Fairytale Fights

Da ich über das Spiel noch nichts wusste, wurde zunächst das Eingangsvideo gezeigt. Sicher, seit ziemlich genau einem Jahr gibt es die Möglichkeit sich über das Spiel zu informieren. Aber in meiner kleinen Welt war kein Platz für etwas, das auf den Namen Fairytale Fights hörte. Wenig überraschend dürfte daher sein, dass sich mein Gesicht in den folgenden Sekunden äußert merkwürdig verhielt. In etwa vier Phasen wandelte sich der Ausdruck von gelangweilt über überrascht und interessiert bis hin zu begeistert: Märchen? Blut? Bitte was? Verdammt, das will ich haben. Jetzt!

Im Grunde war es ja auch logisch, die Idee lag quasi splitterfasernackt auf der Straße. Denn eine gewisse Brutalität, wenn auch unterschwellig, gibt es vielen Märchen. Der Wolf frisst Menschen mit Haut und Haaren. Schrullige, alte Frauen werden in den Ofen geschoben und bei lebendigem Leib verbrannt. Oder die Geschichte vom Daumenlutscher, dem die Objekte seiner Begierde einfach mit der Schere abgetrennt werden. Nein, Märchen schonen die Gemüter der Mensche wahrlich nicht.

Das haben auch die Entwickler von Playlogic erkannt. Doch anstatt einfach bekannte Geschichten mit verschärfter Waffengewalt zu erzählen, ziehen sie Fairytale Fights ein wenig anders auf: Im Spiel haben Märchen ausgedient. Niemand will einen nackten Kaiser ohne Kleider. Keiner braucht ein sprödes Schneewittchen oder ein langweiliges Rotkäppchen. Und Jack mit seiner Bohnenstange? Wer ist das überhaupt? Ein Riese kassiert die Geschichten in Form von großen Büchern ein und bereitet ein schönes Feuerchen für sie vor.

Die vier (Ex-)Helden finden das natürlich nicht witzig und wollen sich ihre Märchen und damit Ruhm und Glanz zurückholen. Hierfür stehen sie in Konkurrenz mit der gesamten Märchenwelt, darunter auch supersüße, eckelhaft putzige Häschen und garstige kleine Zwerge. Im Grunde läuft das Prinzip für die vier Hauptcharaktere frei nach dem Motto: "Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt!" Soll heißen, wir laufen durch eine zuckersüße Bonbon-Welt mit viel zu viel Farbe und kommt uns ein Gegner in die Quere, wird er einfach blutrünstig aus dem Weg geräumt.

In unserer Daddelrunde waren wir zu viert unterwegs und kämpften uns durch den ersten Level. So richtig vorwärts kamen wir allerdings selten. Viel zu sehr waren wir damit beschäftigt, uns gegenseitig zu vierteilen, statt dem Verlauf des Spiels zu folgen. Der Spaß ist aber auch unfassbar groß, mit einer von ungefähr 100 Waffen in der Hand das Blut spritzen zu lassen. Einfach durchs Ziehen des rechten Analogsticks in die gewünschte Richtung. Dabei kommt auch die Kunst nicht zu kurz: Verzieren wir doch die Landschaft elegant mit der roten Flüssigkeit. Wenn wir nicht gerade über entstandene Blutlachen rutschen wie Kati Witt übers Eis, beobachten wir die Schönheit der roten klebrigen Masse, wie sie an einer Wand herunterschliert.

Als Sahnehäubchen dürfen wir Gegner ab und zu kinoreif nach Belieben zerschnippeln. Das Opfer wird groß am Bildschirmrand über die Spielfläche geblendet und wir spielen Metzger mit zwei, drei gezielten Bewegungen des Sticks. Im Rest des Spiels ist diese Echtzeit-Zerlegung zwar ebenso vorhanden, aber in Großaufnahme wirkt sie natürlich deutlich anmutiger.

Nichtsdestotrotz, unser aktuelles Spiel bleibt mühselig. Wir kommen kaum einen Zentimeter vorwärts, ohne das wir uns gegenseitig zerteilen. Glücklicherweise soll das gegenseitige Abschlachten im fertigen Spiel optional abgestellt werden können. Selbst der Entwickler machte schon Witze über uns. Auf die Frage, wie viel Spielzeit Fairytale Fights bietet, antwortete er mit einem ironischen Unterton: "Also mit dem Spielstil sicher ewig." Für Menschen, die sich halbwegs benehmen können, sollen aber immerhin acht bis zehn Stunden herausspringen. Wir empfehlen an dieser Stelle aber guten Gewissens den Arenamodus zum Austoben. Dort wie auch im angesprochenen Storymodus können vier Charaktere zusammen oder eben gegeneinander antreten.

Doch allein von bunter Cartoon-Märchenwelt kann das Spiel nicht leben. Im Storymodus kämpfen wir nicht nur, sondern müssen auch allerlei Hindernisse wie Falltüren oder Sägen überwinden. Auch kleine Rätsel wird es geben. Die einzelnen Kapitel haben jeweils einen eigenen Stil und bieten dem jeweiligen Level entsprechend verschiedene Gegnertypen. Spielbar sind die vier oben erwähnten Charaktere Rotkäppchen, Schneewittchen, Jack und, schon jetzt ein Hit, der nackte Kaiser.

Auch herunterladbare Inhalte in Form von Charakteren und weiteren Kapiteln sollen folgen. Zudem gibt es neben den erwähnten Waffen noch Tränke, die den Kampf abwechslungsreicher gestalten. Diese können entweder auf Gegner geworfen und selbst getrunken werden. Zwei unterschiedliche Effekte erwarten uns dabei: Ein Liebestrank etwa benebelt die Gegener, uns selbst allerdings macht er aber unsichtbar.

Technisch sorgt die Unreal 3-Engine für eine großartige Optik und, wohl das wichtigste, ordentliches Blut. Wir sind zuversichtlich, dass der Titel nicht nur wegen der amüsanten Gewaltdarstellung zahlreiche Anhänger finden wird, sondern auch spielerisch überzeugt. Insbesondere mit Freunden, ob Offline oder Online, wird Fairytale Fights sein Potenzial entfalten können. Schön, dass beim Mehrspielermodus jederzeit ein Einstieg oder Austieg möglich ist. Sogar die USK hat das Werk schon geadelt und verpasste der ultraniedlichen Blutschlacht eine Altereinstufung ab 18 Jahren. Wir sind gespannt auf eine komplette Testversion. Wer bei der Präsentation so goldrichtig liegt, kann uns eigentlich nur mit einem ebenso abgedreht-genialen Humor im Rest des Spiels überraschen.