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Crusader Kings III

Crusader Kings III - Paradox stellt den Erben vor

Vor der geplanten Krönung im September haben wir uns den Thronfolger genauer angesehen.

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Crusader Kings IIICrusader Kings III

Wenn es ein Element gab, mit dem Crusader Kings II so seine Probleme hatte, dann war es die Zugänglichkeit. Seit 2012 ist es dank seiner Komplexität eine wirklich harte Nuss. Die Reihe bietet Sandbox-Gameplay, denn wir führen eine mächtige Dynastie durch die Geschichte. Es arbeiten dutzende Systeme im Hintergrund und das komplizierte Erbrecht lässt euer Gehirn regelmäßig durchschmoren. Leider wurden alle Fortschritte, die über die Jahre gemacht wurden, um Neulinge willkommen(er) zu heißen, durch einen Strom an spielverändernden Erweiterungen zunichte gemacht.

Crusader Kings II hat in all den Jahren nie stillgestanden, aber es fängt langsam an sein Alter zu zeigen. Es wird Zeit für ein neues Spiel und deshalb waren wir kürzlich eingeladen, uns eine frühe Version des königlichen Nachfolgers anzuschauen. Bei dieser Gelegenheit haben wir erfahren, welche Errungenschaften an die nächste Generation weitergegeben wurden und welche genetischen Defekte der Vergangenheit angehören.

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Es hat natürlich seinen Grund, warum wir die Genetik ansprechen, denn Crusader Kings III ist kein Rollenspiel, das sich auf eine zentrale Gruppe von festen Spielfiguren konzentriert. Statt einer einzelnen Königin oder einem König begleiten wir in dieser Reihe eine ganze Familiendynastie durch die Geschichte. Generell benötigen wir dafür Macht und Unterstützung, was für kompetente Herrscher ein Leichtes ist, aber auch als fieser Intrigant funktioniert, der politischen Einfluss nimmt und Druck auf seine Feinde ausübt.

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Es gibt ein neues System, durch das wir Gefallen erfüllen und einfordern können, um letztlich das zu erreichen, was wir wollen. Der königliche Adel ist also wirklich ein halsabschneiderisches Gewerbe, in das ihr voll aufgehen könnt. Bevor ihr jedoch mit allen Feinden eures Reichs einen Krieg anzettelt, solltet ihr natürlich wissen, wie alles zusammenhängt und das braucht seine Zeit.

Crusader Kings II war trotz der steilen Lernkurve über die Jahre sehr populär und die größte Herausforderung lag darin, neue Spieler mit dem Spiel, den komplizierten Ebenen des Erbrechts und der politischen Etikette vertraut zu machen. Die Enzyklopädie soll Neulingen den Zugang erleichtern: Wenn wir mit dem Cursor über Schlüsselbegriffen schweben, öffnet sich ein neues Fenster mit relevanten Informationen und weiteren Schlüsselwörtern, was uns zu weiteren Themen führt. Wenn ihr also mehr über ein bestimmtes Thema oder Gesetz erfahren möchtet, könnt ihr euch über dieses neue System mit der Materie vertraut machen.

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Das Interface und die Platzierung der verschiedenen Menüs wurden komplett überarbeitet und es braucht eine Weile, bis man mit dem neuen Layout vertraut ist. Nach unserer Zeit mit der Demo sind wir zum Vorgänger zurückgekehrt, um das alte und neue UI zu vergleichen und der Unterschied ist wie Tag und Nacht (das alte Spiel wirkt mittlerweile echt archaisch). Die handgemalten Porträts wurden durch dynamische 3D-Modelle ersetzt, was schnittig und elegant wirkt. Jedes Kind stellt eine Mischung aus seinen Eltern dar, wobei bestimmte physische Eigenschaften - wie etwa Krankheiten - das Erscheinungsbild beeinflussen.

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Natürlich wurde für den neuen Ableger auch die Karte überarbeitet. Sie ist jetzt viel detaillierter und die Länder bestehen aus Grafschaften, auf denen verschiedene Werte zu sehen sind. Es steht eine Reihe von Filtern zur Verfügung, die uns bei der Übersicht hilfreich sind, was sich besonders bei unserem ersten Spiel als sehr nützlich gewesen hat. Ihr seht schon, selbst Veteranen des Vorgängers sollten vielleicht lieber mit dem Tutorial beginnen, das uns nach Irland führt. Die komplizierteren religiösen Systeme waren in unserer Version noch ausgeschaltet, aber die Spielerfahrung auf der kleinen Insel wirkte trotzdem komplett.

Das Meinungssystem aus Crusader Kings II ist übrigens wieder zurück und obwohl unsere Herrscherin beliebt war, konnten wir ihre Persönlichkeit mit dem Rollenspiel-Fortschrittssystem noch weiter ausbauen. Mit der Zeit werden dort zusätzliche Fähigkeiten freigeschaltet, die unserem Haus in verschiedenen Situationen weiterhelfen könnten. Den Stil unseres Herrschers beeinflussen wir, indem wir einen Partner mit sich ergänzenden Fähigkeiten wählen und unseren Kindern eine Erziehung zukommen lassen, die sie in eine bestimmte Richtung formt.

Frühe Generationen unserer Dynastie konzentrierten sich auf militärische Fähigkeiten und Boni, wie Marschgeschwindigkeit oder Effizienz. Später waren die Familienoberhäupter diplomatischer und wir müssten unsere Herangehensweise überdenken. Ich habe vier Generationen überlebt, bevor ich einen Krieg zu viel angezettelt haben muss und am Ende von Schottland verschluckt wurde. Diese Barbaren fielen über mich her, obwohl ich alles gegeben habe, um sie zu meinen Verbündeten zu machen. Ich habe viel Zeit damit verbracht, den König in der Nachbarschaft zu meinen Gunsten zu beeinflussen, aber es half nichts.

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Der Bereich Religion wurde überarbeitet und es gibt jetzt unterschiedliche Möglichkeiten, wie man den Glauben in die eigene Herrschaft einbindet. Uns stehen eine Reihe neuer Optionen zur Verfügung, wenn wir einen neuen Glauben erschaffen wollen. Wir können die Hingabe beispielsweise dafür nutzen, um Religion beim Vergrößern unseres Reichs einzusetzen. Durch den Kampf gegen Ketzer verstärken wir den Glauben des Volks, aber vielleicht gründet ihr auch eure eigene Religion, um nationale Einigkeit zu fördern. Die Möglichkeiten sind nahezu endlos.

Es gibt ein weiteres System, das mit dem Stresslevel unseres Herrschers verknüpft ist, was letztlich dem Rollenspielaspekt von Crusader Kings III stärken soll. Treffen wir Entscheidungen entgegen der Persönlichkeitswerte unseres Herrschers, kommt der langsam aber sicher in die Bredouille. Diese persönlicheren Nebengeschichten treten regelmäßig auf und in den zwölf Stunden, die ich mit der Demo verbracht habe, kamen sie mir bereits ein wenig repetitiv vor. Das kann sich bei längerer Spielzeit aber natürlich auch ändern.

Der Startzeitpunkt wurde im Vergleich zum klassischen Crusader Kings II ein wenig nach vorne verlegt, sodass wir jetzt schon im Jahr 1066 beginnen - mit der Eroberung Englands durch die Normannen. Es werden uns eine Reihe von Startpunkten vorgeschlagen - jeweils mit kurzer Einleitung, um anzudeuten welche Art Spielerfahrung uns vermutlich erwarten wird. Der Schwierigkeitsgrad von Crusader Kings III hängt damit zusammen, wie prekär unsere jeweilige Situation ist. Wenn wir von mächtigen, dominanten Ländern umgeben sind, bedeutet das unweigerlich mehr Ärger.

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Der Spaß liegt aber nicht unbedingt im Angriff; es ist der Weg, der Freude macht - nicht das Ziel. Crusader Kings leuchtet dann am hellsten, wenn die Rollenspielereien und der ausgedehnte Sandkasten zusammenkommen und diese besonderen Momente erschaffen, die kein anderes Spiel jemals so hervorbringt. Es ist schwer zu sagen, wie häufig Crusader Kings III diese Momente liefern wird, aber nach einem guten Dutzend Stunden mit dem fast fertigen Build des neuen Teils wirkt es auf mich so, als könnte Paradox die Traditionen des Vorgängers aufrechterhalten. Alle Aspekte wurden um den bekannten Kern herum überarbeitet, die Gesamterfahrung ist sauberer und viel zugänglicher. Einige Elemente fehlen, darunter der Handel und das Inventarsystem, dafür stehen unsere Charaktere und das politische Drama im Mittelpunkt.

Nach dem Ende der Pressedemo wollte ich für ein letztes Hurra zum Vorgänger zurückkehren, habe mich dann aber relativ schnell dazu entschieden, doch lieber auf das neue Spiel zu warten. Ich kann die Krönung kaum erwarten, um mich endlich ausgedehnt mit dem neuen Dynastiesimulator beschäftigen zu können. Hoffentlich hat Paradox bald einen festen Termin für uns, denn mein erster Ausflug in die Welt von Crusader Kings III hat mir den Mund wässrig gemacht. Der König ist tot, lang lebe der König.

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