Gut funktioniert hat das damals bei Point & Click-Adventures. Neuere Titel tun sich schwerer damit, echten Humor zu transportieren. Schnell sind die Perlen auf diesem Gebiet mit Portal, Brütal Legend und einigen Spielen aus der Indie-Szene abgezählt. Deadpool aus dem Hause High Moon Studios hat es nun geschafft, sich in diese Riege einzureihen. Der Humor ist ein anzüglich, Lacher sind die ganze Zeit garantiert.
Aber es geht natürlich nicht allein um den humoristischen Unterhaltungswert. Deadpool muss sich auch an seinem Gameplay messen lassen. Weil aber selbst die Entwickler das hinten anstellen, wenden wir uns erstmal den Witzen zu.
Wir schütteln uns immer wieder dank des maskierten, übertrieben vulgären Antihelden. Nicht ganz schuldlos ist daran auch Synchronsprecher Nolan North, der - so vermuten wir zumindest - Unmengen an Koffein in sich hineingeschüttet haben muss, um diese Stimme zu erzeugen. Wenn Wade Wilson gerade einmal nicht schreit oder zur Fahrstuhlmusik singt, lauschen wir den drei inneren Stimmen des schrägen Helden, die unaufhörlich ihre unterschiedlichen Ansichten kundtun. Deadpool ist ein kaputter Mann. Es ist deshalb denkbar schwer, ihn ernst zu nehmen, trotzdem ist er unterhaltsamer als Duke Nukem oder Serious Sam.
Die Witze, die am besten funktionieren, sind herrlich absurd und kommen unerwartet. So etwa als Deadpool eine Hüpfburg in die Luft jagt oder sich über spieletypische Elemente wie Quick-Time-Events und "schwierige" moralische Entscheidungen amüsiert. Es gibt sogar einen Moment, da wandelt sich die Spielerfahrung komplett und erinnert an simplere Adventure wie Zelda für den NES - inklusive Vogelperspektive. Selbst Erfolge und die Art, wie wir sie uns verdienen, sind lustig. Es gibt natürlich eine Menge Toiletten-Humor und Obszönes, das deutlich unterstreicht, dass sich dieses Spiel am besten für Menschen ab 18 eignet
Aber, aber, aber ... wie ist das Gameplay eigentlich? Ehrlich gesagt, ist es genau das klassische Hack'n'Slash, vor dem wir uns schon in früheren Vorschauen etwas gefürchtet hatten. Denn obwohl es viele unterschiedliche Attacken gibt, um dem unablässigen Strom von Gegnern entgegen zu wirken, müssen wir unsere Strategie selten anpassen. Einfach auf den Knopf hauen oder ballern was das Zeug hält und man ist auf der sicheren Seite.
Weil die Action konstant hoch gehalten wird, werden die herum schwingenden Kammereinstellungen und immer gleichen Gegner bald langweilig. Richtig nervig sind dann noch fliegende Feinde vor allem wegen des schlampigen Zielsystems. Schimpfwörter, die bei diesen Aufeinandertreffen fallen, lassen selbst Deadpool erröten.
Selbst bei Bosskämpfen und Zwischengegnern brauchen wir kein besonderes Können, sondern wegen ihrer Langwierigkeit eher Geduld. Der Attacke ausweichen, darauf warten, dass sich die Gesundheit regeneriert, dann wieder zum Angriff übergehen - und das Ganze von vorn. Das ist alles andere als schwer. Glücklicherweise besitzt Deadpool die Fähigkeit, sich zu teleportieren. Nützlich ist das zum Beispiel, um sich bei langen Leveln nach vorn zu schieben und Gegner zu vermeiden. Leider funktioniert das nicht immer wie gewollt und ist teilweise ruckartig in der Ausführung.
Je länger wir eine Kombo im Kampf aufrecht erhalten, desto mehr DP-Punkte werden verdient. Eingetauscht werden die im Upgrade-Menü. Das ist, wie so viele andere Aspekte des Spiels, eher mittelmäßig, bietet aber einen Mehrwert zur Kampagne, die andernfalls mit ihren sieben Stunden allein nicht fesseln könnte. Aber bessere und mehr Waffen in einer Welt, in der es kaum Spaß macht, sie einzusetzen - das kann wohl maximal als schwacher Pluspunkt gewertet werden.
Deadpool ist nicht einfach nur ein Spiel, das sich über die vielen schlechten Angewohnheiten des Mediums belustigt; viele dieser Probleme kommen hier in diesem Spiel leider selbst zur Geltung. Klingt das Lachen einmal ab, wenden wir uns deshalb anderen - besseren - Action-Titeln zu, ganz gleich wie hölzern deren Protagonisten auch sein mögen. Deadpool ist ein anständiger Furzwitz von einem Spiel mit einem schwachen, aber vernünftigen Gestank.