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Duke Nukem Forever

Duke Nukem Forever

Es fühlt sich surreal an, darüber zu schreiben, dass ein fertig produziertes Duke Nukem Forever nun tatsächlich deutlich am Horizont zu sehen ist. Mit dreizehn Jahren, nennen wir es, Verzögerung. Geklappt hat das nur, weil endlich jemand das Ruder übernommen hat, dem ein gutes Duke Nukem Forever zuzutrauen ist: die im postiven Sinne verrückten Borderlands-Schöpfer von Gearbox.

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1997 war ein interessantes Jahr, in vielerlei Hinsicht. Batman war damals total beliebt, aber der Film hieß nicht die Dark Knight sondern Batman & Robin. Statt des tiefen und komplexen Joker-Porträts eines Heath Ledger sahen wir einen kalten, bösen Arnold Schwarzenegger als Mr. Freeze. Kleine und große Events gab's auch in der Gaming-Welt. Der Nintendo 64 wurde in Europa veröffentlicht und einige der besten Spiele der Zelda- und Mario-Serie dazu. Das erste Gran Turismo, das erste Fallout und Goldeneye 64 erblickten das Licht der Welt. Obwohl diese Spiele fantastisch waren, so sind es nicht sie, auf die wir heute zurückblicken sollten.

Ein sehr interessanter Titel wurde im Jahr 1997 angekündigt. Ein Titel, der einer der meist diskutierten und umstrittensten Titel in Gaming-Geschichte werden würde. Aus dem ganz einfachen Grund, weil er nie erschienen ist. Zumindest nicht bis jetzt, denn Duke Nukem Forever ist nach fast 14 Jahren endlich (fast) am Start. Aber versteckt sich überhaupt ein modernes Spiel hinter dem Titel, oder ist alles nur pure Nostalgie?

Um das herauszufinden, waren wir in Las Vegas, wo 2K Games das Spiel in einem selbst benannten Club namens Titty City zeigte, ganz im Sinne des Duke. Hier hat Gearbox-Gründer Randy Pitchford gezeigt, der übrigens mal ein waschechter Magier in Hollywood war, wie hart sein Team gearbeitet hat, um das Abenteuer von Duke Nukem zu beenden, nachdem sie die Rechte von 3D Realms gekauft hatten.

Duke Nukem Forever
Ärger am eigenen Spielcasino: Vor der Tür schwebt ein riesiges Alien-Raumschiff. Der Duke greift - natürlich - zur Waffe.
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Es ist endlich Zeit, das Spiel in Aktion zu sehen - glauben wir. Aber erstmal ist Trailer-Time... es geht anonym los mit Dukes klassischer Stimme aus dem Off, schnell fliegen Raketen auf einen einäugigen Roboter auf einem American-Football-Feld. Nachdem der Zyklop ins Gras gebissen hat, packt sich der Duke das Auge und platziert ein erstklassiges Field Goal. Derweil regnen klassischen Duke-Einzeiler auf uns hernieder. Schön.

Die Stimmung, das Setting, sie sind etabliert. Es stellt sich heraus, dass sie bei Gearbox einen sehr gesunden Sinn für Humor und herzhafte Selbstkritik haben. Die Kamera zoomt langsam heraus und zeigt einen Bildschirm, wo der Abspann von Duke Nukem Forever losrollt. Zwei Blondinen sind damit beschäftigt, den Druck bei Duke abzulassen, als ihn eine fragt, ob das Game denn gut war. Er antwortet: "Yeah, aber nach scheiß zwölf Jahren sollte es das verdammt nochmal auch sein!" Diese Art von Humor durchzieht das Spiel. Alle Fans der Serie kriegen ihr lange erwartetes Wiedersehen mit dem klassischen Teenager-Humor.

Als der Duke im Jahr 1996 die Alienbrut zurückgeschlagen hatte, zog er nach Las Vegas und eröffnete sein eigenes Spielcasino namens The Lady Killer. Aber heute, jetzt gerade, sieht es nicht wirklich gut aus. Wie sonst sollte sich das direkt vor der Tür schwebende, riesige Alien-Schiff erklären, das Duke's Reich bedroht? Hubschrauber kreisen umher, und wenn man aus dem Panoramafenster nach unten schaut, steht da unten eine detailgenaue Kopie des Bellagio-Luxushotels, komplett mit dessen legendärer Springbrunnen-Show. Diese Szene könnte leicht einem modernen Shooter entnommen sein. Es ist schön zu sehen, dass sie Entwickler versucht haben, die Serie zu modernisieren - zumindest an einigen Stellen.

Duke Nukem Forever
Die Qualität der Animationen ist uneinheitlich. Der Duke selbst sieht zwar prima aus, all die anderen Charaktere wirkten eher langweilig.
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Guter Punkt. Warum nicht mal die negativen Sachen zuerst? Die Zeit hat ihren Tribut vom Duke gezollt - und man sieht es deutlich. Die Gegner muten, ich kann's nicht anders schreiben, altmodisch an. Es mangelt nicht an Atmosphäre, aber technisch ist das einfach alles nicht besonders beeindruckend. Während der zwei Stunden Spielzeit mit dem Duke fehlten weder kleine, aber stetige Framerate-Probleme noch körnige, irgendwie ungeschliffene Texturen. Die Qualität der Animationen ist uneinheitlich. Der Duke selbst sieht zwar prima aus, all die anderen Charaktere wirkten stereotyp und, nun ja, langweilig. Jeder Feind folgt genau dem gleichen Angriffsmuster und obwohl es viele verschiedene Gegner gibt, wurde es einfach zu schnell zu langweilig. Duke Nukem Forever ist alles andere, aber nicht modern.

Wer gehofft hat, in einer offenen Welt zu spielen, oder zumindest in der Illusion von einer, der wird enttäuscht. Die Illusion zerbricht fürchterlich schnell. Man spielt sich von Level zu Level, ohne sinnvolle Motivation. Die einfache, aber entscheidende Frage nach dem Warum, sie wird leider nie wirklich beantwortet. Und selbst als sich die Ereignisse überschlagen ist es klar, dass die Geschichte nicht mehr Tiefe bietet als eine Wasserpfütze an einem regnerischen Wintertag. In Sachen Story gibt's hier also nicht viel zu finden - und man sollte als Spieler lieber darauf vorbereitet sein. Natürlich haben wir nicht das fertige Produkt gespielt, so dass sich das eine oder andere vor der Veröffentlichung noch ändern könnte.

Fans der Serie, die sich nach dem klassischen Macho-Stil vom Duke sehnen, werden dagegen nicht enttäuscht. Duke Nukem Forever geht keinen Mittelweg und weicht allen weicheren, emotionaleren Themen gekonnt aus, die wir in modernen Shootern mittlerweile vermehrt sehen. Die Idee dahinter ist es, Duke Nukem Forever einzigartig zu machen - und nur seinen ganz eigenen Charakter in den Vordergrund zu stellen.

Duke Nukem Forever
Fans der Serie, die sich nach dem klassischen Macho-Stil sehnen, werden nicht enttäuscht.

Das Spiel lehnt sich natürlich nicht nur in die guten alten Zeiten zurück, es gibt auch moderne Features. Der linke Trigger dient zum Zoomen, genau wie in jedem anderen Shooter seit Call of Duty. Der Duke kann nicht mehr als zwei Waffen gleichzeitig tragen, was ein wenig im Widerspruch zum Rest des Spiels steht. Glücklicherweise fühlen sich alle Waffen im Spiel sehr gut an. Ich persönlich bin ein Fan der ferngesteuerten Mine, die man mit einem Autoschlüssel auslöst. Wenn der Feind pulverisiert wird, ruft der Duke: "You‘ve got guts" und ich fühle das schöne Kribbeln im Bauch. Es müssen auch kleine Rätsel gelöst werden, solche etwa wie mit einem kleinen Monster-Truck durch einen Belüftungsschacht zu rasen, um einen Schlüssel zu finden.

Endlich Duke Nukem Forever gespielt zu haben, das hat mich mit gemischten Gefühlen zurück gelassen. Einige Elemente sind wirklich gut ausgearbeitet und es war wunderbar, ein Spiel zu spielen, das sich selbst nicht allzu ernst nimmt die ganze Zeit. Aber es fühlt sich eben auch wie ein Spiel an, das unbedingt gleichzeitig auf zwei Stühlen sitzen möchte. Es will ein moderner Shooter sein, in der Art wie es die Zielgruppe wahrscheinlich erwartet und dabei trotzdem nicht die Nostalgie rund um seine Geschichte und das Universum aufgeben. Ein schwieriger Spagat.

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KRITIK. Von Martin Eiser

Schweine können fliegen, die Hölle ist zugefroren, Elvis lebt und, ja, Duke Nukem Forever ist fertig. Echt mal.



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