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Assassin's Creed Valhalla

Assassin's Creed Valhalla

Diese Wikinger-Saga könnte Ubisofts beste Arbeit seit Jahren sein.

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Als Fan von Assassin's Creed Origins, war ich von Odyssey ein wenig enttäuscht. Versteht mich nicht falsch, es war ein gutes Spiel, aber es hat sich viel wiederholt und die Welt war nicht so vielfältig und balanciert, wie die Abenteuer in Ägypten. Das hat eine logische Erklärung, denn Origins wurde von Ubisoft Montreal entwickelt, während Odyssey bei Ubisoft Quebec entstand. Und welche Rolle spielt das bei Valhalla? Nun, das neue Assassins Creed wurde wieder von Ubisoft Montreal entwickelt, das zeigt sich auch deutlich bei der Qualität des Spiels.

Assassin's Creed Valhalla führt uns in das Zeitalter der Wikinger und präsentiert eine der bisher abwechslungsreichsten Assassin's Creed Spielwelten, voller kleinen Geschichten, Geheimnisse, Sammelzeug und denkwürdiger Momente. Es ist ein exzellentes Rollenspiel und ein großartiges Open World Action-Spiel, das nur von ein paar technischen Fehlern und einer mittelmäßigen K.I. zurückgehalten wird. Insgesamt ist es aber sicher eines der besten Spiele, die Ubisoft in den letzten Jahren abgeliefert hat.

Valhalla folgt der Geschichte des Wikingers Eivor, der sowohl männlich als auch weiblich dargestellt werden kann (ich habe mich für einen männlichen Eivor entschieden, obwohl es eigentlich ein weiblicher Name ist). Zuvor verfolgen wir jedoch in der Gegenwart die Geschichte von Layla. Falls ihr Odyssee und die Erweiterungen nicht bis zum Ende durchgespielt habt, dann könnte es schwer werden, diesem Teil der Geschichte zu folgen. Ohne hier zu viel zu verraten — der Plot in der Gegenwart spielt eine wichtige Rolle und wir treffen auf einige bekannte Gesichter. Glücklicherweise werden Eivors Abenteuer nur selten unterbrochen, doch wenn ihr eure Asssassin's Creed Reise mit Valhalla beginnt, dann könnt ihr die Geschehnisse in der Gegenwart auch genauso gut ignorieren.

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Eivors Geschichte beginnt in Norwegen — als Kind muss er mit ansehen, wie seine Eltern ums Leben kommen. Jahre später sucht Eivor weiterhin nach Rache, doch das ist nur der Anfang. Nach einigen Ereignissen, die ich euch hier nicht vorwegnehmen will, machen sich Eivor, sein bester Freund Sigurd und ein Dutzend weitere Wikinger auf den Weg nach England, um ein neues Leben zu beginnen. In England angekommen, schlägt unsere Gruppe ein Lager auf und Eivor muss die nötigen Ressourcen beschaffen, um es zu vergrößern und weiterzuentwickeln.

Assassin's Creed ValhallaAssassin's Creed Valhalla

In unserer Basis können wir dutzende Gebäude errichten: eine Schmiede, Ställe, Bäckerei, Farmen, eine Schiffswerft und vieles mehr. Jedes Gebäude gibt bestimmte Boni oder hat eine einzigartige Funktion. Wir verbessern unsere Ausrüstung, verändern unser Schiff, trainieren die Pferde, bekommen neue Frisuren oder Tattoos verpasst und nehmen an Ritualen mit seltsamen Visionen teil. Auch wenn wir keinen großen Einfluss darauf haben, wie sich unser Lager entwickelt (wir bestimmen nur die Reihenfolge und dürfen ein wenig dekorieren), ich hätte nicht erwartet, dass unser Basis so lebendig wirken und so viele unterschiedliche Features bieten würde. Jeder Bewohner ist einzigartig, manchmal teilen die anderen Wikinger ihre Geschichten mit Eivor oder laden ihn zum Jagen oder Fischen ein. Eivor hat in der Basis sein eigenes Bett und einen altmodischen Briefkasten, über den er Nachrichten von den Charakteren erhalten kann, denen er während seiner Abenteuer begegnet ist.

Um unser Lager auszubauen, müssen wir Truhen finden, die in der Welt verteilt wurden. Die beste Methode an die kostbare Beute zu kommen, sind Angriffe auf umliegende Dörfer und Städte. Mit anderen Worten, ihr müsst in echter Wikinger-Manier plündern und brandschatzen. Das Spiel straft uns ab, wenn wir Unschuldige töten, dabei müssen wir ihnen trotzdem zusehen, wie sie panisch schreien und weinen. Valhalla zeigt uns eine entschärfte Version der nordischen Barbaren, trotzdem könnte es einige Spieler geben, die diese Szenen verstörend finden könnten.

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Es gibt noch ein weiteres Gebäude in unserer Siedlung, das wir noch nicht erwähnt haben: das Assassinen-Büro. Nach zwei Spielen, die vor dem Auftauchen der Assassinen gespielt haben, ist es schön, wieder gegen die Templer zu kämpfen. Dabei begegnet Eivor schon sehr früh zwei Assassinen. Ich will hier nicht zu viel verraten, aber letztendlich stehen uns Nebenmissionen zur Verfügung, in denen wir die wichtigsten Mitglieder der Ancient Order (den Templern) ermorden müssen. Es gibt mehrere geheime Ziele, deren Identität wir nur aufdecken, wenn wir Hinweisen folgen oder bereits bekannte Ziele ausgeschaltet haben. Das ist natürlich eine Sache der Assassinen und interessiert die Wikinger wenig — ihr seid also auf euch allein gestellt. Das sorgt für Gameplay, das stärker an ein klassisches Assassin's Creed erinnert, mit dem typischen Abtauchen in der Menge oder dem Provozieren angetrunkener Bürger, die für uns die Wachen ablenken.

Es wurden so ziemlich alle Gameplay-Elemente überarbeitet und verbessert, vom Erkunden bis zu den Schleichpassagen, doch besonders deutlich wird es in den Kämpfen. Eivor kann alle möglichen Kombinationen aus jeweils zwei Waffen einsetzen, darunter auch Schilde oder schwere Waffen, die beide Hände benötigen. Außerdem führt er noch einen Bogen und die versteckte Klinge der Assassine. In Valhalla müssen wir uns einer Vielzahl an unterschiedlichen Gegnertypen stellen, die wir ganz unterschiedlich angehen sollten. Die Kämpfe sind um einiges brutaler als in den Vorgängern, es wird geköpft, Gliedmaßen werden abgetrennt und Eivors Spezialfähigkeiten sind ebenfalls ziemlich brutal.

Assassin's Creed Valhalla ist wohl das brutalste, düsterste und makaberste Spiel der Reihe. Es kommt zu brutalen Szenen mit ausgeweideten Tieren, merkwürdigen Skulpturen aus menschlichen Organen und wir suchen in verfluchte Gebieten nach Masken, die von uns Besitz ergreifen können. Die Komposition der Welt hat uns wirklich gefallen und es erwarten uns viele Nebenmissionen und optionale Aufgaben. Es gibt römische Artefakte, Schätze, Flüche und viele interessante andere Dinge zu finden, aber meine Lieblingsbeschäftigung waren die speziellen Events.

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Diese Events sind nicht wirklich Missionen, sondern kleine Geschichten an denen wir teilhaben dürfen. Wir sind auf einen Typen getroffen, den es am Kopf gejuckt hat (tatsächlich war es eine Axt), begegneten einen Priester, der von sich behauptete, nichts würde ihn wütend machen, ein Kämpfer erzählte uns, dass er seine Gegner mit einem Schlag vernichten könne, eine Dame wiederum versprach uns eine gemeinsame Nacht, wenn wir ihre Bürste finden und einige von Ragnar Lodbroks besten Kämpfern warteten auf einen würdigen Gegner, der sie nach Vahalla schickt.

Die Welt ist abwechslungsreicher als in Odyssey, es gibt viele einzigartige Charaktere, Dokumente, die uns mit Kontext versorgen, Geheimnisse und viele Nebenaufgaben. Wir dürfen in komplexen Würfelspielen antreten, an Saufspielen teilnehmen, uns in Beleidigungsduellen messen oder mystische Rätsel lösen (unter Einsatz von psychedelischen Pilzen). Assassin's Creed war nie näher an The Witcher 3: Wild Hunt, zumindest was die Inhalte und die allgemeine Qualität angeht. Das gilt auch für die Geschichte, die wir zum Teil durch unsere Entscheidungen auch selbst beeinflussen können. Wir treffen auf eine bunte Schar an Charakteren, erleben interessante Wendungen und haben hier immer noch etliche Dinge ausgelassen, damit ihr sie selbst entdecken könnt.

Dann wäre da noch die Rollenspielseite des Spiels, in Form von Loot und unterschiedlichen Fähigkeiten. Auch wenn wir Ausrüstungsgegenstände finden können — in Valhalla werden wir nicht so sehr mit neuem Loot bombardiert, wie in Odyssey. Stattdessen werden wir stärker dazu ermuntert, unsere Ausrüstung aufzuwerten und zu verbessern. Der Fähigkeitenbaum ist jetzt weitreichender und in Kampf, Schleichen und Fernkampf unterteilt. Eivors Level wird durch eine Mischung aus Fähigkeitenpunkten und Ausrüstung bestimmt. Jedes Gebiet hat einen empfohlenen Level, den ihr im Auge behalten solltet, bevor ihr in den Kampf zieht.

Wir haben lediglich die Xbox Series X Version gespielt und können nichts dazu sagen, wie die PS4- oder Xbox One-Versionen laufen. Was diese spezifische Version angeht, können wir auf jeden Fall sagen dass die grafische Qualität in Sachen Details, Modellen, Texturen und sogar Design um einiges beeindruckender wirkt, als bei Odyssey. Auf der Xbox Series X läuft Valhalla mit einer Auflösung von 4K bei 60 FPS, was in dieser Form bisher auf einer Konsole noch nicht möglich war. Assassin's Creed mit einer Framerate von 60 Frames pro Sekunde zu spielen, ist einfach fantastisch — die Zwischensequenzen und das Gameplay sind unglaublich geschmeidig, doch das hat auch seinen Preis.

Selbst auf der Series X kommt es zu deutlichen Pop-Ups und noch schlimmer — zu Screen Tearing, und das besonders in den Zwischensequenzen. Das sind grafische Fehler, die wir schon lange nicht mehr zu sehen bekommen haben und die wirklich die Immersion stören. Noch störender ist das Verhalten der Gegner, die während der Kämpfe manchmal einfach auf unsere Attacke warten, oder sich anderweitig seltsam verhalten. Die K.I. ist ganz klar der Schwachpunkt von Assassin's Creed Valhalla. Etwas, woran Ubisoft dringend arbeiten muss.

Diese Fehler können dem sonst wirklich großartigen Spiels jedoch nur wenig anhaben. Geschichte, Grafik, Gameplay, Spielwelt, Aktivitäten, Kampf...Valhalla ist das ultimative Assassin's Creed und es ist großartig, dass Ubisoft sich wieder auf die Wurzeln der Saga besonnen hat. Fans der Reihe, der Wikingerzeit und der nordischen Mythologie, können wir Valhalla nur wärmstens ans Herz legen — es gehört zu den besten Spielen dieses Jahres.

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09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
Eivors Saga ist absolut episch. Siedlungen tragen sehr zur spielerischen Erfahrung bei. Die Welt ist voller Mysterien, Geheimnisse und kleiner Geschichten. Außerordentlich gutes Kampfsystem.
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Selbst auf der Xbox Series X kommt es zu grafischen Fehlern und Makeln. Die künstliche Intelligenz weist einige merkwürdige Verhaltensweisen auf.
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Leserkritiken

  • Haarmul
    Endlich wieder ein wirklich gut gelungener AC Teil. Was mit sehr gut gefällt ist die diesmal wirklich überschaubare Menge an Waffen, nicht mehr... 9/10

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