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Dead Rising 4

Dead Rising 4

Frank West ist zurück. Irgendwie jedenfalls. Und mit ihm Dead Rising. Irgendwie jedenfalls...

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Man hat schon ein Déjà-vu, wenn man als Frank West nach Willamette zurückkehrt. Natürlich hat sich seit dem Original viel getan, aber wir sind wieder in der Zombie-Mall (zumindest für Teile des Spiels) und der scharfzüngige und ein wenig egoistische Reporter ist zurück - wenn auch mit neuer Stimme.

Strukturell hat Dead Rising 4 viel mit Dead Rising 3 gemeinsam. Es gibt kein Zeitlimit, einen komplexen Fertigkeitsbaum und es konzentriert sich eher auf Spaß als auf den Überlebenskampf. Allerdings ist die Story weniger übertrieben, es gibt keine Koop-Kampagne (dafür getrennte Vier-Spieler-Koop-Missionen) und die Örtlichkeiten passen besser zu Dead Rising. Eben: Was passt besser zu einer Zombie-Invasion als die Eröffnung einer neuen Mall am Black Friday?

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Das Spiel bietet einen Prolog und sechs Fälle, die gelöst werde müssen. Bis zum fünften Fall, darf man sich frei bewegen und tun, was einem gefällt, aber...
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Frank West ist jetzt ein älterer und noch verbitterterer Typ. Er unterrichtet Journalismus und einer seiner Studenten, ein Mädchen mit dem Namen Vick Chu, lockt ihn zurück nach Willamette, um eine seltsame militärische Einrichtung zu untersuchen. Frank übernimmt schnell und nennt es seine eigene Story, aber Vick lässt sich so leicht nichts gefallen und am Ende des Ausflugs überlebt Frank nur knapp. Er muss sich unter seinem Alias verstecken (Hank East) und wird später von Brad Park (von der ZDC) gebeten, den neuen Ausbruch in Willamette zu untersuchen, den das Pentagon vertuschen will. Der erste Ausbruch ist 15 Jahre her, der Plot wird also erwartungsgemäß kompliziert und absurd. Aber im Vergleich zu den älteren Dead Rising-Geschichten ist er doch so fokussiert, dass man nicht so schnell aussteigt.

Das Spiel bietet einen Prolog und sechs Fälle, die gelöst werde müssen. Bis zum fünften Fall, darf man sich frei bewegen und tun, was einem gefällt, aber danach sind wir eingesperrt in einer Achterbahnfahrt (mit Höhen und Tiefen wie Escort-Missionen) die zum Ende des Spiels führt. Danach kann man die Spielwelt nicht mehr weiter erkunden - eine echte Schande, auch wenn die Entscheidung bezüglich der Story Sinn ergibt.

Ich habe ungefähr dreizehn Stunden für die Kampagne gebraucht. Das war aber beileibe kein kompletter Durchgang. Ich habe mir aber die Zeit für einige Nebenmissionen genommen und entweder einen Podcast-Host auf der Suche nach Geschichten geholfen, Überlebende gerettet, Militäranlagen zerstört und natürlich nach Blaupausen gesucht. Es gibt viel zu sammeln: Handys mit Infos, Vicks Uploads und die erwähnten Blaupausen. Wer alles will, hat viel zu tun, aber man kann auch Karten kaufen, die dabei helfen. Die Begegnungen mit den Maniacs liefen leider immer nach der gleichen Formel ab - das hätte schon ein wenig einzigartiger gestaltet werden können.

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Neu sind die Exo-Suits, die extrem übermächtig sind - besonders mit den richtigen Upgrades.

Hübsch ist, dass jetzt Franks Fotojournalismus ins Spiel kommt. Seine Kamera, die zwar albern ist (spektrale Analyse, sicher!?), aber sie hat ihren Nutzen und die Möglichkeit der Schnappschüsse macht Laune und sollte Teil eines jeden Dead Rising sein. Ab und an stolpert Frank über einen Ort, der eine Untersuchung erfordert und an dem man bestimmte Dinge fotografieren muss. Manche Beweistücke muss man erst suchen, aber nichts davon ist allzu komplex und die entspannteren Passagen sind gut für das Tempo des Spiels.

Neu sind die Exo-Suits, die extrem übermächtig sind - besonders mit den richtigen Upgrades. Am Anfang erhält man die Eis-Fähigkeit und ich habe in einer Minute sechs Mal aufgelevelt, während ich unzählige Zombies damit ausgeschaltet habe. Wenn nicht der typische Dead Rising-Beigeschmack mit Kombo-Waffen, den Fahrzeugen, den viel zu starken Exo-Suits, dem Setting und den Charakteren wäre, dann hätten wir hier ein mittelmäßiges Action-Adventure mit steifer Steuerung, so einigen technischen Problemen und nicht besonders überzeugender Optik. Die Fahrzeugsteuerung ist gerade noch akzeptabel (und grauenhaft auf dem Motorrad).

Bei den Zombies gibt es zwei neue Typen. Eine mobilere und aggressive Sorte und einen weiterentwickelten Typ, der klüger agiert, springt und uns mit seinen Schreien lähmen kann. Insgesamt hat sich Dead Rising aber in eine Richtung bewegt, in der Zombies längst nicht mehr so wichtig sind. Es gibt viel um Nahrung und Frank levelt so schnell, dass man sich um die Horden kaum sorgen muss. Zusammen mit dem fehlenden Zeitlimit verschwindet leider auch das Gefühl von echter Dringlichkeit. Manchen wird das gefallen, aber dadurch fehlt auch ein wichtiges Spielelement. Trotzdem kann man natürlich immer noch sinnlosen Spaß mit Dead Rising 4 haben - Dinge wie Kombinationen aus Kinderrad und Rasenmäher. Die Exo-Suits machen auch Spaß. Der Koop ist gut, aber es fehlt die Option, die Kampagne mit einem Freund zu zocken.

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Dead Rising 4
Dead Rising 4 läuft Gefahr, auf der langen Liste von Videospielen zu landen, an denen die Leute einfach das Interesse verloren haben.

Dead Rising 4 hat sich noch weiter vom Original entfernt, was die Grundstruktur des Spiels betrifft. Vermutlich ist es ein Schritt, um das Franchise zu modernisieren, aber das Spielgefühl wirkt jetzt ein wenig konstruiert - und das gilt auch für die Stimme von Frank. Das Spiel wurde zugänglicher, stromlinienförmiger und dadurch auch ein bisschen weniger interessant. Statt auf die Fans zu hören, hat Capcom wohl eher auf Fokusgruppen gehört und sich von dem wegbewegt, was die Spieler ursprünglich an dem Franchise interessiert hat. Stellt euch einfach vor, das nächste Dark Souls würde sich wie God of War spielen. Nicht das mit God of War irgend etwas nicht stimmt, aber dann würde Blut fließen. Dead Rising 4 läuft Gefahr, auf der langen Liste von Videospielen zu landen, an denen die Leute einfach das Interesse verloren haben. Nicht weil es keinen Spaß mehr machen würde, sondern weil es seine Identität verloren hat.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Waffenkombinationen immer noch lustig, Crafting ist schön verbessert, Story ziemlich verständlich, Exo-Suits bringen Laune, großartiges Setting
-
Lahmes Pacing im Adventure, keine Herausforderungen, viele technische Kleinmängel, schwache Optik, steife Steuerung
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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