Create

EA hat hier offenbar versucht, den konzeptionellen Unterbau von Little Big Planet zu mopsen und auch ein Spiel zu machen, in dem wir Level bauen können. Allerdings hat EA dabei konsequent eines gemacht: Features reduziert, keine Geschichte erzählt und dafür daraus ein Puzzlespiel gemacht, das wir uns nun selbst zusammenbauen können.

Wirklich neu ist das hier nicht und fühlt sich auch nicht neu an. Eindimensional präsentierte Sidescrollwelten können wir diverse Spielelemente hinzufügen. Okay. All diese Elemente erfüllen einen Zweck in einer zu absolvierenden Herausforderung, die uns das Spiel stellt. Die Idee dahinter ist weniger ein Jump'n'Run, das wir selber spielen und verändern, sondern eher das einer Rube-Goldberg-Maschine. Eine Aktion löst die nächste aus oder bedingt sie zumindest. Einfacher gesagt: Auto rollt Berg herunter, fliegt über Rampe, durch einen Ring und dann ins Ziel. Diese einfache Mischung wird in knapp 140 Herausforderungen variiert - die natürlich gen Ende hin wesentlich komplexer werden. Aber am Grundgerüst ändert sich nichts.

Spannend sind vor allem die Apparatur-o-matisch und Wahntastisch-Herausforderungen. Bei ersteren bauen wir aus den vorhandenen Teilen kleine Maschinen zusammen, die eine Aufgabe erfüllen müssen. Bei letzteren geht es darum, ein Objekt auf die Reise zu schicken, das unterwegs möglichst alle Multiplier aufsammelt, um viele Punkte zu holen. Sehr klassische Ideen, um das mal höflich auszudrücken.

Es gibt Träger, Ballone, Rampen, Ventilatoren, Flipperbumper und vieles mehr, um die Objekte physikalisch korrekt durch die Level fliegen, schweben, rollen und fahren zu lassen zu lassen. Bereits mit wenigen Objekten eröffnen sich zahllose Lösungen, die zum und ins Ziel führen. Das ist einerseits toll, führt aber auch zu einem gewissen Chaos und einer Beliebigkeit bei der Lösungssuche.

Alle Herausforderungen sind auf schwebenden Insel verteilt, die die ziemlich generischen Szenarien für Level vorgeben. Anfangs ist das eine braune Welt aus Landschaft, die wir mit Farbe, Muster und allerlei Leben erfüllen sollen. Man kann diese schwebenden Welten nach eigenen Geschmack dekorieren, außer das man dabei ein paar Funken (der Name der Währung für den Levelfortschritt) sammelt, passiert aber nicht viel. Wird eine Herausforderung gestartet, werden alle in ihrem Weg platzierten Objekte entfernt und nur der Look der Welt bleibt. Irgendwie komisch konzipiert das alles.

Die eigene Performance wird nach den Faktoren Erstellen, Lösen, Bearbeiten, Detail und Animieren in ein Balkendiagramm einsortiert und dargestellt. Schlicht und unaufgeregt, wobei mir eine Higscoreliste mit zum Beispiel Bestzeiten gut gefallen hätte. Im Kern ist Create also ein profanes Puzzlespiel, wo wir der Spielwelt Elemente hinzufügen müssen.

Lustige Physikspielereien sind es für mich, wo es oft auf ein paar Millimeter Genauigkeit ankommt, damit der Wagen im richtigen Winkel auftrifft und korrekt weiterkommt. Bei aller Korrektheit: Es gibt immer reichlich Lösungen, die zum und ins Ziel führen - das mag ich am liebsten an diesem doch sehr freien Puzzlespiel.

Weniger nett ist die Kamera, ein störrisches Biest, das einen immer wieder Nerven kostet. Auch die Steuerung ist nicht optimal, weder in der normalen Controller-Version noch in der PS3-Variante via Playstation Move. Sie ist häufig einfach zu wackelig und zu umständlich präsentiert. Besonders Kinder, vermutlich die Kernzielgruppe des Spiels aus dem mittleren Preissegment, dürfte schnell die Geduld ausgehen. Auch die Menünavigation ist manchmal ziemlich verwirrend - es ist so schlimm, dass ich den Befehl zum Beenden einer Herausforderungen, um einfach eine andere zu starten, überhaupt noch nicht gefunden habe. Vielleicht fehlt der auch einfach nur, gut wäre das aber auch nicht.

Neben den Herausforderungen gibt's auch einen Create-Frei-Modus, wo aus dem Nichts heraus komplett eigene Szenerien gebastelt werden dürfen. Klingt spannend, ist aber leider ziemlich limitiert und zeigt wenig Neues im Vergleich zu den Arbeiten der Entwickler selbst. Schön ist, dass diese Entwürfe online geteilt werden dürfen, man also die Basteleien der anderen Create-Fans spielen kann. Die Dimensionen eines Little Big Planet in Sachen Selbstbeteiligung der Community wird es bei Create aber nicht geben.

Optisch ist Create bestenfalls durchschnittlich und ziemlich weit von Little Big Planet entfernt. Die Welten sehen eher hässlich aus, die Items wirken lieblos gestaltet und den Charme eines Sackboys sucht man vergeblich. Die Auswahl der Texturen, mit denen die Level verschönert werden können, erinnern an die Hintergründe aus Corel Draw 4. Und irgendwie ist das ganze Spiel am Ende nicht viel mehr als ein veraltetes Grafikprogramm zum Mitspielen.