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Disney Infinity

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Wie löst man das Problem von schlechten Filmumsetzungen? Das war die Herausforderung für Avalanche Software, eines der Studios von Disney Interactive. Und ganz offensichtlich haben sie die Lösung gefunden.

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Der Entwickler aus Salt Lake City hat in den letzten Jahren nicht nur einmal, sondern bereits zweimal überrascht. Toy Story 3: Das Videospiel bot mit dem Toy Box-Modus eine echte Sandkasten-Welt, in der wir uns austoben konnten. Und Cars 2: Das Videospiel war für jüngere Spieler ein ziemlich netter Einstieg in die Welt der Rennspiele. So etwas Gutes in so kurzer Zeit zustande zu bekommen, ist Avalanche besser als den meisten Studios gelungen. Und so scheinen drei Jahre genug Zeit für ihre jüngste Kreation zu sein. Allerdings hat das Studio dabei nicht nur mit einer Disney-Serie hantiert. Nein, es waren alle.

Ihr Auftrag war es, alle Filme miteinander zu verbinden und daraus die umfassendste Sammlung von Disney-Helden außerhalb von Kingdom Hearts zu schaffen. Und so bastelten sie zunächst an Spielzeug aus diversen Disney-Welten, das aus ganz unterschiedlichen Materialien bestand. Plüsch kämpfte hier neben anderen kinderfreundlichen Materialien, bis eine ganze Reihe von Figuren entstand, die im Spielzeugladen vor Ort durchaus gut aufgehoben sind.

John Lasseter, der Oberboss bei Pixar, hat selbst Hand angelegt. Er ist ein begeisterter Spielzeugsammler und gab Avalanche den richtigen Anstoß, der schließlich zum endgültigen Design führte: eine Palette von Figuren, die alle ähnliche Charakteristiken teilen. Sammelfiguren, die ohne Probleme auch alle im gleichen Regal stehen können. Dann gingen die fleißigen Bienchen aus Salt Lake City wieder an die Arbeit. Drei Jahre später sitzen wir nun mit John Blackburn, dem Chef von Avalanche Software, zwischen einem Haufen Figuren, Laptops und einer Xbox 360. Er hat die Antwort auf schlechte Filmumsetzungen von Disney.

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Es gibt eine ganze Palette von Figuren, die alle ein ähnliches Design und Charakteristiken teilen.

Sie heißt Disney Infinity - ein Titel, der sowohl Videospiel als auch Spielzeug ist. Für das Studio ist es der Anfang eines ambitionierten Fünf-Jahres-Plans. Jedes Spiel zu einem Film soll in dieser Zeit auf der Basis von Infinity entstehen und damit spielbar sein. "Das war eines der Dinge, die wir mit diesem Plattform-Start erreichen wollten", erzählt uns Blackburn und fährt fort: "Wir wollen sicher gehen, dass wir sie alle irgendwo zusammenfassen und dass wirklich alle Inhalte von Disney dazu passen."

Ein flaches elektronisches Brett wird mit drei Figuren als Starter-Paket im Sommer veröffentlicht. Das verbinden wir mit unser Konsole oder dem PC. Die Figuren und spezielle Münzen haben elektronische Chips integriert. Wenn man diese auf das Brett stellt, erscheinen sie im Spiel. Figuren und Münzen werden auch einzeln verkauft, die Preise dafür stehen aber noch nicht fest.

Der Inhalt des Spiels wird immer zu den Figuren passen, die wir auf das Brett gestellt haben. Wir haben bereits die Figuren von Die Monster AG, Die Unglaublichen und Der Fluch der Karibik gesehen. Avalanche verspricht uns außerdem, dass sie versuchen, so viele Originalsprecher wie möglich für die Titel zu gewinnen.

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Die Figuren werden auf einem elektronischen Brett platziert und tauchen dann in der Spielwelt auf.

Dann gab es eine spielbare Demo mit Pixars Superhelden, wie sie sich ihren Weg durch eine große Stadt prügeln. Immer, wenn Blackburn Figuren auf das Brett gestellt hat, haben sich ihre entsprechenden virtuellen Gegenstücke in der Welt materialisiert. In dieser Version gab es noch eine kleine Verzögerung, in der finalen soll es sofort geschehen. In einem Film sehen wir dann Captain Jack Sparrow, wie er sich seinen Weg durch eine Hafenstadt schlägt, die angegriffen wird. Der jeweilige Stil wird immer an die Figuren in der Welt angepasst. Während es bei den Superhelden mit Kombos gegen Wellen von Gegnern geht, zielt Sparrow mehr auf Erkundung und Schwertkämpfe ab - mit den Pistolen werden hauptsächlich die Schatztruhen geöffnet.

Etwas überraschender ist das beeindruckende Level an Details von Gebäuden, Explosionen und sogar den Charakteren selbst. Während Blackburn nebenbei eine ganz gute Geschichte darüber erzählt, wie Johnny Depp selbst die Rechte an seinem Konterfei klärt, interessieren wir uns mehr für die Seeschlachten auf dem Bildschirm. Wir müssen unser eigenes Schiff verbessern, um mit ihm auf hohe See zu kommen. Das Video vermittelt den Eindruck, als handele es sich tatsächlich um ein völlig anderes Spiel als Die Unglaublichen. Vielfalt ist eine wichtige Komponente von Disney Infinity.

Unabhängig von den Abenteuern der Charaktere, die sich auf ihre ganz speziellen Welten beziehen, gibt wieder eine Toy Box. Das ist eine Sammlung von allem, was wir während unser Abenteuer erlebt haben - und aller unser gesammelten Figuren. Alles wird in vier Basis-Welten geworfen, in denen die Charaktere miteinander interagieren und spielen können. Das Team hat sichergestellt, dass alle Charaktere miteinander spielen können. Wir sehen Flash von Die Unglaublichen mit Lightning McQueen herumdüsen, während Mr. Incredible eine Waffe nutzt, um die Reifen auf Monstertruck-Größe zu vergrößern, bevor er sich auf ein gleitendes Surfbrett schwingt, an dem vorn Stitch hängt.

Gegenstände, die im Abenteuer gesammelt werden, können wir einfach wechseln. Die speziellen Requisiten wie etwa Fahrzeuge und auch die Charakter-Boni werden aber nur solange genutzt, wie auch die jeweilige Münze auf dem Brett liegt. Charaktere können allerdings immer ihre Basis-Bewegungen nutzen. Violetta Parr hat ihr Kraftschild und Sulley sein Gebrüll.

Es bringt eine Menge Spaß, einfach nur herumzublödeln, aber wenn man das bestehende Angebot nicht mag, gibt uns der Entwickler auch die Werkzeuge in die Hand, um selbst etwas zu bauen. Das ist die wahrscheinlich größte Überraschung von Disney Infinity. Mit der richtigen Münze auf dem Brett zeichnen sich die charakteristischen Welten auf dem Spielfeld ab - so wie etwa Ralph Reichts, Nightmare Before Christmas, Tron. Und wir können mit Blöcken herumspielen und vieles mehr. Vielleicht ziehen wir anfangs noch Vergleiche mit Skylanders von Activision, aber eigentlich ähnelt alles viel eher Little Big Planet von Sony.

Blackburn lässt ein weiteres Video für sich sprechen. Wir sehen ein paar Physik-basierte Puzzle, aber dann folgen eine Reihe von Kreationen, die Erinnerungen wecken. Wir sehen Joust, Gauntlet, Super Mario Bros., Off-Road, Donkey Kong. Es folgen verschiedene Ausführungen von Strecken aus Mario Kart 64 - inklusive netter Anpassungen wie dem Disney-Schloss anstelle dem von Peach. Ungefähr an diesem Punkt wird uns gesagt, dass auch echte Rennen möglich sind und wir realisieren, was diese Plattform alles möglich macht.

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Jede Spielfigur kommt mit ihrer eigenen Spielwelt und bietet unterschiedliche Spielmechaniken.

Avalanche bestätigt fast luftig, das zwei Spieler auch gleichzeitig an einer Welt bauen können. "Wir haben haufenweise Vorlagen", erzählt Blackburn und beschreibt weiter: "Wir fangen zum Beispiel auf einer Welt mit zwei Inseln an. Du und ich wollen also zwei Schlösser bauen und wir schießen gegenseitig mit Katapulten aufeinander." Angemerkt wird aber, dass die Eingabemaske noch Arbeit bedarf.

Wie wir es von einem Disney-Produkt erwarten, ist für Avalanche die Sicherheit von Familien wichtig. Das erklärt, warum es im Mehrspieler-Modus mit vier Spielern nur möglich ist, Leute von unser Freundesliste einzuladen. Spiel- und Karten-Designs können auch nicht geteilt werden. Es ist lediglich möglich, Freunde in unser Spiele einzuladen. Aber wir können die Eigenkreationen an Disney schicken, die sie sich anschauen.

Das Community-Konzept steht noch auf wackeligen Füßen und es hängt wohl davon ab, wie viele Spieler sich beteiligen werden. Aber Avalanche geht davon aus, dass dieser Bereich bei einem Erfolg noch aktualisiert werden muss - bessere Möglichkeiten zur Kategorisierung etwa fehlen noch. Bisher ist das alles noch sehr einfach. Blöcke zu bauen scheint aber eine vielversprechende Grundlage zu sein, daran glaube sie auch bei Avalanche.

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Im Sandkasten-Modus können wir verschieden Charaktere auch miteinander spielen lassen.

Mit über 70 Jahren Disney, aus denen das Team wählen kann, lassen sich viele Welten bauen und man ist wohl eine Weile beschäftigt. Das Versprechen des Fünf-Jahres-Plans ist also echt. Blackburn erwähnt dabei sogar Disney Infinity 2 und bestätigt, dass aber alles abwärtskompatibel sein soll.

"Wenn Disney Filme herausbringt", erklärt Blackburn, "kann man in den Laden gehen und diese Spiel-Pakete kaufen. Und so werden wir das im Zuge der Jahre machen, mit Disney Infinity 2 halten wir die Sache in Schwung und alle Figuren und Sets, die man hat, werden abwärtskompatibel sein. Sie werden alle immer in der Toy Box laufen."

Was und wen wir in Zukunft sehen werden, verrät das Studio nicht. Eine Nachfrage über eine Zielgruppen-Erweiterung mit Marvel trifft auf Gelächter und den offiziellen Kommentar in Form von "Wäre es nicht großartig...". Ein harmloser Kommentar über Findet Nemo hingegen bringt uns zu der Frage, wie wir Fische in all das integrieren, wo doch Wasser im Moment keine Option ist.

"Wir werden ihn in einen Mech packen", lacht Blackburn. "Wir haben einen Fahrplan für ein paar Spielmechaniken und schwimmen ist ein großer Punkt darin. Aber das war außerhalb des Möglichen für dieses erste Spiel. Aber man kann sich vorstellen, wenn es womöglich einen neuen Film mit Findet Nemo in Zukunft gibt, dann wird man hier auch schwimmen können."

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