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Assetto Corsa

Assetto Corsa (PS4, Xbox One)

David wagt sich an den neuen Konsolen-Rennsimulator von Kunos, einem eher kleinen Studio, das allerdings sein Büro direkt neben einer Rennstrecke gemietet hat.

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Ich muss zugeben, ich war ein bisschen ängstlich vor meiner Konsolen-Testfahrt mit Assetto Corsa in Madrid. Ich liebe Rennspiele, aber die bisherige Fahrt mit PC-Simulatoren, die für Konsolen neu angepasst wurden, war doch sehr ruppig. Um es mal vorsichtig zu beschreiben. Zuletzt hatte ich Project CARS auf der Xbox One gespielt mit seiner unbezähmbaren, feindlichen Präsentation, dem schwierigen Gameplay und einem Konfigurationssystem aus der Hölle. Aber ich mag echte Rennsimulation, auch wenn ich nicht komplett hardcore unterwegs bin. Ich bin eine Konsolen-Rennspieler, der immer am Lenkrad spielt und das Gamepad dafür verbannt hat. Aber ich fasse eigentlich PC-Sim-Flaggschiffe wie iRacing oder rFactor nicht an.

Nun durfte ich also von Assetto Corsa die Alpha-Version auf PS4 zocken. Entwickler Kunos Simulazioni hatte gemeinsam mit dem Zubehör-Hersteller Thrustmaster vier Demo-Stationen mit Playseat, Lenkrad, Pedalerie und sogar Schaltkonsole ausgestattet. Wie schade, dass diese frühe Version noch fehlerhaft auf die Unterstützung von Peripheriegeräten reagierte. Die Kupplung wurde noch nicht vollständig unterstützt und sowohl Pedale als auch Force Feedback verweigerten nicht selten mitten im Rennen aus irgendeinem Grund ihren Dienst.

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Assetto Corsa bietet eine wirklich nette, einladende Atmosphäre für einen Simulator.
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Diese Situationen verringerten den Spaß mit dem Spiel. Aber: Es war ein Hochgenuss und wirklich, wirklich großartig in jenen Momenten, in denen alles funktionierte. Als ich im Ferrari FXX K für ein paar stabile Runden auf Barcelonas Circuit de Catalunya fahre, fühle ich mich vollständig gefangen genommen. Und die PC-zu-Konsole-Ängste sind plötzlich ausgelöscht. Was für ein einladendes, freundliches Fahrerlebnis Assetto Corsa bietet. Erstaunlich.

Die Alpha-Version mag noch grün hinter den Ohren sein in Bezug auf Peripherie-Support (obwohl die Entwickler bestätigten, dass alle aktuellen und einige alte Lenkräder von Fanatec, Logitech und Thrustmaster unterstützt werden), aber die gut umgesetzte Fahrsimulation selbst ist bereits wunderbar sichtbar. Und die Menüs wurden gut für den TV-Gebrauch angepasst, so dass alles problemlos mit den Controllertasten steuerbar ist

Das Spiel läuft in 1080p bei 60 FPS auf PS4. Die Version für Xbox One fährt in 900p bei 60 FPS etwas hinterher, wie uns Kunos auf Nachfrage bestätigte. Das Fahrgefühl mit Lenkrad ist absolut natürlich und dankbar wie sonst selten bei Simulatoren. Die Handhabung und das Feedback sind präzise und realistisch wie man es von diesem Profispiel erwartet. Ich meine, immerhin hat das Studio sein Büro an einer echten Rennstrecke, nämlich dem Vallelunga Circuit. Das Spiel ist so anspruchsvoll wie die meisten Simulatoren, aber eben nicht rau, sondern zähmbar und etwas vorsichtiger mit dem Feedback an und für den Spieler. Assetto Corsa bietet eine wirklich nette, einladende Atmosphäre für einen Simulator.

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Das Erlebnis müsse "lebendig sein - nicht über Menschen am Streckrand, sondern weil es echt ist".

Ich hatte weder das Gefühl des gezwungenes Übersteuerns und Driftens wie manchmal in Forza Motorsport, noch diese starre, schwere Lenkrad-Handling wie in Project CARS auf der Konsole. In Spa-Francorchamps, einer mir sehr vertrauten Strecke, war die gut ausbalancierte Reifen- und Fahrwerksphysik deutlich spürbar. Vielleicht ist es ein Ergebnis des umfassenden 3D-Scans der Strecke durch das Studio, vielleicht eine Folge ihrer eigenen Physik-Engine, die sie seit Jahren in Kooperation mit echten Fahrzeugherstellern und Profifahrern entwickeln. Es war wirklich ein überraschend gutes Gesamterlebnis und ich freue mich darauf, viele verschiedene Fahrzeugtypen im fertigen Spiel auszuprobieren. Nach der Fahrt sowohl im Ferrari FFX als auch im Audi R8 bleibt ein realistisches und gutes Gefühl.

Als eher bescheidenes Studio will Kunos "einen Unterschied machen, obwohl es das Budget nicht macht", wie Geschäftsführer Marco Massarutto die Lage beschreibt. Es gibt die eigene Physik-Engine und die Konzentration auf Simulation in Kombination mit einer anständigen Menge Inhalten und großem persönlichen Einsatz. Es werden im fertigen Spiel zum Start rund 100 Autos am Start sein. Jeder Wagen nimmt bis zu 14 Wochen Arbeit von sechs Entwicklern in Anspruch - in einem Studio mit 30 Mitarbeitern. Das gleiche gilt für die Strecken, die von oben in 3D per Laser gescannt werden. Zwölf Kurse in 21 Konfiguration stehen aanfangs zur Verfügung.

"Monza etwa sieht sehr flach aus, aber wenn du in echt dort fährst, erlebst du erst das Zittern", beschreibt Massarutto die Herangehensweise. "Wir erstellen die Strecke genau so wie sie ist. Selbst die modernste Physik-Engine ist nutzlos, wenn du die Streckenoberfläche nicht exakt replizierst." Das Erlebnis müsse "lebendig sein - nicht über Menschen am Streckrand, sondern weil es echt ist".

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In Bezug auf Grafik und unter Berücksichtigung der frühen Alpha-Version, sind die aktuellen 60 FPS auf beiden Konsolen "nach einem Jahr harter Arbeit" etwas, das jeder Rennsport-Fan zu schätzen weiß. "Wir bringen den gleichen Inhalt und Details wie am PC", sagt Massarutto. Mir sind allerdings noch so einige schwache Streckentexturen aufgefallen sowie hier und da ziemlich öde Lichteffekte. Dazu gab es immer wieder Tearing, aber insgesamt sind Glätte, Geschwindigkeit und Handling schon toll mit Blick auf die Alpha-Version.

Mit den sehr positiven Eindrücke von der Testfahrt bleiben nur Zweifel in Bezug auf die Menge der Spielinhalte und den Spielwert als solchen. 100 Autos und 21 Strecken sind mehr als genug für den Start, aber man muss schauen, wie die Mischung aus Karriere-Events-Drift-Drag-Rennen plus Online-Multiplayer greift in einer Zeit, in der man das so schon viele Male ähnlich erlebt hat. Kunos versprach im Gespräch mit uns inhaltliche Parität zwischen PC und Konsolen, was auch bedeutet, dass alle Plattformen identische Content-Updates und Patches bekommen sollen. Eine wirklich schönen Geste für den Underdog-Rennsimulator, der am 22. April auf PS4 und Xbox One startet.

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