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FIFA 14

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Evolution oder Revolution, mal wieder? Nein! EA will nur das bis dato beste Fußballspiel machen. Wir haben den Status der Arbeiten gecheckt.

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Während der letzten Jahre gab es einige hitzige Diskussionen über die Wichtigkeit von Evolution und Revolution in Videospielen, und zwar ganz besonders dann, wenn es um die Entwicklung eines neuen FIFA-Titels ging. Bis heute stellen Spieler immer wieder kritisch in Frage, ob es tatsächlich gerechtfertigt ist, jedes Jahr ein neues FIFA zu veröffentlichen, bei der man dann Veränderungen beinahe mit der Lupe sucht.

Wir haben in London geschaut, wie es dieses Jahr aussieht, mit FIFA 14. Sebastian Enrique, verantwortlich für den Karriere-Modus, lächelt, wenn man ihn fragt, ob es in FIFA 14 diesmal eher um Evolution oder Revolution geht. Er lächelt, sitzt da und denkt eine Weile über seine Antwort nach. Dann sagt er: "Wenn du mich ganz persönlich fragst: Als Entwickler Sebastian denke ich nicht, dass ich eine Revolution oder eine Evolution erschaffen werde. Stattdessen will ich das bis dato beste Fußballspiel entwickeln und dabei muss die Messlatte immer höher gelegt werden. Die Konsumenten müssen dann entscheiden, ob das am Ende genug ist, um den Kauf zu rechtfertigen."  

Doch bevor wir mehr über FIFA 14 erfahren, werfen wir einen Blick zurück. In einem bombastisch ausstaffierten Video präsentiert Produzent Nick Shannon, zu was für einem herausragenden Erfolg sich FIFA 13 seit seiner Veröffentlichung entwickelt hat. Über zwei Milliarden gespielte Matches sprechen schon für sich, aber EA will sich auf seinen Lorbeeren offenbar nicht ausruhen. Gerade weil EA erst kürzlich die zweifelhafte Ehre zu teil wurde, mit dem Preis als schlimmstes Unternehmen Amerikas ausgezeichnet zu werden und die Firma auch intern nicht vor Kritik der eigenen Mitarbeiter gefeit war, soll gerade FIFA 14 mit einer noch großartigeren Spielerfahrung als der Vorgänger wieder positives Licht auf das Unternehmen werfen.

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Mit Hilfe des Triggers befreien wir uns vom gegnerischen Arm und schaffen uns damit selbst neuen Raum und die Möglichkeit, aufs Tor zu feuern.

   

Dabei liegt der Fokus diesmal nicht allein auf dem großartigen Moment, einen Angriff mit einem wunderschönen Tor abzuschließen. Wir sollen den Spaß vor allem auch im Aufbau der Attacke finden. Vor allem das Zusammenspiel im Mittelfeld soll an Bedeutung gewinnen und die dafür notwendige Steuerung so vereinfacht werden, dass der Ball besser im eigenen Team gehalten werden kann. Während wir uns in FIFA 13 an eine Kombination aus vielen unterschiedlichen Knöpfen erinnern mussten, soll FIFA 14 wesentlich intuitiver sein.

Nehmen wir den Ball im Mittelfeld nahe der Mittellinie an und ein gegnerischer Spieler versucht mit einem Tackle den Ball in seinen Besitz zu bringen, reicht ein kurzer Druck auf den linken Trigger, um die Kugel mit unserem Körper oder Arm abzuschirmen. Dabei drehen wir uns geschickt und laufen an unserem Gegner vorbei. Gleiches gilt, wenn wir in einem schnellen Lauf von einem Spieler des anderen Teams gezogen oder geschoben werden. Mit Hilfe des Triggers befreien wir uns vom gegnerischen Arm und schaffen uns damit selbst neuen Raum und die Möglichkeit, aufs Tor zu feuern.

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Das Sprint-System wurde ebenfalls erneuert. Während wir den Sprint-Knopf gedrückt halten, ist es nun möglich, im selben Moment abrupt die Richtung zu wechseln. Der Erfolg hängt dabei vom richtigen Timing der Bewegung ab. Ist man erst einmal darauf eingestimmt, gibt es Richtungswechsel in voller Geschwindigkeit, wie wir sie sonst nur von Cristiano Ronaldo kennen. Noch dazu kann derselbe Spieler den Ball unterschiedlich weit vorlegen, was wie eine sinnvolle Erweiterung wirkt.

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Ist man erst einmal darauf eingestimmt, gibt es Richtungswechsel in voller Geschwindigkeit.

Einer der Bereiche, in denen FIFA 13 seinem Widersacher PES 2013 ernsthaft hinterher hing, wurde beim Torschuss offensichtlich. Gerade in PES 2013 fühlte es sich wesentlich befriedigender an, den Ball aus 27 Metern Entfernung ins Tor zu köpfen - und es scheint ganz so, als hätte auch EA das endlich erkannt. In FIFA 14 wird es nun einige Neuerungen geben, die Fans der Serie gefallen dürften. Das gilt vor allem für die neue und umfangreiche Palette an Abschlussanimationen. Viele Fußballfans kennen sicher die Situation, in der man die Schuss-Taste drückt und der Ball trotz genauen Positionierens eher über die Füße des Spielers zum Tor rollte.

Dort nahm dann der Moon-walkende Torhüter den Ball entgegen. Das lag daran, dass EA dabei meist auf dieselbe Animation zurückgriff, ganz gleich ob, wir von einer guten oder schlechten Position geschossen haben. In der Präsentation sehen wir nun unterschiedliche Beispiele dafür, wie unser Spieler noch einige Schritte vor dem Tor macht, um sich genau in die richtige Position zu bringen. Durch diese neuen Bilder analysieren wir nun viel genauer, warum der Ball am Ende ins Publikum statt in den Winkel geflogen ist. Vor allem aber werden wir uns unserer Positionen viel bewusster und richten uns klüger aus.  

Überarbeitet wurde außerdem die Ballphysik, durch die wir nun sehr viel variantenreicher vorgehen. Zum Beispiel schließen wir nun mit Ronaldo-artigen Schüssen ab, bei denen der Ball fast unnatürlich seine Richtung wechselt. Die Besonderheit dieser neuen Animationen wird offensichtlich, als wir ein Tor von einem Spieler des Entwicklerteams beobachten. Aus 25 bis 30 Metern Entfernung schickt er den Ball in die obere rechte Torecke, der sich dort regelrecht reindreht - ein Schuss würdig nur eines Roberto Carlos.

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Überarbeitet wurde außerdem die Ballphysik, durch die wir nun sehr viel variantenreicher vorgehen.

Natürlich wurde auch an der Künstlichen Intelligenz geschraubt. Die Verteidiger gehen demnach mit einem wesentlich dynamischeren Pressing zu Werke, durch das die Distanz zum Gegner beim Decken merklich verringert wird. Obwohl wir das schon oft vorher gehört haben, wage ich zu sagen, dass es diesmal wirklich realistisch scheint. Immerhin repräsentiert das Demovideo beinahe schon das fertige Produkt - und das obwohl es fast noch ein halbes Jahr bis zur Veröffentlichung dauert. Vielleicht gehören dann die Flüche über weit auseinander stehende Verteidiger der Vergangenheit an. Nervig war auch, dass die verteidigenden Spieler plötzlich im Lauf abbrachen und dem Angreifer den freien Weg zum Tor überließen.

Neu sind auch eine Reihe alternativer Laufschemata beim Angriff, die insgesamt zu dynamischeren und realistischeren Angriffen beitragen sollen. Während der Präsentation wird uns das im Spiel Schweden gegen England vorgeführt. Zlatan Ibrahimovic wird dort eng von einem Verteidiger gedeckt. Dann aber gelingt es dem Schweden, sich frei zu kämpfen, ein Stück zurück zu laufen, schnell die Richtung zu wechseln und zum Tor zu sprinten. Dort lässt er den Ball von der Brust abprallen und feuert ihn ins Tor. Im Anschluss gibt es eine Sequenz, die einen Angreifer mit einem identischen Manöver zeigt. Das bemerkenswerte ist, dass die Bewegungen des computergesteuerten Angreifers, der den Verteidiger nah an sich heran lockt, sehr intuitiv wirken. Geschickt laufen die Angreifer nun auch an der Verteidigerlinie entlang, um eine Abseitsstellung zu verhindern, bevor sie in den Endspurt zum Tor starten. Das sieht ziemlich gut aus und ist ein weiterer Schritt zu einem noch realistischeren Spiel.

Was wir bisher zu sehen bekamen, war ein Teil des Karriere-Modus und einige Herausforderungen. Über letztere können wir noch nicht viel sagen. Sebastian Enrique erklärt aber, dass diese bereits in FIFA 13 ein großer Erfolg waren und deshalb auch FIFA 14 darauf aufbauen wird. Der Karriere-Modus kommt mit einem neugestalteten Menü, das für mehr Übersichtlichkeit sorgt. Hinzugefügt wurde außerdem ein Global Scouting Network, mit dem wir Talentsucher auf die Jagd nach neuen Spielern in die Welt entsenden. Möglich ist das zum Beispiel mit der Suchbeschreibung "im Dribbling starker Flügelspieler". Dann wird gezielt nach Spielern gesucht, die dieser Umschreibung entsprechen, statt lediglich nach physischen und technischen Fähigkeiten Ausschau zu halten.

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Hinzugefügt wurde außerdem ein Global Scouting Network, mit dem wir Talentsucher auf die Jagd nach neuen Spielern in die Welt entsenden.

Obwohl viele Spiele argumentieren, dass die alljährlichen, wenigen Veränderungen am Spiel nicht den Preis für einen brandneuen Titel rechtfertigen, glaube ich, dass viel Wahres an Sebastian Enriques Worten ist. Es geht eher darum, die Grenzen der FIFA-Serie immer weiter zu stecken und uns Spielern ein besseres Produkt zu bieten. Ich erwische mich selbst jedes Jahr dabei, wie ich, nachdem ich die neuen Versionen von FIFA und PES ausprobiert habe, nicht mehr zur Vorjahresversion wechseln kann.  

In diesem Jahr scheint es ganz so, als hätte EA intensiver auf die Bedenken und Kritiken der Community reagiert und eine Menge getan, um realistischere Animationen zu bieten. Dumm ist die Idee nicht, immerhin zeigte PES 2013 schon, wie gut die aussehen können. EA muss nun nachziehen, wenn sie weiterhin an vorderster Front den Ton angeben wollen. Stillschweigen herrscht dagegen noch über Onlinematches. Die Präsentation verriet außerdem wenig über die möglichen Spieltypen und ehrlich gesagt reicht die bloße Ankündigung eines überarbeiten Karriere-Modus mit neuem Menü und Talentsucher-System nicht aus, um mich vom Hocker zu reißen.

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KRITIK. Von David Moschini

"Never change a winning team", so lautet eine alte Trainerweisheit. Vielleicht hat sich EA ja daran orientiert. Denn wirklich viel geändert hat sich beim neuen FIFA nicht.



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