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Dead Rising 2

Dead Rising 2

Wenn die Toten mal wieder auferstehen, dann stehen ein paar Reste vom Hirn, Koop-Action und eine ordentliche Dosis schwarzen Humors auf dem Plan. Daniel ist nach Kanada geflogen, um einen Vorgeschmack auf die nächste Apokalypse zu bekommen.

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Ich bin bei den Blue Castle Studios in Vancouver. Oder genauer gesagt in Fortune City, mitten auf dem breiten Boulevard The Silver Strip, wo nicht-jugendfreies Vergnügen stets zum Greifen nahe liegt: Stripclubs, Sexshops, Glücksspiel. Und dann natürlich richtige Unterhaltung. Zombies. Horden über Horden lebender Toter. Hunderte. Tausende.

Genau in dieser Gegend drängeln sich knapp 1200 verwesende Gestalten. Oder so - gezählt hab' ich sie nicht. Sie stehen in großen Haufen beisammen. Stöhnen, keuchen, stinken. Unangenehm, aber der Kontrast zur glitzernden, Las Vegas-inspirierten Umgebung ist gleichzeitig sehr komisch. Plötzlich präsentieren Chuck, der neue Held des Spiels, und ich der Menge eine kleine Überraschung. Merkwürdig, was man mit einem Paddel, ein paar Motorsägen und etwas Gaffer-Tape anstellen kann. Unsere Schöpfung knattert los und ich paddele mich durch das Meer aus Fleisch. Das hier ist besser als jeder Kajakurlaub. R-r-r-r-r-r-r-r-r-r! Die Hauswände und Straßen bekommen einen Anstrich aus Blut und schleimigen Eingeweiden. Und The Silver Strip ist um einen Zombie-Haufen ärmer.

Dead Rising 2
Fortune City bildet ein hübsches Setting für die kommende Zombieschlacht - und der Strip ist nur eines von mehreren Szenarien.

Die Paddelsäge ist ein gutes Beispiel dafür, wie man in Dead Rising 2 verschiedene Objekte miteinander kombinieren kann, um neue Waffen zu kreieren. Wenn kein Maschinengewehr oder Revolver in Reichweite ist, nimmt man halt das, was da ist. Ein Benzinkanister und eine Wasserpistole werden zu einem Flammenwerfer, ein paar Feuerwerkskörper werden gemeinsam mit einem Metallrohr zu einem Raketenwerfer und ein Teddybär kombiniert mit einem Maschinengewehr mutieren durch geschicktes MacGyver-Basteln zu einem Rambo-Bärchen. Chuck wird von Objekten und Bildern in der Spielwelt inspiriert, zum Beispiel von einem Filmposter. In diesen Situationen bekommt man so genannte Kombo-Karten, auf denen steht, welche Gegenstände und Waffen sich miteinander kombinieren lassen. Dann heißt es nur noch Rausgehen und in verlassenen Läden, Winkeln, Hinterhöfen und Spielhallen stöbern. Außerdem wird es in Dead Rising 2 mehrere versteckte Orte geben, die man nur mit Hilfe von Rätseln, Erforschen und Plattform- Gehüpfe erreichen kann. Aber wenn man sich anstrengt, wird man dafür meistens auch belohnt...

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Fortune City ist bedeutend geräumiger als die Willamette Parkview Mall aus dem Vorgänger. Die Stadt ist in mehrere größere Gebiete unterteilt, die unterschiedliche Themen haben. Die Gebiete, die ich mir näher anschauen darf, sind der bereits erwähnte The Silver Strip, eine Spielbank mit dem Namen Yacatan Casino und ein Shoppingcenter namens Royal Flush Mall, das sehr an das aus dem ersten Dead Rising erinnert. Eins mit Geschäften, Rolltreppen und berieselnder Fahrstuhlmusik, die das Shoppen stimulieren soll. Draußen gibt es außerdem Läden, die von geldgierigen Plünderern heimgesucht wurden. Hier kann man bereits fertig gebaute Waffen kaufen, wenn man keine Lust hat, nach Teilen zu suchen und sich selbst ans Basteln zu machen.

Ich lege die Paddelsäge für einen Moment nieder und bewege mich im Zickzack durch die überwältigende Masse aus angeschlagenen, stöhnenden Zombies. Ich flüchte in ein Restaurant und nehme mir ein scharf geschliffenes Schwert von der Wand. Es zeigt sich, dass die Körper der Untoten auf unterschiedlichste Weisen auseinanderfliegen, je nachdem, wo ich sie mit dem Schwert treffe. Ein mittelhoher Drehangriff führt ganz logisch zur klassische Fifty-fifty-Teilung. Wenn ich den Hieb aber höher ansetze, kann mir sehr wohl das Skalpieren auf Apachen-Art gelingen. Eine vertikale Springattacke hat eine vertikale Zweiteilung zur Folge. Und so weiter. Keine Verstümmelung gleicht der anderen und das Abhacken ist in Echtzeit animiert. Der Effekt ist krass.

Dead Rising 2
Das Motorsägenpaddel ist eins der selbst zusammengeschusterten Waffen in Dead Rising 2.

Mein nächstes Ziel ist der Sexshop. Sobald ich drinnen bin, ziehe ich mir einen Bondageanzug aus Qualitätslatex über und greife mir einen rosafarbenen Massagestab, den ich alsbald dem nächsten lebenden Leichnam über den Hinterkopf ziehe. Seit meinem letzten Besuch in San Andreas habe ich mich nicht mehr so schmutzig und verdorben gefühlt. Das viele Lachen treibt mir den Schweiß aus den Poren. Das ist total wahnsinnig. Wahnsinnig lustig.

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Wenn man so will, ist das hier Shaun of the Dead als Videospiel. Ein schwarze, britischer Humor durchdringt alles. Wenn einem mal danach ist, sich in knallenge Jeansshorts zu werfen und Damenhüte inklusive falscher Bärte zu tragen, um einen draufzumachen, dann kann man das hier einfach tun. Ich bekomme zu hören, dass das Mantra während der Entwicklung "Yes, you can" lautete und verstehe wirklich, was Blue Castle Games damit meinen. Denn auch wer lieber mit einer Schrotflinte herumballert, Zombiekiefer mit Dynamit zermalmt oder mit zwei links und rechts an einem Bike befestigten Sägeblättern Motocross fahren will, ist herzlich willkommen.

Was mir an Dead Rising 2 besonders aufgefallen ist, dass sich das Spiel sehr viel westlicher anfühlt als sein Vorgänger. Besonders, was die Spielkontrolle und das Hantieren mit den Waffen angeht, das funktioniert nun nämlich wie bei jedem anderen amerikanischen Actionspiel. Weniger umständlich, benutzerfreundlicher und besser an ein schnelleres Tempo angepasst. Sehr schnell fällt es mir relativ leicht, Chuck zu steuern, auch wenn natürlich noch einiges an Finetuning ansteht.

Aber die wahrscheinlich erfreulichste Nachricht während meines Besuches bei den Blue Castle Studios war die Ankündigung des Koop-Modus für zwei Spieler. Man kann also während des gesamten Abenteuers mit einem Kumpel via Xbox Live oder PSN zusammen zocken. Ich und mein Partner haben Rollstuhl-Rennen organisiert, Zombies als Bowlingkugeln benutzt und für allgemeine Verunsicherung gesorgt. Wenn die eine Hälfte des Duos von einem bösen Untoten ausgeknockt wird, liegt es am Übriggebliebenen, mit gesundheitsbefördernder Kraft zur Hilfe zu eilen, zum Beispiel einem Becher Café Latte oder einer Tüte Chips.

Dead Rising 2
Auch zu zweit hat man im Spiel eine Menge Spaß bei der gemeinsamen Koop-Zombiejagd.

Die Koop-Struktur ist so aufgebaut, dass man sich in ein und demselben Gebiet aufhalten muss. Der eine Spieler darf also nicht zur anderen Seite der Karte laufen, ohne seinen Kumpel mitzunehmen. Manche Türen lassen sich nur öffnen, wenn beide Partner vor Ort sind. Die einzige Restriktion ist also, dass man einigermaßen zusammenhalten muss.

Es wird spannend sein, wie all das Chaos mit der Auftragsstruktur in Einklang kommt. Das durfte ich während meines Besuches leider nicht miterleben. Denn wie toll es auch immer sein mag, sich eine Weile auszutoben und Zombies zu erniedrigen, braucht man letzten Endes ein Ziel und das Gefühl, dass man vorankommt. Die Aufträge sollen denen im Vorgängerspiel ziemlich ähnlich sein. Die Hauptstory will man jedoch noch geheim halten. Wir wissen, dass Chuck ein alter Motocross-Profi ist und wir wissen auch, dass er Vater eines Kindes ist. Ein Kind, das vielleicht dringend einen Retter in der Not braucht?

Neben dem Koop-Modus wird das Spiel einen eher kompetitiven Multiplayer-Modus haben. Es wird ungefähr zehn Modi geben, in denen vier Spieler um das Siegertreppchen kämpfen. Alle Disziplinen laufen schlussendlich darauf hinaus, mit diversen kreativen Methoden die meisten Zombies umzulegen. Das reicht von irrem Herumsausen und Fangen spielen in großen Hamsterrädern bis hin zu Burnouts mit dem Motocross-Bike inmitten enormer Mengen toten Fleisches. Von allem, was ich beim Studiobesuch antesten durfte, hat mich dieser Part am wenigsten begeistert. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die Stippvisite in Fortune City einen angenehmen Nachgeschmack hinterlässt.

Im Herbst warten also eine unfassbare Horde Zombies, coole Waffen und tolle Koop-Möglichkeiten auf uns. Es ist sehr gut möglich, dass all dies zum unterhaltsamsten Zombie-Spiel aller Zeiten führt. Und ich freue mich schon jetzt darauf, mich mit dem Massagestab noch etwas intensiver anzufreunden.

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