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E3-Anspielsession: Zwischen hektischen Shootern und fotorealistischen Welten hat es ein ruhiges Indie-Adventure geschafft, unsere Aufmerksamkeit zu erlangen.

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Die Indie-Invasion war auch auf der E3 2014 kaum zu stoppen. Sowohl Microsoft als auch Sony haben Teile ihrer Konferenzen kleineren, aber nicht weniger faszinierenden Titeln gewidmet - die gruselige dystopische Zukunft von Inside oder das brillant-brutale Titan Souls wären da nur zwei. Derweil ging es in Indiecade-Ecke der Messe die ganze Woche sehr geschäftig zu.

Überzeugende Arbeiten von kleinen Teams haben ihren Abdruck in der gegenwärtigen Spielelandschaft hinterlassen und bieten die größere Bandbreite an Erfahrungen. Es gab in Los Angeles viel zu sehen - in den nächsten Tagen werden wir unter anderem noch näher auf das abstrakte Abenteuer The Talos Prinicple eingehen. Aber Below von Capybara Games hat mich in Los Angeles am meisten beeindruckt.

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Das absolute Gegenteil des letzten Cappy-Titels, dem wahnwitzigen Shooter Super Time Force.
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Nachdem Microsoft schon vorher mit einem faszinierendem Artwork geködert hat, durfte ich Below zum ersten Mal selbst spielen. Die Umstände während der Anspielsession mit dem Roguelike, mit seiner schönen, aber gruseligen Geschichte eines einsamen Abenteurers, der ein labyrinthartiges Höhlensystem erkundet, waren allerdings etwas seltsam.

Es ist 23 Uhr nachts und ich hocke in einer luftigen Bar auf dem Dach eines Hotels in Downtown - eingequetscht in einer Ecke, mit hunderten von Entwicklern und Presseleuten hinter mir. Dazu läuft Musik in ohrenbetäubender Lautstärke. Die Party wurde von und für die Indie-Szene geschmissen. Reihen von Tischen sind mit Monitoren, Keyboards und Joypads vollgestellt und verdecken jede verfügbare Wand. Super für den schnellen Einstieg in Arcadespiele oder für Party-Games. Aber für gespenstisch-atmosphärische Höhlenerkundungstouren? Wohl eher nicht.

Es ist ein großes Kompliment für Below, das jede Ablenkung sofort verschwindet, als ich mir die Kopfhörer aufsetze. Und der einzige Grund, warum ich nach fünfzehn Minuten den Controller wieder hinlege, ist allein die Tatsache, das ich die Geheimnisse lieber ohne Zeitdruck erforschen will. Während die meisten Entwickler einen Überblick über das Kontrollschema, die Hintergrundgeschichte des Spiels, ihre Firma oder sich selbst geben, erklären die Entwickler von Capybara Games ihr Spiel nur wenig. Sie wollen, dass wir alles selbst entdecken und durch Erkundungstouren lernen. Das Spiel ist das absolute Gegenteil von ihrem letzten Titel, dem wahnwitzigen Shooter Super Time Force.

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Die Hechtrolle, das Schwert und das Schild unseres Helden mögen vom Old-School-Zelda inspiriert sein, aber die Grundstimmung ist wesentlich gespenstischer, als es Nintendo je machen würde.
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Ich beginne in einem Boot, das nur wenige Meter von der sandigen Küste einer einsamen Insel entfernt vor Anker liegt. Der isometrische Blickwinkel hat eine weit entfernte Kamera und lässt den einsamen, katzenohrigen Entdecker noch isolierter wirken, während sie gleichzeitig die gigantischen Ausmaße der Umgebung zeigt.

Jede Menge langweiliger Sand, aber als ich das Kliff erklimme und in die Höhlen hinabsteige, werden die Details mit subtiler Farbgebung hervorgehoben. Die Hechtrolle, das Schwert und das Schild unseres Helden mögen vom Old-School-Zelda inspiriert sein, aber die Grundstimmung ist wesentlich gespenstischer, als es Nintendo je machen würde. Die Hintergrundmusik empfindet eher einen Tropen Wasser nach und in den großen Räumen, die an Kathedralen erinnern, wird die Fackel nur kleine Teile erhellen. In Below ist man sich seiner Isolation stets bewusst.

Es gibt Kreaturen tief da unten. Bewohner, deren rotglühende Augen ihre Aggressivität anzeigen, wenn man ihnen zu nah kommt. Ein Treffer und man fängt beginnt auszubluten - ein pixeliger Herzcontainer taucht bei Verletzungen auf und wir hinterlassen eine ebenso pixelige Blutspur bis wir uns wieder heilen. Heiltränke sind limitiert auf das, was wir am Anfang bei uns tragen. Es gibt ein Crafting-System, um gefundene Gegenstände zu kombinieren, aber nur wenige Hinweise darauf, dass es einfach sein wird, neue Tränke zu bekommen.

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Wir haben eine Handvoll Höhlen durchquert, jede mit mehreren Ausgängen. Ohne eine Karte sollte man schnell anfangen, sich seine Route zu merken.

Wer stirbt, wird an dem Lagerfeuer wiedergeboren, das zuletzt angezündet wurde. Wie in Dark Souls. Am Anfang mag der Kampf nur einige Schwerthiebe brauchen, um die spinnenartigen Feinde zu töten. Aber das Gesundheitssystem erfordert eine vorsichtige und langsame Vorgehensweise. Wie in Dark Souls. Es muss auf jeden Hinweis geachtet werden, um Fallen zu umgehen. Wir haben eine Handvoll Höhlen durchquert, jede mit mehreren Ausgängen. Ohne eine Karte sollte man schnell anfangen, sich seine Route zu merken.

Trotzdem sind Ruhe und Isolation seltsam angenehm. Unsere kleine Ecke der Welt, ein Eskapismus, dem man sich gerne hingibt - vermutlich die Reaktion auf eine Woche Schulter an Schulter mit Unmengen von Fremden in den Hallen der Messe. Als ich dann gegen Ende der Demo noch einen kleinen Hinweis auf Gesellschaft für den Helden bekommen, wirkt das um so kraftvoller.

Ich verlasse die Höhlen und kommen in eine Bucht mit einem Schiffswrack an der hinteren Wand. Darin finde ich einen Bogen und einen kleinen Vorrat an Pfeilen, aber schnell ist die Aufmerksamkeit bei einem Rudel Hunde am Strand. Die weißglühenden Augen mögen etwas wie Neutralität andeuten, also halte ich unseren Angriff zurück und nähere mich. Die Hunde fangen an uns zu folgen, schnüffeln an unseren Füßen und legen sich neben uns, wenn wir stehenbleiben. Wenn der Ausweichkopf gehalten und nicht nur angetippt wird, fange ich an zu rennen. Es folgt eine verspielte Verfolgungsjagd mit den Hunden. Lange Zeit rennen ich nur hin und her - spiele mit dem Rudel. Es ist nur eine kleine Interaktion, aber sehr rührend. Es ist schwer, die Szene zu verlassen, um die Entdeckungstour fortzusetzen.

Ich habe große, nahezu fotorealistische Welten während der E3 gesehen. Es gab Spiele, die jeden Knopf des Controllers und die Reflexe diese auch zu bedienen einfordert haben. Trotzdem hat die ruhige Schönheit von Below etwas ähnlich bereicherndes geboten und sein Charakter ist genauso kraftvoll wie einer der bombastischen Shooter.

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