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Alice: Madness Returns

Alice: Madness Returns

Die Welt in Alice: Madness Returns ist auf den ersten Blick gespickt mit wunderbarem Wahnsinn. Optisch trifft das auch zu, aber das Gamedesign selbst ist eher konservativ und klassisch: ein Third-Person-Action-Adventure mit Plattformer-Elementen.

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Während immer realistischere Landschaften in Videospielen immer eindrucksvoller werden mit jeder Konsolengeneration, sind es jene phantastische Landschaften, die bisher noch unsichtbar waren für das menschliche Auge, die uns als Spieler wirklich begeistern. Perfekte Bedingungen für ein neues Wunderland also, wo das Abstrakte und das Bizarre nahtlos miteinander verschmelzen. Das müsste jedenfalls bei der Fortsetzung des Kult-Originals American McGee's Alice so sein, das bereits vor über zehn Jahren eine unheimlichere Variante des klassischen Carroll -Abenteuers erschuf.

Die Story für die Fortsetzung lässt den Geist von Alice zwischen dem echten London und ihrem verdrehten und makaberen Wunderland reisen. Die krude Welt ist aus ihren psychisch-vernarbten Wahnvorstellungen entstanden, während sie immer noch den Verlust ihrer Familie verarbeitet.

Wie in der Originalvorlage wird es keine logischen, inhaltlichen Fortsetzungen zum Abenteuer von Alice geben, während sie zwischen den verschiedenen Missionen mit unterschiedlichen Szenarien und Herausforderungen hin und her huscht. Abwechslung bietet eher das optische Design. Heute kriegen wir ohnehin nur einen Level zu sehen: Hatter's Domain. Der basiert auf der Teeparty des verrückten Hutmachers und ist tatsächlich ziemlich irre. Kaputtes Essgeschirr wird von eigenartigen Teetassen-Männchen bevölkert, die das gute Silberbesteck schwingen. Über die Mauern der verfallenen Burg kriechen spinnenartigen Teekannen mit flammenden Augen. All dies verteilt sich auf karierte Plattformen, die durch Spinnenweben verbunden sind. Und die ganze Show schwebt im freien Traum-Raum umher...

Alice: Madness Returns
Das Steckenpferd von Alice ist ein böser Hammer, wenn er auf die Feinde eindrischt.
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Während das Potenzial für die Arbeit mit den Kräften und Fähigkeiten von Alice eigentlich enorm wäre, hat der Entwickler leider einen ziemlich konventionellen Weg gewählt. Anders gesagt: Alice: Madness Returns spielt sich wie die meisten anderen Third-Person-Action-Adventures.

Zusammen mit dem großen Fleischermesser, das Alice bei sich trägt, sehen wir eine Pfeffermühle als Maschinengewehr oder eine Teekanne als Langstrecken-Granatwerfer inklusive eines großzügigen Feuerbogens. Alice schwingt auch ein Steckenpferd mit der Kraft eines Hammers - das Waffenarsenal hat etwas davon, als ob die Pixar-Leute plötzlich Grindhouse-Filme produzieren würden. In der Anwendung ist es aber erzkonservativ.

Trotz der großzügigen Anzahl von Waffen fordert das Spiel kaum irgendwelche großen Anstrengungen. Die Feinde müssen nur selten mit etwas mehr als ein paar gut getimten Angriffen erledigt werden. Lediglich den Angriffen der Teetassen-Typen mit Schild müssen wir zuerst per Knopfdruck ausweichen, um sie danach von hinten anzugreifen.

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Eine Pfeffermühle als Maschinengewehr - das ist optisch nett, inhaltlich aber eher konservativ.
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Es müsste also der Plattformer-Teil sein, der herausfordernder ist. Aber selbst der bietet kaum echten Gegenwind, wenn man erst einmal das Timing der Doppel-Sprünge und das Gleiten zwischen den Plattformen über die Dampfwolken hinweg verinnerlicht hat. Man darf natürlich nicht vergessen, dass Alice durch das Regelwerk der Romanvorlage eingeschränkt ist in der Art und Weise ihrer Fähigkeiten.

Das einzige Zugeständnis und Geschenk der Entwickler ist die Fähigkeit zu schrumpfen. So kann Alice durch kleine Risse in den Wänden schlüpfen und aus irgendeinem Grund auch zuvor unsichtbare Plattformen sowie Graffiti an den Wänden erspähen. Auch in Blumen hinein darf die Mini-Alice hüpfen, um ihre Gesundheit aufzutanken. Okay, dass das im Buch gestanden haben soll, daran kann ich mich auch nicht erinnern. Die Demo ist leider ziemlich kurz, der Bildschirm blendet nach der ersten Begegnung mit einer der spinnenartigen Teekannen ins schwarze Nichts aus. Danach gibt's noch eine atemlose Videosequenz, die größere Endbosse zeigt. Das war's.

Bemerkenswert sind die unterschiedliche Kostüme von Alice. Der Grund dafür, erklärt Schöpfer American McGee, ist kein visueller, sondern die Outfits stehen vielmehr für verschiedene Gameplay-Mechaniken und Fähigkeiten, die Alice im Laufe ihres Abenteuers lernen beziehungsweise bekommen wird. Es wird auch neue Kleider als Downloadinhalt geben. Solche Fähigkeiten und ihre Auswirkungen auf das Gameplay sind etwas, was wir unbedingt sehen wollen. Hier steckt auch Potenzial.

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KRITIK. Von Christian Gaca

Alice: Madness Returns ist ein echt beeindruckendes, düsteres und verstörendes Märchen für Erwachsene.



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