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Deathloop

Deathloop - die ersten fünf Stunden

Die ersten Stunden des neuen Arkane-Spiels haben wir hinter uns gebracht und deshalb können wir euch verraten, wann sich die Verwirrung legt.

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In wenigen Wochen wird Arkane Lyon Deathloop veröffentlichen und bislang war es nicht leicht, das flüchtige Konzept des Titels zu verstehen. In diesem Actionspiel wiederholt unser Protagonist Colt einen einzigen Tag immer und immer wieder, weil er das scheinbar Unmögliche versucht: die Ermordung von acht Zielen, die nie gleichzeitig am selben Ort sind. Er ist ein einer Zeitschleifen gefangen und muss Informationen und Wissen anhäufen, während seine Erzfeindin Julianna im Hintergrund daran arbeitet, ihn von seinem Ziel abzuhalten. Die Prämisse zeigt bereits, dass es sich hierbei um eines der ehrgeizigsten Angebote handelt, die wir bislang vom Studio gesehen haben.

Vor der Veröffentlichung konnte ich Deathloop selbst ausprobieren und die ersten Stunden des Spiels erkunden. Auf die Details der verwirrenden Handlung möchte ich hierbei nicht gesondert eingehen, da die Story von Anfang an einige spannende Wendungen für uns bereithält. Obwohl ihr selbst entscheiden könnt, wo ihr als Nächstes hingeht und wie viel Zeit ihr euch dabei lasst, erwartet euch eine relativ lineare Erfahrung. Man hat immer eine Aufgabe im Hinterkopf, etwa das Eliminieren eines Ziels. Ihr werdet das Rätsel nicht am ersten Tag lösen können, da man beispielsweise Zugangspasswörter, zusätzliche Fähigkeiten, allgemeine Kenntnisse über die Spielumgebung und vieles mehr benötigt, um die schnelle Kette von Attentaten aufzubauen, die ihr ausführen müsst, um der Insel Blackreef zu entkommen.

Um die Handlung voranzutreiben, müsst ihr ein bestimmtes Rätsel betrachten und Hinweise entdecken, um neue Informationen und Lösungsmöglichkeiten zu enthüllen - das ist das Kern-Design von Deathloop. Ihr werdet mehrmals an die gleichen Orte zurückkehren, um etwas anderes zu tun, mehr zu lernen und auf diese Weise herauszufinden, wie ihr dieses unmögliche Kunststück doch noch vollenden könnt. Falls ihr euch Sorgen macht, dass sich diese sich wiederholende Natur nach den ersten Tagen ein wenig abnutzt und langweilig anfühlen könnte, darf ich euch zumindest entwarnen. Das Design von Blackreef, die Erzählung und die Fähigkeiten, die euch zur Verfügung stehen, halten Deathloop fast immer fesselnd.

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Blackreef selbst ist auf unterschiedliche Orte unterteilt, von denen jeder seine eigenen, einzigartigen Sehenswürdigkeiten und Ereignisse aufweist. Eure acht Ziele (auch Visionäre genannt) halten sich zu verschiedenen Zeitpunkten an unterschiedlichen Bereichen auf und es ist eure primäre Aufgabe herauszufinden, wann und wie ihr sie am besten abpasst. Das Design der Welt ist typisch Arkane und das bedeutet, dass sich jeder Dishonored-Fan wie zu Hause fühlen wird (obwohl der Steampunk-Stil von Dunwall durch die Sechzigerjahre ersetzt wurde, was mich an We Happy Few von Compulsion Games erinnert). Die Insel Blackreef ist liebevoll gestaltet worden und randvoll mit Inhalten, sodass ihr das Gefühl haben werdet, dass hinter jeder Ecke etwas Neues zu entdecken ist.

Die Ähnlichkeiten mit Dishonored hören hier nicht auf, da sich Deathloop in seiner Handhabung ebenfalls wie ein klassisches Arkane-Spiel anfühlt. Die Steuerung ist nicht immer präzise, aber der Kampf ist durch und durch actiongeladen, weil ihr jederzeit euren eigenen Stil wählen könnt. Egal, ob ihr die direkte Konfrontation bevorzugt, die Insel mit Schusswaffen säubert oder eure ausgefallenen Fähigkeiten benutzt (die beispielsweise dazu beitragen können, Feinde viel schneller zu eliminieren und euch stilvoll durch die Landschaft zu manövrieren); all diese Optionen sind valide. Wer stattdessen lieber still und heimlich vorgeht und unter dem Radar fliegt, wie es Corvo selbst es tun würde, der darf diese Vorgehensweise ebenfalls wählen. Viele der Optionen stehen bereits ab der ersten Minute zur Verfügung, doch ihr müsst euer Waffenarsenal erst ein bisschen ausbauen, weshalb es sich anfangs etwas mehr lohnt, hinterhältig unterwegs zu sein.

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Der Aspekt von Deathloop, der mir aktuell noch am meisten Sorgen bereitet, ist der Spielerfortschritt. Der Tag wiederholt sich nach dem Abend und ihr verliert einige Fortschritte. Spieler können ein System namens Infusion verwenden, um Ausrüstung dauerhaft zu speichern und diesen Verlust somit zu umgehen. Ihr müsst dazu mit speziellen Gegenständen interagieren und eine seltsame Essenz namens Residium aus ihnen herauszusaugen. Diese Währung wird wiederum auf die Gegenstände aufgetragen, die ihr für spätere Spieldurchläufe permanent freischalten wollt.

Vorausgesetzt ihr macht eure Hausaufgaben und nehmt euch die Zeit, so viel Residium wie möglich zu sammeln, könnt ihr euch dadurch die mächtigsten Waffen, Fähigkeiten und Vorteile für später speichern. Wechselt ihr vom Morgen in die Mittagsstunden oder in die Abenddämmerung, bleibt eure Ausrüstung gleich, doch nachdem ein Tag neu startet, habt ihr lediglich Zugriff auf die Dinge, die zuvor infundiert wurden. Auch euer überschüssiges Residiums geht bei der Zeitschleife verloren, daher ist es wichtig zu retten, was ihr könnt.

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Es ist kein Geheimnis, dass Arkane weiß, wie man ein großartiges Action-Adventure herstellt und Deathloop möchte diese Expertise auf die nächste Stufe heben. Auf der Playstation 5 sieht das Spiel unglaublich aus, es spielt sich flüssig und zeigt eine hervorragende Integration des Dualsense-Controllers. Ihr dürft haptisches Feedback erwarten, das euch jede von Colts Bewegungen spüren lässt und der Controller wird beim Abfeuern einer automatischen Waffe ordentlich durchrüttelt. Obendrein vertiefen die adaptiven Schultertasten die Erfahrung beim Schießen eurer Waffe.

Der einzige große Bereich von Deathloop, den ich noch nicht wirklich erleben konnte, sind Juliannas Invasionen. In mehreren Stunden Spielzeit bin ich der Figur lediglich einmal begegnet und das war so früh im Spiel, dass ich mich entscheide habe, ihr aus dem Weg zu gehen. Die Integration dieser Jägerin wirkt deutlich unaufdringlicher, als es zunächst den Anschein erweckte, aber das kann sich natürlich ändern, sobald ihr online spielt. In meinen Augen war ihr Ausbleiben bislang kein Problem, denn ich möchte lieber der Erzählung folgen können, ohne mir Gedanken über das Katz-und-Maus-Spiel machen zu müssen, das mich womöglich am Fortschritt behindert.

Wenn man das Gesamtbild betrachtet, dann hat Deathloop viel zu bieten, aber es wird auf eine so delikate und informative Weise gehandhabt, dass das Spiel nach etwa 90 Minuten sein verwirrendes Stigma ablegt und für die Spieler plötzlich einen Sinn ergibt. Wenn ihr Arkane-Spiele mögt, insbesondere Dishonored, dann ist das hier wahrscheinlich genau das Richtige für euch. Doch selbst wenn nicht, dass reichen vielleicht schon die einzigartige Handlung und die Art und Weise, wie das alles erzählt wird, aus, um eure Aufmerksamkeit zu verdienen.

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