack-Modus, wo es mit einer unendlichen Anzahl an Flugzeugen nur darum geht, möglichst viele Punkte in eben diesen Stages abzugreifen.
Das tolle an After Burner Climax ist sein schlichtes Spaßpotenzial. Fliegen, schießen, ausweichen - um mehr geht es nicht. Um mehr ging es bei After Burner nie. Aber genau das fesselt einen wie schon früher an den Bildschirm. Das Spiel bietet ausreichend Möglichkeiten, sich zu kontinuierlich zu verbessern, wobei der Einstieg wirklich kinderleicht ist. Mit den Jets losfliegen kann jeder, und jeder denkt, er mache das eigentlich ganz okay. Wobei genau das natürlich großer Quatsch ist, denn um wirklich gut zu werden, muss man natürlich auch hier Gegnermuster auswendig lernen und die einzelnen Stages quasi im Schlaf durchfliegen können.
Climax ist der neue Apendix, weil wir im Spiel einen Climax anwerfen können, um die Zeit etwas einzufrieren und das Fadenkreuz zu erweitern. Raketen finden während dieser Höhepunkte deutlich besser ihr Ziel. Der Climax ist mit einem Energiebalken verknüpft, der sich nach der Benutzung selbst wieder auffüllt. Ein simples Prinzip, aber Timing ist hier wirklich alles, denn nur diese kurzen Momente der Ruhe retten einem in hitzigen Situationen noch in letzter Sekunden den Hintern.
Es bleibt aber der doofe Beigeschmack, dass beide Modi sich doch identisch spielen, da es immer darum geht, möglichst präzise zu zielen und die möglichen Vorteile auszunutzen. Einerseits darf man seine Raketen nicht sinnlos verschießen, sonst fliegt man in kritischen Situation leergeschossen durch die Gegend (und außerdem ist und bleibt die Medaille "Mit 300 Raketen in einem Spiel vorbeigeschossen" ein Schandfleck in der Sammlung des Score-Attack-Modus).
Anderseits ist es dann doch so, dass der Arcade-Modus deutlich herausfordernder bleibt, weil wir für das mit ihm verknüpfte Ex-Optionsmenü einen Haufen Sachen freispielen können, die das Spiel kontinuierlich verändern. So lassen sich die Auffrischungsraten für den Climax-Balken verändern, der Rauch der Explosionen abstellen oder die Geschwindigkeit der Flugzeuge verändern. Und schließlich gibt's für beide Modi auch noch die Highscore-Listen. Für rund zehn Euro ist das großer Spaß für kleines Geld.