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Bulletstorm

Bulletstorm

Es gibt kaum einen Mangel an Egoshootern heutzutage, aber das Genre stapft seit Jahren in den gleichen Fußstapfen durch die Gegend. Mit Spielen wie Call of Duty als Maßstab, haben sie bei Epic und People Can Fly versucht, nicht in diesen Schubladen zu denken.

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Mit Bulletstorm ist es ihnen tatsächlich gelungen, eine erfrischende Adrenalin-Bombe abzuliefern. Das denkt man so, während man mit einem wahnsinnigen Grinsen durch einen Regenguss aus Blut und Körperteilen läuft. Jedenfalls erlebt man das dann, wenn sich in der Konsole die DVD dreht, auf der kein USK-Logo prangt. In Deutschland ist ein großer Teil der Gewalt zensiert. Die hier erhältliche 18er-Fassung muss ohne Ragdoll-Effekte, ohne Zerteilung und Zerstückelung von Gegnern sowie ohne Blut- und Splatter-Effekte auskommen. Und damit ist das ursprüngliche Spielerlebnis, so kontrovers es auch sein mag, seinerseits ziemlich zerstückelt.

Wenn Borderlands und Gears of War 2 gemeinsam eine heiße Nacht verbracht hätten, Bulletstorm wäre ihr uneheliches Kind, das neun Monate zur Welt kommt. Es hat seine genetische Basis, ist aber trotzdem ein sehr eigenes Spiel. Und es ist schön, endlich ein Spiel im so ernsten Egoshooter-Genre zu haben, das nicht versucht, sich selbst allzu ernst zu nehmen.

Das ist offensichtlich, von Anfang an, wenn man als Weltraumpirat Grayson Hunt volltrunken versucht, eine Flasche vom dem Kopf eines Kopfgeldjäger zu schießen. Diese Mischung aus Knarre und Alkohol ist genauso schlimm wie sie klingt und bald gehen die Dinge schief. Schrecklich schief.

Bulletstorm
Der Charme und Reiz von Bulletstorm finden sich eher im Gameplay.
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Die Geschichte in Bulletstorm ist schlicht. Sie spielt im 26. Jahrhundert und dreht sich um Grayson Hunt und seinen merkwürdigen Freund Ishi Sato. Ishi ist nach einer Kriegsverletzung teilweise ein Roboter und seine Stimmungsschwankungen reichen von Terminator-ähnlichem Zynismus bis hin zu fast menschlichen Zügen. Mehrmals während der Story kocht er über und der Roboter in ihm übernimmt die "Kontrolle". Grayson und Ishi sind beide ehemalige Mitglieder der Dead Echo-Einheit, die von ihrem Kommandanten verraten wurde. Dieser General Serano ist der wichtigste Bösewicht des Spiels. Drumherum gibt's zahllose Feinde, die nichts anderes im Kopf haben, als uns zu töten.

Aber das Spiel gräbt sich nicht zu tief in die Geschichte hinein. Der Charme und Reiz von Bulletstorm finden sich eher im Gameplay, etwa dann, wenn man in Millisekunden eine ganze Reihe böser Jungs zerlegt. Dafür stehen man alle klassischen Waffen zur Verfügung: Maschinengewehr, Granatwerfer, Scharfschützengewehr und so weiter. Der wichtigste Ausrüstungsgegenstand aber ist die futuristische Peitsche, montiert an der linken Hand. Mit einem Knopfdruck lässt sich so jeder Gegner greifen und heranziehen, um ihn dann effektvoll abzuservieren mit einem Kopfschuss oder Fußtritt.

Jeder Kill liefert Skill-Points, wie viele genau, das richtet sich danach, wie heftig oder extravagant ein Gegner ins Jenseits befördert wird. Worte wie Eierkuchen, Fischfutter, Voodoo-Puppe und Bulletkick werden bald zu besten Freunden, da sie alle unterschiedliche Möglichkeiten aufzeigen, wie man einen Angreifer ausknipst. Diese Skill-Points werden verwendet, um Waffen zu verbessern oder Munition zu kaufen - sind ein integraler Bestandteil des Gameplays. Bulletstorm lädt einen dazu ein, die ganze Zeit neue Moves ausprobieren und versorgt einen stetig mit Punkten, während man kickt und ballert. Wer vor dem Kampf ordentlich einen trinkt, wird dafür sogar noch mit Zusatzpunkten belohnt.

Bulletstorm
Bulletstorm macht schrecklich süchtig. Es erwischt einen so, wie damals, bei dem ersten Videospiel, das einen so richtig gepackt hat.
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Ich habe, wie der ein oder andere auch, schon eine Reihe gewalttätiger Videogames gespielt. Bulletstorm gehört in die Gruppe der heftigen - und manchmal wird es tatsächlich ein bisschen zu viel. Das Spiel hätte nicht darunter gelitten, ein bisschen weniger Blut zu zeigen. Es fühlt sich an, als ob die Entwickler es auf die Spitze getrieben hätten, um absichtlich das innere Monster anzutriggern. Es ist wahrscheinlich eine gute Marketing-Taktik. Aber ein bisschen weniger hätte es auch getan. Ein Mittelweg aus der der deutschen USK-Version und der Originalfassung zum Beispiel.

Andererseits nimmt sich das Spiel wie schon erwähnt nicht sehr ernst und Humor spielt eine große Rolle in Bulletstorm. Die Dialoge transportieren eine Menge Spaß, der Sound und die Musik passen sehr gut ins Gesamtbild. Viele Spielszenen sind tatsächlich ziemlich fett, ja episch, und die Umgebungen können erstaunlich schön sein. Sie schaffen eine Kulisse, die sich lebendig anfühlt, vor allem im Gegensatz zu den eher durchschnittlichen Charakter-Modellen.

Bulletstorm macht schrecklich süchtig. Es erwischt einen so, wie damals, bei dem ersten Videospiel, das einen so richtig gepackt hat. Man will ständig ein bisschen mehr. Jedes Mal, wenn sich der Bildschirm mit Zahlen füllt und man Skill-Points kassiert, ist da dieses Gefühl großer Zufriedenheit in der Magengegend. Der Spielmodus Echoes erlaubt es uns, Teile der Kampagne als Standalone-Level zu spielen. Hier ist es eine pure Freude zu versuchen, so schnell wie möglich so viele Punkte wie möglich zu kassieren, um sich einen Platz in der globalen oder lokalen Bestenlisten zu sichern.

Am Ende muss man es doch nochmal deutlich sagen: In vielerlei Hinsicht sieht Bulletstorm aus und klingt wie die Gears of War-Spiele. Leider hat es keine vergleichbare Koop-Kampagne - die hätte perfekt zum Konzept gepasst. Es gibt allerdings einen Multiplayer-Horde-Modus, wo man mit bis zu vier weiteren Spieler gegen Wellen von Feinden kämpft.

Bulletstorm ist der feuchte Traum eines jeden Action-Fans. Es ist reine Spielfreude und sorgt für viele Stunden Unterhaltung. Die Kampagne ist vielleicht ein bisschen kurz geraten und die Koop-Kampagne wird schmerzlich vermisst. Es ist also bei weitem nicht perfekt. Dennoch, das weiß ich genau, sobald ich das hier fertig geschrieben habe, sitze ich wieder auf meinem Sofa, die tägliche Dosis Wahnsinn abholen. Ich hatte doch erwähnt, dass Bulletstorm süchtig macht?

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08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Frischer Egoshooter mit eigenen Style, witzig, macht süchtig
-
Manchmal zu gewalttätig, keine Koop-Kampagne
overall score
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