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Blur

Blur

Was kommt dabei heraus, wenn man Burnout mit Mario Kart mixt und alles in 1000 Liter Neonfarbe tunkt? Blur natürlich, ein verrücktes Rennspiel, das sehr viel versprechend aussieht. Wir waren für eine Probefahrt in Liverpool.

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Das Licht im Raum ist gedämpft. Der Gedanke dahinter ist ziemlich offensichtlich: Man soll die fluoreszierenden Blur-Schilder extra stark leuchten sehen. Die strahlenden Farben blenden einen tatsächlich ganz schön, wenn man direkt drauf guckt. Die Fenster sind verhängt und nur ein wenig Morgenlicht dringt hinein.

Ich weiß nicht, ob es eine bisher unbekannte Klaustrophobie ist, die mich befällt, aber ich muss einfach dem Impuls folgen, zum Fenster zu gehen, um einen Blick auf Liverpool zu werfen. Es ist acht Uhr morgens und der Nebel liegt dicht über der Stadt. Die Häuser stehen eng nebeneinander. Die Mischung aus alten Befestigungen und zeitgenössischer Architektur, der Bruch zwischen viktorianisch und ultramodern, erinnert mich daran, dass auch Blur, das neue Racingspiel von Bizarre Creations, eine Mischung aus Alt und Neu ist.

Gareth Wilson, einer der Lead Designer, dimmt das Licht und beginnt, eine kleine Geschichtslektion vorzutragen. Er fängt an zu erzählen, dass Rennspiele früher noch für alle gemacht waren. Seit der ersten Playstation ist die Technik dann aber immer ausgeklügelter geworden und plötzlich haben sie sich verändert - waren sie früher einfach gestrickt und leicht zugänglich, sind sie heutzutage technisch äußerst anspruchsvoll.

Die Zielgruppe habe sich verkleinert, und nun ist es Wilsons Hoffnung, dass Blur ein neues Verständnis des Rennspiels anbietet, dass es ein Titel ist, der nicht nur Enthusiasten anspricht.

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Blur
Boooooom! Eine Viper-Waffe findet ihr Ziel. Blur ist kein Rennspiel mit Actionaspekten, es ist ein Actionspiel mit Autoaspekten.

Bizarre Creations haben im Bereich Racing eine beeindruckende Referenzliste vorzuweisen, hier findet man unter anderem Formel Eins-Spiele für die Playstation und Metropolis Street Racer für den Dreamcast. Mit diesen Titeln wurde der Grundstein für den bisher größten Erfolg des Entwicklers gelegt: Project Gotham Racing. Diese Serie gibt es seit bereits vier Spielen und zusammen mit der Forza Motorsport-Reihe gehören sie zu den wichtigsten Rennspielen für die Xbox-Konsolen.

Wilson übergibt das Wort an Ged Talbot, den anderen Lead Designer. Der beginnt, Blur auf der großen Leinwand zu spielen. Schon nach den ersten Sekunden des Solo-Rennens wird klar, wieso wir hier in einem Kino sitzen: Die Leinwand explodiert vor lauter Neonfarben, als das Rennen losgeht und zwanzig Autos eine Tokioter Autobahn entlang preschen. Ein tiefes Bassdröhnen erklingt, als die Energieraketen vorne aus dem Auto abgeschossen werden. Um das Auto wirbeln intensive Lichteffekte herum, als Talbot versucht, lilafarbenen Projektilen auszuweichen. Wirklich ein richtiges Spektakel!

Nach dem Rennen erzählt Talbot mehr über die verschiedenen Power-ups, die im Spiel auftauchen. Er betont, dass Blur tatsächlich ein "Rennspiel ist, das auf Power-ups aufbaut." Es enthält viel Realität in Form der sechzig lizensierten Autos und Strecken, die auf realen Orten basieren. Aber die Realität hat auch einen ordentlichen Twist bekommen durch all die übertriebenen Waffen, die im Spiel auftauchen.

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Blur
Die Optik ist stylish und nutzt extrem intesiv Farben und Kontraste.

Die Idee dahinter ist, erklärt mir Wilson später, dass Blur wie eine Art Mario Kart für Erwachsene funktionieren soll. Als ich selbst den Xbox-Controller in die Hand nehmen darf, wird mir die Vision hinter dem Spiel immer klarer. Blur ist kein Rennspiel mit Actionaspekten, es ist ein Actionspiel mit Autoaspekten.

Im Online-Multiplayer können zwanzig Wagen im Wettrennen gegeneinander antreten. Eine hohe Zahl im Vergleich mit dem, was heutzutage der Standard ist. Das Intensitätslevel verbleibt auf dieser Spur konstant hoch. Anstatt ein Spiel zu sein, bei dem es nur darum geht, vorne zu sein, ist es hier ebenso wichtig zu sabotieren und seine Mitspieler mit den verschiedenen Waffen zu bekämpfen. Und das funktioniert unglaublich gut.

Die Balance zwischen allen sechs Power-ups ist sehr ausgewogen und weil man drei Waffen auf Lager haben und zwischen ihnen wechseln kann, gibt das dem Spiel eine erstaunliche strategische Tiefe. Es gibt keine Möglichkeit zu schummeln, weil alles darauf ankommt, welche Waffen man hat. Wer in der Stimmung für Experimente ist, entdeckst vielleicht eine neue Art, wie die Sekundärwaffen einsetzbar sind. Das ist einfach zu verstehen, aber schwer zu meistern.

Wenn alle zwanzig Spieler gleichzeitig zocken und Geschosse, Minen und elektrische Fallen auf der Strecke herum fliegen, wird das Ganze einzigartig. Wer gewinnen will, muss total konzentriert sein und braucht wirklich eine gute Reaktionsfähigkeit. Außer den klassischen Wettbewerben wird es in der endgültigen Version noch weitere Alternativen geben, zum Beispiel einen Destruction-Derby-Modus.

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Neon Golden: Eine lilafarbene Impulskanone macht Platz auf dem Weg zur Spitze.

Es ist interessant, dass der Onlinepart von Blur deutlich von einem etwas unerwartetem Spiel inspiriert ist: Call of Duty: Modern Warfare 2. Nach jedem Rennen bekommt man Punkte in Form von"Fans", die uns auf einer Rangliste nach oben befördern. Wer höhere Ränge erreicht, bekommst Zugang zu neuen Autos und Mods. Ein hübsches Detail ist außerdem, dass uns das Spiel eine Vorschau auf die Dinge gibt, die es im nächsten Rang gibt. So will man häufig den Controller gar nicht mehr aus der Hand legen.

Die Mods ähneln den Perks in Modern Warfare 2. Drei von ihnen dürfen kombiniert werden. Die haben entweder offensiven oder defensiven Charakter, so kann man sich das Onlineerlebnis präzise so zurechtschneidern, wie es einem gefällt. Eine Funktion, die Bizarre selbst entwickelt hat, sind die sozialen Netzwerkmöglichkeiten. Blur ist an einen potenziellen Twitter-Account angeschlossen und kann selbstständig Nachrichten über die Leistungen rausschicken. Auch Freunde im Multiplayer können via Twitter herausgefordert werden. Inwiefern das ein Erfolg wird, bleibt abzuwarten. Aber es ist wirklich originell.

Die Autos in Blur sind eine Nummer für sich. Es gibt sechzig lizensierte Autos, einige echte und andere, die eher konzeptionell gedacht sind. Es gibt alles von amerikanischen Muscle Cars und Hot Rods über Offroader bis hin zu einem 1951er Käfer. Das Fahrgefühl unterscheidet sich sehr stark von Auto zu Auto und auch die Länge ihrer Gesundheitsanzeige variiert (ja, eine solche gibt es!). Die Autos sind in Klassen eingeteilt, die nur auf bestimmten Strecken gefahren werden können.

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Der Offline-Splitscreen-Multiplayer will das Mario Kart-Gefühl mit zeitgemäßer Action eines Rennspiel verbinden.

Um die chaotische, actionfilmähnliche Stimmung in Blur wirklich schätzen zu können, ist es wichtig, eine ausreichend fortgeschrittene Stereo-Anlage zu haben. Das Soundteam hat sich viel Mühe gegeben, die Waffen zu einem Fest für die Ohren zu machen, mit Hilfe eines subtilen Basses, der ein Summen durch den Raum schickt, sobald eine Waffe abgefeuert wird. Die Detailarbeit ist enorm und die Soundeffekte jeder Waffe erlebt man wirklich dreidimensional. Der Sound unterscheidet sich zum Beispiel je nachdem, wo man sich in Relation zum Geschoss befindet.

Eine sehr gut durchdachte Funktion, die heutzutage immer seltener wird, ist die Unterstützung des Splitscreen-Modus für vier Spieler (was die Gedanken direkt in Richtung Mario Kart lenkt). Hier ist die maximale Autoanzahl acht statt zwanzig. Eine sehr gut durchdachte Entscheidung, weil es für die Spieler so leichter wird, sich gegenseitig zu bekämpfen, als in einem Zwanzigauto-Inferno.

Später, am Flughafen, stelle ich fest, dass ich von Blur positiv überrascht bin. Etwas, das im ersten Moment wie ein Burnout-Klon gemischt mit Mario Kart aussieht, hat wirklich eine eigene Identität entwickelt. Bizarre Creations haben ihre unglaublichen Fähigkeiten in Sachen Rennspiel mit Actionparts kombiniert und außerdem einen einzigartigen Multiplayer geschaffen.

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