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Das Schwarze Auge: Book of Heroes

Das Schwarze Auge: Book of Heroes

Ein klassisches Tabletop-Rollenspiel, das man allein und auch mit Freunden komfortabel über das Internet zusammenspielen kann.

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In Finnland arbeitet eine kleine Truppe eifriger Entwickler an einem Tabletop-Rollenspiel in Aventurien, der Welt von Das Schwarze Auge. Als mich diese Woche ein Vertreter des zehnköpfigen Teams besuchte, erklärte er mir das Vorhaben folgendermaßen: Ziel des Indie-Studios sei es mit Das Schwarze Auge: Book of Heroes gewesen, die soziale Erfahrung von langen Pen&Paper-Abenden über das Internet zu ermöglichen. Herausgekommen ist dabei ein sattes Rollenspiel, das ihr alleine, eher aber mit ein paar eifrigen Freunden im Koop genießen könnt.

Die Figurenerstellung folgt dem DSA-Regelwerk und ist gleichzeitig überschaubar. Zuerst wählen wir im Charaktereditor zwischen vier Spezies, die irgendwo zwischen Elfen und Menschen liegen. Anschließend folgt die grobe Wahl der Klasse, es werden optische Merkmale angepasst und unser Held braucht natürlich noch einen persönlichen Hintergrund. Viele dieser Voreinstellungen werden im Stile hübscher Tarotkarten visualisiert, die auch bei der Charakterentwicklung später wieder zum Einsatz kommen werden. Die Auswahl wirkt nicht zu unübersichtlich, soll aber für einige Partien ausreichen und unterhalten, so unser Ansprechpartner.

Wie in solchen Geschichten üblich, beginnt unser Abenteuer in der Taverne und zwar nicht in irgendeiner Spelunke, sondern im Wirtshaus zum Schwarzen Keiler. Dort finden wir alles Nötige, um zu unserem Abenteuer aufzubrechen: Informationen, Söldner, Händler und verschiedene handwerkliche Einrichtungen. Natürlich lassen sich die Schmiede oder der Alchemiekessel zum Craften von Hilfsgütern nur dann nutzen, wenn wir auch die entsprechenden Fähigkeiten mitbringen, was den Koop-Gedanken der DSA-Abenteuer unterstreicht.

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Ist unsere Gruppe endlich zum Aufbruch bereit, wählen wir am schwarzen Brett eine Mission, die oberflächliche Informationen für uns bereithält. Anschließend wird entschieden, ob wir mit Unterstützung von KI-Gefährten in die Schlacht ziehen oder eine Online-Lobby öffnen. Entwickler Random Potion arbeitet offenbar an einer umfangreichen Discord-Integration, doch davon konnten wir in unserer Version noch nichts sehen. Sprachchat ist in solch einer geselligen Runde aber natürlich Pflicht.

Die Missionen selbst sind größtenteils zufallsgeneriert, was eine Reihe von Vorteilen, sowie ein paar Nachteile mit sich bringt. Wie groß eine Abenteuerkarte letztlich ist und wie lange die Truppe damit beschäftigt ist, lässt sich vorher nie mit Gewissheit sagen. Bestimmte Parameter sollen die Erfahrungen konsistent halten, gleichzeitig jedoch auch für Abwechslung sorgen. Manchmal haut die Formel hin und erzeugt tolle Gebiete mit herausfordernden Begegnungen und fies platzierten Fallen, doch man wird auch durch lange Tunnel laufen, ohne etwas Spannendes zu entdecken.

In den weiten Gebieten erwarten uns verschiedene Interaktionsmöglichkeiten. Mit einem Kontextmenü können wir beispielsweise an den Türen Geräuschquellen im nächsten Raum ausmachen oder Statuen auf Druckplattenschalter schieben. Mithilfe der Übersichtskarte können wir unseren Verbündeten zu verstehen geben, dass in einem Bereich möglicherweise Fallen oder Schätze auf uns warten. Absprache scheint nicht nur bei den Kämpfen ein wichtiges Kriterium zu sein, auch Rätsel setzen zum Teil Kooperation voraus.

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Das Schwarze Auge: Book of Heroes bietet langsame Echtzeitstrategiekämpfe, die mit unserem wachsenden Fähigkeitenrepertoire ausgefochten werden. Treffen unsere Abenteurer auf Feinde müssen wir uns schnell einen Überblick verschaffen und noch schneller reagieren. Trefferchance, das Parieren/Ausweichen und die anschließende Schadensberechnung werden automatisch ausgewürfelt. Wie erfolgreich wir dabei sind, hängt maßgeblich von unseren Statistiken ab. In Das Schwarze Auge: Book of Heroes verbessern wir unsere Fähigkeiten mit diesen eingangs erwähnten Tarotkarten, die es beim Abschluss von Missionen gibt. Im Schwarzen Keiler können wir die Effekte verinnerlichen und somit mächtiger werden.

Für abgeschlossene Missionen erhalten wir nicht nur die Skill-Karten, sondern auch wertvolle Aktionspunkte und Silber zum Verbessern unserer Ausrüstung. Werden Missionen häufiger gespielt, sollen sie herausfordernder werden, aber auch bessere Belohnungen bereithalten. Insgesamt sollen ca. 20 Missionstypen in Das Schwarze Auge: Book of Heroes bereitstehen, sobald der Titel auf dem PC erscheint. Da eine Mission zwischen 30 Minuten und einer Stunde andauern kann, sollten wir grob mit ca. 20 Stunden Spielzeit pro Held rechnen.

Eine deutsche Synchronisation ist vorgesehen, die Produktionswerte halten sich aufgrund des überschaubaren Teams jedoch in Grenzen. Beispielsweise erleben wir die 3D-Welt, die auf Basis der Unity-Engine läuft, lediglich aus einer starren Kameraperspektive von schräg oben. Neue Gebiete werden immer komplett aufgedeckt und wenn wir an den Rand eines Areals gelangen, starren wir so lange in den Schatten, bis wir den Nebel des Krieges lichten und den Sprung ins Ungewisse wagen.

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Unsere NPC-Kumpanen haben damit weniger Probleme, denn in meiner Spielsitzung stürmten sie immer blindlings in feindliche Hinterhalte oder lösten Fallen scheinbar mit Absicht aus. Besonders gern haben sie auch einfach gar nicht reagiert und mich allein kämpfen lassen. Das passiert in frühen Versionen natürlich noch, sollte wenige Monate vor dem Release aber nicht mehr so sehr auffallen. Bei einem Preis von 40 Euro ist das verschmerzlich, man sollte es vor dem Kauf aber natürlich berücksichtigen. Weitere DLCs sind übrigens bereits im Gespräch, sie werden allerdings erst finalisiert, sobald das Spiel auch entsprechende Beachtung findet. Denkbar wären neue Professionen und Gebiete, sowie die beliebten Hexen als spielbare Klasse.

Auf mich wirkte Das Schwarze Auge: Book of Heroes trotz seiner fortgeschrittenen Phase noch sehr roh und unbearbeitet. Abgesehen von den kleineren Problemen und dem fehlenden Feinschliff mangelt es dem Titel derzeit an wichtigen Funktionen und einer eigenen Persönlichkeit. Das Spielerlebnis war sehr grundlegend, was sicher auch darauf zurückzuführen ist, da komplexere Spielmechaniken mit neu erstellten Helden natürlich noch nicht zugänglich sind. Dementsprechend war mein Highlight ein Kampf gegen eine zugegeben protzige Riesenechse, die ich halt leider ohne mein Team bekämpfen musste - die haben lieber Löcher in die Luft gestarrt. Mit einer begeisterten Gruppe von engagierten Mitspielern kann das natürlich trotzdem Spaß machen, nur muss bis dahin noch einiges getan werden.

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