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Demon Slayer - The Movie: Mugen Train

Demon Slayer - The Movie: Mugen Train

Der erfolgreiche Anime aus Japan ist nun auch bei uns in den Kinos angelaufen. Fans sollten sich das Programm anschauen, bevor sie die zweite Staffel beginnen.

Nach gut einem Jahr konnte ich mal wieder ins Kino gehen, um mir den supererfolgreichen Anime Demon Slayer - The Movie: Mugen Train anzusehen. Obwohl der Streifen bereits seit Ende Mai in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgestrahlt wird, haben es die hiesigen Hygieneauflagen bis vor kurzem nicht zugelassen, dass sich Kinobesucher diesen Arc mit seinen fast zwei Stunden Laufzeit ansehen konnten. Mittlerweile wurden entsprechende Richtlinien jedoch in vielen Regionen gelockert, was Kinobetreiber und -besucher freuen dürfte.

Das japanische Animationsstudio Ufotable hat ursprünglich schon 2020 unter Regie von Haruo Sotozaki (Fullmetal Alchemist: Brotherhood, Cowboy Bebop) einen farbenträchtigen Film auf die Leinwand gezaubert, der vom überstilisierten Kunststil des Anime komplett eingefangen wird. Raue Hintergründe heben sich in dieser Produktion zwar an mehreren Stellen von den feinen Charaktergrafiken ab, fallen jedoch in den seltensten Fällen negativ auf. Die hochwertige Animationsqualität überträgt die enorme Geschwindigkeit und Kraft, mit der die mystischen Schwertkämpfer ihre teuflischen Feinde in Stücke schneiden. Eingefangen wird die grausige Schönheit in Momenten der Stille, die entweder nach einem erfolgreichen Angriff oder im Augenblick unmittelbar vor dem blutigen Schnitt eingefroren werden.

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Da nur sehr wenig passiert, kann ich zum Film selbst auch nicht viel sagen, ohne viel vorwegzunehmen. Mugen Train setzt direkt an die 26. Folge der ersten Anime-Saison von Kimetsu no Yaiba an und verschwendet keine Zeit damit, Neulinge in die Welt der Dämonentöter einzuführen. Ihr solltet Demon Slayer: The Movie - Mugen Train als Erweiterung der Serie begreifen und nicht als eigenständigen Spielfilm. Vorkenntnisse über die Welt und seine Charaktere werden vorausgesetzt, denn im Wesentlichen handelt es sich hierbei um sechs straffe Anime-Folgen mit eigenem Handlungsbogen ohne Unterbrechung.

Nachdem der junge Schwertkämpfer Tanjiro und seine Begleiter auf den Mugen-Zug aufspringen, stoßen sie zu Kyojuro Rengoku, der Säule der Flammen - einem überaus erfahrenen Schwertmeister. Gemeinsam untersuchen sie, warum im Umfeld dieses Zuges in letzter Zeit so viele Leute verschwunden sind. Kurz darauf geraten die Passagiere in eine Falle des Teufels Enmu - dem abnehmenden Teufelsmond #1. Nur wenige Dämonen stehen über ihm in der Rangliste, denn mithilfe seiner verfluchten Dämonenkünste fängt er seine Gegner in einen von ihm bestimmten Traum ein.

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Nach kurzweiligen Einblicken in die Gedankenwelten der Protagonisten finden sich unsere Helden schließlich in einem fleischgewordenen Body-Horror-Alptraum wieder, der visuell nicht allzu reizvoll umgesetzt wurde. Amorphe Tentakel in einer fleischigen Umgebung abzuschneiden, das sieht selbst mit dem auffälligen Farbspektrum der Demon-Slayer-Kampfkünste nicht besonders spannend aus. Nicht zuletzt dadurch verliert die Konfrontation mit Enmu schnell an Fahrt.

Demon Slayer - The Movie: Mugen Train
© Koyoharu Gotouge / Shueisha Inc., Aniplex, Ufotable
Demon Slayer - The Movie: Mugen TrainDemon Slayer - The Movie: Mugen TrainDemon Slayer - The Movie: Mugen Train
Ihr solltet mit der Geschichte und den Charakteren bestens vertraut sein, da Mugen Train diese Informationen nicht wiederholt. // © Koyoharu Gotouge / Shueisha Inc., Aniplex, Ufotable

[Den nachfolgenden Absatz versehen wir sicherheitshalber mit einem Spoiler-Hinweis.]
Unmittelbar danach werden die Zuschauer mit einem großartigen Kampf zweier sehr mächtiger Kontrahenten belohnt. Aus dem Nichts taucht der aufsteigende Mond #3 auf, Akaza, der Rengoku zum Duell auffordert. Diese Begegnung geht in Mark und Bein über, weil sie Tanjiro und seinen Freunden das übermenschliche Niveau vor Augen führt, das sie mit ihrem Training erreichen müssen, um die mächtigsten Dämonenschergen Muzan Kibutsujis zu vernichten. Es ist ein einnehmendes Finale, das in vielerlei Hinsicht für die erste Stunde des Anime-Spielfilms entschädigt.

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Nach Abschluss ihres Auftrags erhalten Tanjiro und seine Freunde eine neue Aufgabe, was uns vermutlich direkt in die zweite Staffel von Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba führen dürfte, die angeblich Ende des Jahres anlaufen soll. In welchem Rahmen die kommenden Episoden diese Ereignisse rekapitulieren werden, ist fraglich, deshalb bleibt zu hoffen, dass die zuständigen Publisher den digitalen Vertrieb auch hier in Deutschland bald aufnehmen. Dass dieses Werk für Fans von Kimetsu no Yaiba aber quasi zur Pflichtlektüre wird, ist eine problematische Entwicklung.

Wer sich damit arrangiert, kann das erwartete Spektakel aber natürlich dennoch genießen. Die toll animierten Schwerkämpfe sind gewohnt bildgewaltig inszeniert, obwohl dieses visuelle Niveau längst nicht in allen Szenen gehalten wird. Im Kontrast zur blutigen Bestimmung der Schwertkämpfer stehen Augenblicke, in denen die charmanten Charaktere dieser blutigen Welt Gelegenheit erhalten, uns mit ihren abstrusen Eigenheiten zum Schmunzeln zu bringen. Demon Slayer: The Movie - Mugen Train geht stellenweise sogar ans Herz, denn es verrät uns mehr über die beliebten Figuren und ihre persönlichen Hintergründe. Ich verstehe nur nicht ganz, warum ich mir diese sechs Episoden unbedingt am Stück im Kino anschauen musste.

07 Gamereactor Deutschland
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