Was schon bei Bioshock vor der Veröffentlichung alle begeistert hatte, war die Unterwasserstadt Rapture. In Bioshock Infinite hat Columbia die gleiche Wirkung. Es ist eine fliegende Stadt in den Wolken, aber sie ist in vollem Aufruhr, denn ein Bürgerkrieg tobt in den Straßen. Und genau diese Straßen sind vielleicht das aufregendste, was wir von Bioshock Infinite bisher gesehen haben. Die Menschen und Charaktere versprühen eine Lebendigkeit und eine Farbigkeit, die es so noch nicht zu sehen gab in einem Videospiel. Die gesamte Demo sah so unglaublich auf den Punkt inszeniert aus, dass ich sicherstellen musste, nicht nur eine Zwischensequenz gesehen zu haben. Es war keine.
Wenn Columbia ein großartiger Ersatz für Rapture ist, dann ist Songbird eine noch besserer Ersatz für Big Daddy. Der zwitschernde Riese und mechanische Kerkermeister ist rätselhaft und faszinierend, wie es nur ein perfekter Videospiel-Charakter zu sein vermag. Wer hat ihn gemacht? Was ist er? Was motiviert ihn, die arme Elizabeth zu jagen? Ist es nur seine Programmierung? Wenn es um den vermeintlich bösen Songbird geht, sind da mehr Fragen als Antworten.
Die E3-Demo von Bioshock Infinite beginnt mit Booker DeWitt, der als ehemaliger Privatdetektiv ein Mädchen namens Elizabeth befreien soll, die angeblich seit zwölf Jahren gegen ihren Willen festgehalten wird. Als Booker und Elizabeth durch die Stadt rennen, auf der Suche nach Dingen, die nützlich sein könnten, taucht Songbird auf. Das mysteriöse Wesen schreit nach Elizabeth und will sie zurück. Knapp ein Drittel des Spiels sind Irrational zufolge an dieser Stelle absolviert. Booker ist es gerade gelungen, Elizabeth aus ihrem Gefängnis zu befreien, in dem sie von Songbird bewacht wurde. Es scheint so, als ob es Songbirds endgültige Bestimmung wäre, auf Elizabeth aufzupassen. Diese seltsame Beziehung einer Entführten und ihres Bewachers ist der zentralen Schwerpunkt am Anfang der Story. Vielleicht sogar der für das ganze Spiel.
Vielleicht ebenso wichtig sind Elizabeths seltsame Kräfte, die es ihr ermöglichen, Objekte durch Risse im Raum-Zeit-Kontinuum in die Gegenwart zu holen. Als sie ein totes Pferd mit ihren Kräften zurückholen will, öffnet sie versehentlich eine Art Portal und zaubert ein Kino herbei, wo Revenge of the Jedi (der originale Titel von Die Rückkehr der Jedi-Ritter) gezeigt wird. So seltsam sind die. Kein Wunder, dass Elizabeth Columbia nicht verlassen will, bis sie erfährt, was es mit ihren Kräften wirklich auf sich hat. Und Booker hat einen Plan entwickelt, um genau das von Comstock zu erfahren, dem Führer der Gründer, einer der in Columbia aktiven Kriegsparteien.
Songbird zieht an dem Schaufenster des Ladens vorbei, wo sich Booker und Elizabeth verstecken. Die Details und die Sorgfalt der Dekoration des Interieurs sind atemberaubend, aber draußen vor dem Laden ist Columbia noch beeindruckender. Die schwebende Stadt wurde als Weltausstellung zur Jahrhundertwende entwickelt (das Game spielt im Jahr 1912). Aber nachdem das Mega-Luftschiff einige Bomben auf Zivilisten abgeworfen hatte während der chinesischen Revolution, wurde Columbia von seinen Bewohnern gekapert. Seitdem schwebt die Stadt wahllos umher und bringt Ärger mit, wo immer sie am Himmel auftaucht. Die blühende Vergangenheit ist in Teilen noch sichtbar, aber die Revolution und der Straßenkampf zwischen den Gründern und Vox Populii (der Stimme des Volkes) haben ihren Tribut gefordert. Als wir Rapture zum ersten Mal sahen, war klar, dass dort schon alles schief gegangen war. In Columbia dagegen ist der Konflikt noch offen aktiv.
Auf ihrem Weg zu Comstocks Herrenhaus werden Booker und Elizabeth Zeugen einer Exekution. Als Spieler haben wir die Wahl, vorbeizugehen oder zu intervenieren. In der Demo wählen die Jungs von Irrational den Weg, uns zu zeigen was passiert, wenn Booker versucht, verbal zu intervenieren. Die Typen von den Gründern finden das nicht witzig und starten sofort ein Feuergefecht. Die Gefechte in Bioshock Infinite sind schnell und hektisch, aber es gibt auch ein Cover-System und - vielleicht noch wichtiger - da wären ja auch noch Elizabeths Fähigkeiten. Während einer Auseinandersetzung hatte sie drei verschiedene Objekte durch ihre Tränen hervor gezaubert. Das waren: zusätzliche Deckung, mehr Munition und eine Tür, die es uns ermöglichte, die Feinde zu flankieren.
Andere Tränen führen gerne auch mal zum sofortigen Tod. Da war der Moment, als Elizabeth einen Güterzug organisierte, der alles und jeden vor den beiden Verbündeten platt walzte. Ihre Fähigkeiten dienen sowohl dem aktiven Angriff als auch taktischen Überlegungen. So werden wir quasi freundlich gezwungen, die Augen nach Möglichkeiten in der direkten Umgebung offen zu halten. Manchmal sind die Auswirkungen aber auch einfach nur wunderschön anzuschauen...
Um Comstock zu erreichen, muss Booker auf den Skyrails entlang rasen, die die schwebenden Inseln Columbias verbinden - mit Feinden im Nacken. Diese Jagd ist so intensiv und atemlos, dass es schwer ist, überhaupt mitzuhalten. Irrational erzählen uns später, dass der Spieler jederzeit die Richtung ändern oder von den Schienen springen darf. Das ist also kein Gameplay auf Schienen. Wir haben Booker auch einen Raketenwerfer aufheben sehen. Die schiere Größe der Spielwelt macht derart schwerere Waffen deutlich relevanter als in den beiden vorangegangenen Bioshock-Spielen.
Kurz bevor Booker und Elizabeth das Herrenhaus von Comstock erreichen, werden sie von Songbird wieder eingefangen. Der mechanische Vogel scheint nicht sehr glücklich darüber, dass Elizabeth entkommen konnte. Jetzt ist sie gemeinsam mit Booker in der Gewalt des mächtigen Jägers.