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Die Sims 4

Die Sims 4 (Xbox One, Playstation 4)

Die Sims ziehen um: Diesmal geht es auf die neue Konsolengeneration. Ob sie sich einleben?

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Die Sims haben sich für mich schon immer nach einem Spiel angefühlt, das endloses Potential hat. Wie viele interaktive Erfahrungen kennt ihr ansonsten, in der man gleichzeitig eine kriminelle Karriere anstreben, Innenarchitekt der eigenen, gewaltigen Villa oder Frauenschwarm sein könnt? Bislang standen Die Sims allerdings fast ausschließlich den PC-Spielern zur Verfügung, den EA ließ Konsolenbesitzer in der Vergangenheit großzügig links liegen. Viele Konsolenports konzentrierten sich auf die narrativeren Umsetzungen der Reihe. Es fehlte den Konsolenspielen an all der Tiefe und der Varianz, die wir aus den PC-Versionen kennen. Doch mit Die Sims 4 soll sich das alles ändern, denn Maxis verfrachtet die PC-Erfahrung in unsere heimischen Wohnzimmer.

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Mods sind ein wichtiger Bestandteil für das Sims-Spielgefühl im Jahre 2017 - auf den Konsolen fehlen sie aber komplett.

Für alle die bislang noch nicht mit Die Sims 4 in Berührung gekommen sind, werden wir noch einmal bei den grundlegenden Neuerungen anfangen. Wir sind ein gottgleiches Wesen, das die Leben von virtuellen Sklaven beeinflusst - die Kernerfahrung unterscheidet sich nicht von vorangegangenen Einträgen. Einige Änderungen haben es aber doch in das Spiel geschafft, damit der Spielfluss und ein paar weitere Faktoren profitieren. Sims dürfen mittlerweile mehrere Aufgaben gleichzeitig angehen und zum Beispiel zur selben Zeit studieren, während sie sich mit anderen Sims treffen (was das Verwalten in vielerlei Hinsicht vereinfacht). Der Bau-Modus wurde ebenfalls großflächig restauriert und beinhaltet nun verschiedene Fell- und Texturbezüge für unsere Möbel und das Ambiente, damit auch stilisierte Spieler auf ihre Kosten kommen. Der Charakter-Editor von Die Sims 4 ist so umfassend umgestaltet worden, dass unsere Figuren mithilfe des Smartphones sogar auf Partys oder Ausflüge gehen dürfen.

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Die Änderungen sind also umfangreich, doch Die Sims 4 ist kein ganzheitlicher Schritt nach vorne. Fortbewegungsmittel gibt es mittlerweile etwa nicht mehr und das ist für Fans schon eine schlimme Sache gewesen. Die Sims 3 bot im Vergleich zum neuen Teil viel größere Gebiete, zwischen denen wir schnell und unkompliziert hin- und herwechselten. Die Sims 4 hingegen ist an vielen Stellen fragmentierter und wird zudem von ständigen, unangenehm langen Ladezeiten unterbrochen, was dem Spielfluss sehr schadet. Obwohl das neueste Kapitel des Franchise einige Rückschritte eingeht, bleibt die Kernerfahrung stets präsent und wird euch deshalb ebenso schnell in seinen Bann ziehen, wie all die Teile davor. Es gibt auf jeden Fall viele Mittel und Wege, wie ihr viel Zeit investieren könnt.

Doch kommen wir endlich zum besagten Konsolenport: Die vielleicht größte Herausforderung Maxis' war, die intuitive Steuerung des PCs auf den Controller zu übertragen. Wie bei vielen anderen PC-Simulationen ermöglicht es die Maus bei Die Sims zielgerecht durch große Quadratmenüs zu navigieren, was mit dem Controller einfach nicht so funktioniert. Den richtigen Gegenstand im Bau-Modus zu finden fühlte sich stets grobmotorisch und stellenweise sogar frustrierend an, in anderen Spielszenen hingegen fällt dieser Nachteil weniger stark auf. Wer Die Sims 4 auf der Konsole spielt, wird häufig ungewollte Objekte auswählen, das ist einfach ärgerlich. Es gibt jedoch einige Kurztasten, die uns sehr angenehme Vorteile bieten und partiell schnellere Interaktionen erlauben. Wer zum Beispiel gleichzeitig LB/RB auf der Xbox One (R1/L1 auf der Playstation 4) drückt, erhöht die Geschwindigkeit des Spielverlaufs stufenweise, während das digitale Steuerkreuz dafür verantwortlich ist, zwischen den verschiedenen Ebenen unseres Hauses hin- und herzuwechseln.

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Wer über einen Weihnachtskauf nachdenkt sollte sich darauf gefasst machen, dass neben dem Vollpreisspiel noch teure Add Ons dazukommen.
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Die langen Ladezeiten stören jedoch auch in den Konsolenversionen unsere Spielerfahrung, wenn wir zum Beispiel zwischen dem Nachtclub und dem Haus eines Freundes wechseln. Außerdem ist uns aufgefallen, dass die Performance ganz schön ins Stottern gerät, wenn unsere Sims zwischen verschiedenen Gebieten wechseln oder wir mit dem Analogstick in das Geschehen rein- bzw. hinauszoomen. Abseits davon gibt es nur wenige echte Probleme, vor allem nichts Ernsthaftes, wie Abstürze oder korrupte Speicherdaten. Trotzdem ist es eine Schande, dass es Maxis nicht geschafft hat, diese Schwierigkeiten, die bereits seit 2014 auf dem PC existieren, in der Zwischenzeit auszumerzen. Die Sims 4 für die Konsolen ist eine nahezu identische Portierung der PC-Version, die lediglich marginale Verbesserungen enthält und mittlerweile grafisch altbacken wirkt. Das mag schon immer ein Problem der Sims-Serie gewesen zu sein, doch der Fokus des Entwicklers liegt zu deutlich darauf, die Erfahrung mit Erweiterungen und neuen Einträgen auszubreiten, anstatt Bestehendes zu polieren.

Die Konsolenversion soll die PC-Fassung von Die Sims 4 in erster Linie also nachahmen, doch warum gibt es dann keine von Nutzern-erstellten Inhalte? Mods sind kein Thema auf PS4 und Xbox One und das ist ein echtes Problem, da sich diese Dinge auf dem PC hoher Nachfrage erfreuen und dort zu einem teilhabenden Faktor zwischen den Spielern geworden ist. Dass dieser Bestandteil auf den Konsolen fehlt, ist unverständlich und lässt für mich persönlich die Konsolen-Fassungen quasi irrelevant werden - nicht nur, weil es bis jetzt unglaublich viele, kreative und tolle Custom-Mods von Spielern aus dem Internet gibt. Maxis hat noch keinen Kommentar dazu abgegeben, ob wir das in der Zukunft nicht doch noch in Die Sims 4 sehen werden, aber aktuell fehlt diese gesamte Säule schmerzlich. Zumindest haben Titel wie Fallout 4 mittlerweile bewiesen, dass Mod-Inhalte auch auf den Konsolen möglich sind, es gibt es also zumindest noch Hoffnung.

Wenn das Thema Sims aufkommt muss natürlich auch über die DLC-Politik von EA gesprochen werden. Das Spiel bekam zum Start vor drei Jahren etliche Updates, die mittlerweile natürlich alle in die Standard-Erfahrung eingeflossen sind, doch in der Zwischenzeit gibt es auch vier große DLC-Pakete, die der Konsolenversion nicht beigefügt wurden und stattdessen separat angeboten werden. Die wichtigste Implementation unter den Zusatzinhalten ist die Großstadtleben-Erweiterung, die unsere Sims in die Großstadt ziehen lässt. Die drei anderen Pakete enthalten vor allem kosmetische Gegenstände, darunter etwa das Vampire-Paket, das ein bisschen Nach-Halloween-Stimmung aufkommen lässt.

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Die Änderungen sind umfangreich, doch Die Sims 4 ist kein ganzheitlicher Schritt nach vorne - vor allem nicht auf der Konsole.

Diese von EA-erstellten Inhalte schlagen sich natürlich auch in der Spielbilanz zu Buche und daran solltet ihr denken, falls ihr mit dem Kauf von Die Sims 4 zu Weihnachten nachdenkt. Das Hauptspiel kostet 49,99 Euro, die Großstadtleben-Erweiterung 39,99 Euro und das Vampire-DLC 19,99 Euro. Wer Add On-Bundles kauft treibt den finalen Preis etwas nach unten, doch für ein so altes Spiel noch so viel zahlen zu müssen fühlt sich nicht besonders zeitgemäß an. Außerdem ist die Konkurrenzsituation in diesem Jahr eine echte Herausforderung, denn 2017 bietet etliche großartige Spiele mit tollen eigenen Erweiterungen. Da diese Add Ons ohnehin bereits seit Jahren auf dem PC bereitstehen wundern wir uns, dass EA nicht ohnehin alles in einer Deluxe-Edition veröffentlicht hat. Aktuell auf der Konsole mit der vollständigen Erfahrung von Die Sims 4 anzufangen fühlt sich ehrlicherweise nicht nach einem guten Geschäft an.

Einen anständigen Port eines Sims-Spiels auf der Konsole zu haben, ist sicher eine tolle Sache, allerdings handelt es sich hierbei nur um einen blassen Nachahmer der hervorragenden PC-Version. Das Fehlen von nutzergenerierten Inhalten, die Controller-Steuerung und die seit Jahren bestehenden Probleme in der technischen Performance, mitsamt elend langer Ladezeiten, sind deutliche Nachteile, die Spieler in Kauf nehmen müssen. Die Sims 4 auf der Konsole fügt dem Spielerlebnis nichts hinzu und das macht es für uns ehrlich gesagt äußerst schwer, das Spiel insgesamt zu empfehlen. Falls ihr keinen PC besitzt und es euch nach einem richtigen Sims-Spiel lechzt - koste es was es wolle - dann solltet ihr den Titel vielleicht ausprobieren.

06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
Bringt eine neue Sims-Erfahrung auf die aktuellen Konsolen; das vierte Kapitel bietet viel Motivation und kommt mit etlichen Verbesserungen daher.
-
Steuerung führt sich steif an; keine Mods oder eigene Inhalte; lange Ladezeiten; DLC-Inhalte werden extra angeboten (und da gibt es drei Jahre aufzuholen)...
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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