Deutsch
Gamereactor
Vorschauen
Civilization V

Civilization V: Brave New World

Um die Erfahrung mit dem Strategiespiel zu verbessern, hat Firaxis der zweiten Spielhälfte mehr Kultur und Diplomatie spendiert.

HQ

Civilization V war ein großartiges Spiel, das so viele Sachen richtig gemacht hat. Die neue Oberfläche, Stadtstaaten und das überarbeitete Kampfsystem haben ein modernes Strategiespiel hervorgebracht. Genörgelt wurde trotzdem, denn die geliebten Religionen aus dem Vorgänger fehlten im Spiel. Mit Civilization V: Gods & Kings wurden die bereits im letzten Jahr nachgereicht. Neben dem lange herbeigesehnten Feature gab es neun neue Zivilisationen, drei neue Szenarien und Spionage als neues Spielelement.

Die Erweiterung beeinflusste vor allem den Anfang des Spiels, verlor aber zunehmend an Bedeutung, wenn sich eine Religion durchgesetzt hatte. Mit der neuen Erweiterung Civilization V: Brave New World nimmt sich Firaxis nun der zweiten Spielhälfte an und versucht, diese interessanter zu gestalten. Dafür führt das Studio einen verbesserten Handel, kulturelle Elemente und ausgeprägtere Diplomatie-Möglichkeiten ein. Vor allem defensiven, auf Kultur bedachten Spielern sollen nun mehr Wege angeboten werden, einen Sieg davonzutragen, ohne selbst zu den Waffen zu greifen.

Neben den Spielmechaniken gibt es natürlich auch wieder neue Gebäude und Wunder. Es gibt weitere Szenarien und nochmals neun neue Zivilisationen, die sich natürlich vor allem mit den neuen Möglichkeiten auseinandersetzen. Bereits offiziell angekündigt sind Polen mit Casimir III, Brasilien mit Pedro II, Assyrien mit Assurbanipal, Portugal mit Maria I und die Zulu mit Shaka. Die Portugiesen und Brasilianer etwa sollen der stärkeren Ausrichtung auf Handel Rechnung tragen und die Zulu gelten als sehr expansives Volk, das gerade zu Beginn des Spiels ziemlich gefährlich werden kann.

HQ
Werbung:
Civilization VCivilization V
Auch mit der Erweiterung sieht das Spiel immer noch aus wie Civilization V und optisch gibt es nur wenige offensichtliche Änderungen.

Der Handel drückt sich im Spiel dadurch aus, dass wir mit Schiffen und speziellen Einheiten zu Land Handelsrouten einrichten können. Diese werden für die Dauer von 30 Runden festgelegt und liefern uns nicht nur Geld, sondern helfen auch bei der Forschung, der Verbreitung unser Religion und dem kulturellem Einfluss. Bis zu acht solcher Routen lassen sich festlegen und damit den Druck auf andere Völker erhöhen. Je weiter wir unsere Waren liefern, desto mehr springt für uns dabei heraus. Allerdings können Händler auch angegriffen werden und wir müssen abwägen, wie sicher eine Route ist.

Der kulturelle Einfluss ist zweite große Spielmechanik, an der Firaxis gefeilt hat. Wir können unsere Kultur auf die gesamte Welt ausbreiten und damit einen kulturellen Sieg einfahren. Dies erreichen wir beispielsweise, indem Künstler, Schriftsteller und Musiker bedeutende Werke erschaffen und wir diesen in zentralen Gebäuden wie Museen, Opern oder Bibliotheken Raum geben. Und wer will nicht Shakespeare, Guillaume de Machaut oder F. Scott Fitzgerald hinter sich wissen und damit die Welt erobern!? Wenn wir unseren Einfluss auf konkurrierende Spieler maximiert haben, tragen wir den Kultursieg davon.

Ganz pfiffig war auch die Idee mit der Archäologie. Sobald wir die entsprechende Forschung abgeschlossen haben, können wir nun Archäologen ausbilden und diese spezielle Ausgrabungsstätten erkunden lassen, die überall auf der Welt auftauchen. Diese Orte markieren zerstörte Städte oder vergangene Kriege und die Einheiten können wertvolle Artefakte freilegen. Mit deren Hilfe können wir entweder direkt unsere Kultur erhöhen oder aber ein wertvolles Werk entdecken, das sonst nur von großen Künstlern erschaffen werden kann. Wer sich also Archäologie leisten kann, schafft kulturelle Bereicherung für sein Volk.

Werbung:
Civilization V
Mit dem Handel können wir den Druck auf andere Länder erhöhen und den kulturellen Einfluss erhöhen oder eigene Städte stärken.

In der Politik gab es ebenfalls Änderungen. Sobald wir in die Industrielle Revolution aufbrechen, wählen wir zwischen den bekannten Ideologien Freiheit, Ordnung und Autokratie und unsere Wahl soll dann auch Einfluss auf die Diplomatie mit anderen Völkern haben. Sehr viel deutlicher aber wirkt sich der neu geschaffene Weltkongress auf die Diplomatie aus. Über diese Einrichtung sitzen alle Staatsoberhäupter an einem Tisch, ganz ähnlich wie heute bei den Vereinten Nationen.

Damit lassen sich nun Wahlen initiieren, deren Ausgang einzelnen Staaten nützt oder schadet. Wer über gute Beziehungen verfügt, kann mit dem Kongress seinen Einfluss in der Welt festigen und starke Bündnispartner hinter sich bringen. Geregelt werden über Resolutionen etwa Handelsembargos, internationale Messen und Wettbewerbe oder der Einsatz von Rohstoffen und Waffen. Durch den Weltkongress ist es uns auch möglich, aggressive Spieler zu bremsen. Auch das spielt natürlich jenen in die Hände, die sich vor allem auf Kultur und Diplomatie konzentrieren wollen. Jene Spieler pflegen bessere Beziehung zu Stadtstaaten, sie können es sich leisten, Stimmen zu kaufen.

Wer also wenig Interesse an einem Krieg mit dem kräftezehrenden Verschleiß von Truppen hat, kann sich nun über ein paar wirksame Mittel freuen. Und im Grunde nehmen sich alle neuen Mechaniken damit auch der zweiten großen Kritik von Civilization V an. Damals schien sich der Titel laut ein paar seiner Fans zu sehr auf militärische Auseinandersetzungen zu fokussieren. Lieb gewonne Elemente aus Civilization IV wiederum fehlten. Mit dieser Erweiterung soll nun auch diese Lücke geschlossen werden.

Civilization V
Eine der neuen spielbaren Zivilisationen ist das Volk der Zulu, die sehr angriffslustig und vor allem am Anfang sehr gefährlich sind.

Beim Anspielen wirken die neuen Möglichkeiten noch etwas schwach. Der Handel ist durch die geringe Zahl an Routen stark eingeschränkt und Archäologie hat zunächst genauso nur den Charakter eines Gimmicks. Aber in eineinhalb Stunden lässt sich die Bedeutung dieser Elemente auch nur schwer abschätzen - ein richtiges Spiel in Civilization V dauert eher einen ganzen Tag. Und eigentlich ist es auch logisch, diesen beiden Elementen nicht zu viel Raum zu lassen. Einerseits würde es ansonsten die Balance empfindlich stören und zum anderen war der Plan von Firaxis, das Spiel interessanter zu machen und nicht noch träger. Daher legen wir Handesrouten auch immer automatisiert für mehrere Runden fest.

Aber ganz ehrlich, Civilization V: Brave New World fühlt sich als Gesamtpaket trotzdem gut an. Nachdem ich einige Runden in der schönen neuen Welt verbracht habe, will ich auf die neuen Spielelemente gar nicht mehr verzichten. Weltkongress und der neue kulturelle Einfluss sind zwei clevere Ideen. Das weiß wohl auch Firaxis und will ihre Schäfchen vor der Veröffentlichung noch einmal mit einer Demo locken. Für die Erweiterung wird natürlich auch wieder 30 Euro verlangt. Doch wir brauchen neuen Stoff, werden jeden Preis dafür bezahlen. Wie gut wir uns aber nach einem langen, guten Rausch fühlen, darauf bin ich selbst schon gespannt.

Civilization VCivilization VCivilization VCivilization V
Civilization VCivilization VCivilization VCivilization V
Civilization VCivilization VCivilization VCivilization V

Ähnliche Texte

0
Civilization V: Gods & KingsScore

Civilization V: Gods & Kings

KRITIK. Von Martin Eiser

Mit Civilization V: Gods & Kings schiebt Firaxis nach fast zwei Jahren nun das erste echte Addon nach. Das ist ein ziemlicher Volltreffer.



Lädt nächsten Inhalt