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Erica

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Nach einer umfassenden Überarbeitung ist Erica überraschend zurück und gibt uns jede Menge Anlass zum Nachdenken.

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Flavourworks stellte bereits 2017 das Playstation-exklusive Playlink-Spiel Erica vor, das uns damals konzeptuell faszinierte. Es mischte Live-Action mit einer starken Betonung auf Erzählung und da Playlink zu dieser Zeit noch sehr neu war, konnten wir es kaum erwarten, es in die Finger zu bekommen. Das kleine Team von Flavourworks hat Erica seitdem jedoch im Verborgenen weiterentwickelt und das Game auf der Gamescom Opening Night Live ganz plötzlich veröffentlicht.

Mittlerweile sieht das Game völlig aus. Die Hauptdarstellerin des ersten Trailers ist zugunsten von Holly Earl gegangen, aber es gibt trotzdem einige Ähnlichkeiten zu diesem neu gestalteten Erica. Es ist zum Beispiel immer noch ein Playlink-Titel und es verwendet wie versprochen Live-Action-Videomaterial, wodurch es in Kombination mehr als ein nur ein weiteres FMV-Spiel wird, von denen wir in der Vergangenheit so viele gesehen haben.

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Der Kontrast zwischen hellen, normalen Momenten und den intensiven Szenen haben wir besonders genossen.
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Der Hauptunterschied besteht jedoch darin, dass wir auf sinnvollere Weise mit der Welt interagieren. Mit dem Smartphone bewegt man Objekte und manipuliert die Welt auf unscheinbare Art und Weise. Dank der vielen Schnitte und den verschiedenen Blickwinkeln erschafft Flavourworks die Illusion, dass das Spiel nicht unterbrochen wird, um unsere Entscheidungen zu verarbeiten. Da wir Schlüssel beispielsweise selbstständig im Schloss herumdrehen oder Aufzeichnungen eigens durchsuchen, fühlt sich unsere Interaktion viel realer an, als es ein Knopfdruck in einem interaktiven Film jemals wäre.

In Erica stehen uns verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, das erinnert konzeptionell ein wenig an Until Dawn - zumindest was die Verzweigungen in der Geschichte angeht. Gemäß dem Schmetterlingseffekt entfalten sich viele unserer Entscheidungen auf unvorhergesehene Art und Weise, die wir manchmal nachträglich lieber rückgängig machen würden. Die unbeabsichtigten Konsequenzen führen sogar zu mehreren Spielenden, je nachdem welchen Weg wir einschlagen. Das gibt dem Spielerlebnis einen hohen Wiederspielwert, besonders wenn wir es mit Freunden zusammen erleben und mit einem Dilemma konfrontiert werden.

Wenn man bedenkt, dass das Spiel nur ungefähr zwei Stunden dauert, ist es schwierig über die Geschichte zu sprechen, ohne wichtige Punkte preiszugeben. Um die Rahmenhandlung trotzdem anzureißen, wollen wir deshalb nur verraten, dass Erica von den Erinnerungen an ihre Vergangenheit heimgesucht wird. Eines Tages taucht ein verdächtiges Päckchen vor ihrer Haustür auf, woraufhin sie in eine polizeiliche Untersuchung verwickelt wird, die uns mit schmerzhaften Erinnerungen konfrontiert. Es gibt viele Wendungen und neue Erkenntnisse, und über die gesamte Spiellänge konnten wir viele Details und Geheimnisse aufdecken.

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Die Story dauert nur ungefähr zwei Stunden an, doch dank des hohen Wiederspielwerts können wir unbesorgt mehrfach reinschauen.

Das Besondere an Erica ist die herausragende Leistung von Holly Early in der Hauptrolle, die dem Charakter, der ständig mit schwierigen Situationen zu tun hat, Feinheit und Emotionen verleiht. Es ist eine ruhige Aufführung, die situativ auch sehr wirkungsvoll wird, was angesichts der emotionalen Achterbahnfahrt, die wir bis zum Ende durchmachen, notwendig ist. Mit unseren Entscheidungen drängen wir die junge Frau maßgeblich in bestimmte Gefühlsströme, was die Schauspielerin souverän meistert.

Trotz Interaktivität wollen wir Erica mit anderen Filmen vergleichen, da die Produktion hochwertig und professionell daherkommt. Viele Szenen wurden mit viel Liebe zum Detail gedreht und die Beleuchtung tönt viele Situationen ins richtige Licht. Wir haben den Kontrast zwischen den hellen, normalen Momenten und den dunkleren, intensiveren Szenen besonders genossen.

Das hier ist also mehr als nur ein interaktiver Film, da Erica eine viel größere Spannweite hat. Wir beobachten das Geschehen durch unsere Eingaben nicht einfach, wir entdecken die Welt wirklich ein stückweit für uns selbst. Dadurch ist dieser Titel ein großartiges Beispiel für eine sinnvolle Mischung von FMV mit interaktiven Elementen, da uns ein Abenteuer geboten wird, das es wert ist, mehrmals erkundet zu werden. Erica ist dicht, packend und wir finden, dass sich das Warten gelohnt hat. Wir sind wir nun umso gespannter darauf, was Flavourworks als Nächstes macht.

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08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
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Holly Earl gibt eine fantastische Performance ab, sinnvolle Interaktion mit dem Spiel, viele Möglichkeiten und Abwechslung.
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Steuerung ist gelegentlich umständlich.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

Zweite Meinung

Flavourworks' neues Spiel bettelt geradezu darum, mehrmals gespielt zu werden. Dahinter steckt zwar eine gewisse Faszination, allerdings auch ein nicht unerheblicher Kritikpunkt. Nicht alle Szenen wurden gleichbedeutend betrachtet und gelegentlich treten Logiklücken oder Situationen auf, die vom Spiel nicht entsprechend aufgegriffen werden (es aber unbedingt sollten). In gemütlicher Gesellschaft eignet sich der Titel trotzdem hervorragend zur Abendunterhaltung, vor allem weil die britische Schauspielerin Holly Earl eine so fantastische Darstellung der zunehmend zerstörten Erica abgibt. Ihr solltet von der Geschichte nicht zu viel erwarten, doch ansonsten trägt die Interaktivität und die Entscheidungsvielfalt viel zum Vergnügen bei.

Meint Stefan Briesenick und wertet 7/10.

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