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Eternals

Eternals

Marvels neuester Kinofilm folgt einem Haufen unsterblicher Wesen, die sich neu gruppieren, um die Menschheit vor uralten Feinden zu verteidigen.

Obwohl Chloé Zhao Regie führte, wirkte Marvels neuer Kinofilm Eternals immer ein wenig überambitioniert. Neue Dinge ins MCU einzuführen, ist sowieso schwer, aber überirdische Wesen, die alles mit ihrer Macht vereinnahmen und dabei unentdeckt bleiben konnten - obwohl Thanos das Universum bereits mit seinem mit Edelsteinen besetzten Handschuh in die Knie zwang - ist wirklich schwer zu verkaufen.

Eternals wirkte von außen betrachtet wie eine klassische, gradlinige Abenteuergeschichte des Herstellers, doch weil die Oscar-Preisträgerin Zhao dafür verantwortlich ist, hatte ich trotzdem Hoffnung. Wenn man jedoch dem Großteil der amerikanischen Kritiker Glauben schenken will, dann hat Eternals sein Ziel verfehlt, weil die Geschichte unter der Last übertriebener Exposition in sich zusammenfällt. Es zählt durchaus als Spektakel, aber es scheint keine effektive Einführung dieser alles verändernden Wesen zu sein.

Ich habe den Film nun auch gesehen und stimme meinen Vorrednern in vielen Punkten zu. Trotzdem glaube ich nicht, dass Eternals ein schlechter Film ist. Als Fantasy-Epos funktioniert er gut, da der Film sein Herz auf der Zunge trägt und die Prioritäten schon nach wenigen Minuten klar definiert. Es ist eine naive, fast schon kindische Action-Oper, die einen gewissen Charme versprüht. Dennoch fehlt es dem Werk an Finesse, denn jegliches Feingefühl bricht unter der narrativen Last in sich zusammen.

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Die Eternals sind Wächter, die zur Erde geschickt wurden, um uns vor den fiesen Deviants zu beschützen. Die sind zwar noch nie im MCU aufgetaucht, aber sie gehören trotzdem schon jetzt zu den uninspiriertesten Prügelknaben, die uns Marvel bislang vorgesetzt hat. Diese Feinde sind anscheinend seit 7000 Jahren auf der Erde und haben sich über den gesamten Globus verteilt. Thanos' Fingerschnipsen hat jedenfalls einige Ereignisse ins Rollen gebracht und deshalb müssen die zehn (!) Eternals nun ihre Kräfte vereinen, um die Erde zu verteidigen.

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Es ist natürlich eine große Aufgabe, zehn völlig unbekannte Figuren in 157 Minuten einzuführen und der Film konzentriert sich daher auf einige mehr als auf andere. Gemma Chens Sersi und Richard Maddens Figur Ikaris bekommen zum Beispiel viel mehr Rampenlicht, als etwa die von Angelina Jolie gespielte Thena. Insgesamt sind aber weder die Länge, noch das Erzähltempo des Films das eigentliche Problem. Ehrlich gesagt finde ich sogar, dass Zhao eine der besseren MCU-Epen der letzten Zeit erstellt hat, denn sie spielt ähnlich konstruierte Filme, wie etwa Thor: The Dark Kingdom, locker an die Wand.

Eternals scheitert jedoch, weil einfach nicht genug Raum bleibt, um eine kohärente Vision zu vermitteln. Die Eternals und die Antagonisten werden nicht vernünftig eingeführt und der rote Faden steuert nicht zielstrebig auf einen Höhepunkt zu. Der Film muss durch brennende Ringe springen und sich vehement aus bekannten Schubladen bedienen, weshalb die Geschichte häufig aus allen Nähten platzt.

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Zhao gibt ihr Bestes, aber das reicht leider nicht. Ihre Kameraführung ist wunderschön und ihr Auge für Landschaften und Farben machen den Film zu einem einzigartigen Erlebnis. Obwohl die Antagonisten nicht generischer daherkommen könnten, sind die Eternals selbst und die Umgebungen, in denen wir sie erleben, wunderbar abgefilmt worden. Der Film sieht großartig aus und das, obwohl die Schurken richtig langweilig sind - auch visuell.

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Der Soundtrack von Ramin Djawadi ist aber leider eine Enttäuschung für alle Zuschauer*innen, die nach der wunderbar orchestralen Version von Skeeter Davis „The End of the World" aus dem ersten Trailer auf ähnliche Klänge gehofft hatten. Die musikalische Untermalung ist generisch und leider absolut nichts Besonderes. Es fehlt einfach der Mut zu einem wirklich ätherischen Soundtrack, wie wir ihn kürzlich bei Dune oder The Mandalorian hören konnten.

Eternals empfand ich dennoch als knackiges Fantasy-Epos, und als visuelles Spektakel mit gut choreografierter Action und emotionalen Momenten. Der Titel hat eine Pracht, die es für so einen Film braucht, aber Zhaos Arbeit strauchelt, weil es ihr einfach an Zeit fehlt. Zweiteiler sind unbeliebt, aber Eternals hätte eine solche Aufteilung sicher gut getan.

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07 Gamereactor Deutschland
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