Deutsch
Gamereactor
Kritiken
CrossfireX

CrossfireX

Aus einem reinen Mehrspielertitel ein Abenteuer für Solospieler*innen zu entwickeln, ist offensichtlich schwieriger als man glaubt. Vor allem wenn die Basis nichts taugt.

HQ
CrossfireXCrossfireX
Lasst uns nicht lange um den heißen Brei drumherum reden: Ihr verschwendet mit diesem Spiel nur eure Zeit, glaubt mir.

Die meisten Spielekatastrophen ahnt man schon vorher, da helfen schicke Render-Trailer und PR-Gelaber nicht. Bei CrossfireX sah es ein wenig anders aus, denn an der Einzelspielerkampagne haben die finnischen Entwickler von Remedy mitgearbeitet. Da die Spiele des Studios üblicherweise sehr gut geschrieben sind, war ich natürlich neugierig. Es gibt Unmengen an militärischen Shootern, aber die haben selten eine interessante Story zu bieten. Meine Hoffnungen sind leider unerfüllt geblieben, denn das Spiel hier ist ein echter Griff ins Klo.

Abgesehen vom Design gibt es hier wirklich keinen einzigen Aspekt, der auch nur annähernd gut ist. Es fing schon damit an, dass ich nach dem Start des Spiels nicht wirklich wusste, wo ich eigentlich anfangen soll. Die Menüs sind idiotisch und nichts erklärt sich von selbst. Manchmal gibt es mehrere Menüpunkte auf dem Bildschirm, die alle unterschiedlich bedient werden. Der Mauszeiger hat scheinbar gar keine Funktion und sorgt deshalb nur für noch mehr Verwirrung. Einige Menüpunkte werden mit den Schultertasten navigiert und viele Rubriken sehen völlig anders aus - es ist wirklich chaotisch.

Am Ende ist CrossfireX einfach ein Klon von Counter-Strike: Global Offensive mit einer Handvoll Team-Spielmodi. Aus dieser Prämisse musste Remedy eine Kampagne basteln und das Ergebnis wirkt leider so, als hätte sich ein armer Praktikant an die Arbeit gemacht, um Smilegate etwas Geld aus der Tasche zu ziehen. Es ist wirklich schade, denn die grundsätzliche Idee ist nicht unbedingt schlecht. Wir können die Story aus zwei Perspektiven spielen: Als Black List oder als Global Risk - zwei Privatarmeen im Krieg. Theoretisch könnte das für interessante Perspektiven mit vielen Grauzonen sorgen, aber tatsächlich wird jedes mögliche Potential durch uraltes Gameplay und viele andere Fehler im Keim erstickt.

Werbung:
HQ
CrossfireXCrossfireX
Die Steuerung ist so schlecht, dass ich regelmäßig das Gefühl hatte, mit dem D-Pad zu spielen...

Es beginnt damit, dass sich Waffen in der Realität einfacher bedienen lassen, als in CrossfireX. Ich habe in den USA schon mehrfach Pistolen und Gewehre abgefeuert und fand mich recht treffsicher. In diesem Ego-Shooter droht meinen Gegnern aber nur wenig Gefahr, denn der Analogstick hat eine riesige Deadzone und es passiert gar nichts, wenn wir den Stick nicht fast bis zum Anschlag bewegen. Es fühlt sich an, als würde man mit dem D-Pad spielen.

Glücklicherweise agieren die Gegner unfassbar dämlich und laufen uns einfach vor die Flinte, statt selbst zu schießen. Die Steuerung ist also ebenso raffiniert wie ein Call of Duty aus dem Jahr 2005 und die Level sind extrem linear und uninspiriert. Für die beiden Kampagnen benötigt man ungefähr sechs Stunden, aber ihr könnt eure Zeit sicher besser nutzen. Es gibt ein Zeitlupensystem, dessen Dauer ihr durch Kills verlängern könnt, was in einem besseren Spiel sicher cool gewesen wäre.

Werbung:

Leider hat die Mehrspielerkomponente auch nicht deutlich mehr auf Lager. Die Crossfire-Reihe feiert in Asien große Erfolge, aber CrossfireX ist keine Erklärung für das Phänomen. Es wirkt unfertig, die Soundeffekte scheinen im Hobbykeller zusammengeschustert worden zu sein und die Steuerung ist eine Katastrophe - genau wie das ganze Spiel.

HQ
CrossfireXCrossfireX
Am Ende ist CrossfireX einfach ein Klon von Counter-Strike: Global Offensive mit einer Handvoll Team-Spielmodi, von denen einige nicht mal ordentlich funktionieren.

Die Level haben Engpässe, die dafür sorgen, dass Neulinge mit Granaten getötet werden, bevor sie auch nur einen Gegner gesehen haben. Die Balance ist fürchterlich und viele Spieler*innen nutzen Systeme aus, um unsichtbar oder fast unsterblich zu werden. Am schlimmsten ist der Nano-Modus, in dem wir gegen „Infizierte" kämpfen. Das Konzept ist so schlecht, dass man manchmal darauf warten muss, bis die Zeit abgelaufen ist, ehe das Match endet. Und es gibt jeweils nur einen Level pro Spielmodus, was einfach nicht reicht.

Obwohl die Grafik eher primitiv ausgefallen ist, haben die Entwickler es nicht hinbekommen, das Spiel zu optimieren. Die Framerate geht selbst auf der Xbox Series X häufiger in die Knie und Texturen laden unnatürlich lange nach. Das Design der Uniformen, Waffen und Umgebungen ist dagegen ganz ordentlich. CrossfireX hat auch eine interessante Farbpalette, die sich angenehm von den üblichen braun-grauen Farbgebungen anderer Shooter absetzt.

Ich kann CrossfireX aber beim besten Willen nicht empfehlen, selbst wenn ihr es im Game-Pass-Abo ausprobieren wollt. Es ist eure Zeit einfach nicht wert und jeder, der daran gearbeitet hat, sollte sich schämen. Das gilt auch für Remedy, die ihren guten Ruf mit diesem Schrott beschmutzt haben.

03 Gamereactor Deutschland
3 / 10
+
interessantes Zeitlupensystem in der Kampagne.
-
Steuerung ist ein hoffnungsloser Fall, lausige Performance, langweilige und lineare Umgebungen, Feinde haben nur Stroh im Kopf, Mehrspielermodus ist kaputt.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

Ähnliche Texte

0
CrossfireXScore

CrossfireX

KRITIK. Von Jonas Mäki

Aus einem reinen Mehrspielertitel ein Abenteuer für Solospieler*innen zu entwickeln, ist offensichtlich schwieriger als man glaubt. Vor allem wenn die Basis nichts taugt.



Lädt nächsten Inhalt