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FIFA 22

FIFA 22 - Gameplay-Impressionen

Hypermotion fügt dem Spiel einige schicke Überraschungen hinzu, doch alte Probleme bleiben bestehen.

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FIFA 22 ist der neueste Teil der sehr lukrativen und langjährigen Fußballreihe von Electronic Arts. Das Spiel existiert in drei Versionen: Es gibt eine Ausgabe für PC, PS4 und Xbox One, die technisch fortschrittlicheren Current-Gen-Editionen für PS5 und Xbox Series, sowie die Legacy Edition für die Nintendo Switch (dabei handelt es sich aber nur um einen Reskin eines noch viel älteren Spiels). PC-, Xbox-One- und PS4-Spieler bekommen die Grundausstattung und einige Weiterentwicklungen, die gegenüber der Vorgängerversion vorgenommen wurden. EA konzentriert sich aber natürlich insbesondere auf die Current-Gen-Adaptionen, die wir auf der Playstation 5 bereits erleben durften.

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Was bringt FIFA 22 auf Playstation 5 und Xbox Series mit auf den Platz?

Das große Highlight von FIFA 22 nennt sich „Hypermotion" und damit ist eine neue Funktion gemeint, die zwei Technologien („Advanced 11v11 Match Capture" und Machine Learning) in sich kombiniert. Durch diese Mischung soll „ein realistisches, reaktionsschnelles und flüssiges Spielerlebnis geschaffen" werden, erklärt Sam Rivera, Line Producer von EA Sports. Das wissen wir schon seit der ersten Pressemitteilung von EA, aber was bedeuten diese schicken Worte denn konkret? Mit Machine Learning sind KI-Routinen gemeint, die sich auf reale Fußball- und Spieldaten stützen. Das System kann selbstständig vorhersagen, welche Bewegungen und Aktionen im Laufe des Matches zu erwarten sind und wie sich ein Team in einer bestimmten Situation verhalten sollte, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Der andere Term beschreibt im Grunde nur umfangreiche Motion-Capture-Aufnahmen: EA hat 22 Spieler in Motion-Capture-Anzüge gesteckt und sie echte Fußballpartien in einem echten Stadion ausfechten lassen. Dieser reale Spielkontext habe den aufgezeichneten Bewegungsdaten eine „höhere Intensität" verliehen, meint der Entwickler. Das ist auch verständlich, denn zuvor haben Schauspieler in einem kleinen Aufnahmestudio vorgegebene Bewegungen nachgespielt. Laut dem Entwickler sorgt diese Hypermotion-Technologie für "die größte Animationsaktualisierung", die es bislang in einem jährlichen FIFA-Update gab. Das Studio gibt an, dass dem Spiel über 4000 Animationen hinzugefügt wurden. Diese große Menge an neuen Bewegungen kommt zustande, weil das Spiel von sich aus vorhandene Bewegungsabläufe analysiert und sie in Echtzeit in Kontext zum Ball setzt. Dadurch sollen laut EA mehr realistische Interaktionen entstehen.

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Die Fußballer reagieren nicht nur auf den Ball, sondern auch auf den Kontakt mit ihren Mitspielern. Das wird insbesondere beim Zweikampf um einen Luftball, bei Stürzen, beim Rempeln, beim Legen der Arme um den Gegner und bei ähnlichen Konfrontationen auffällig. Die Ballannahme ist nun keine in sich geschlossene Animation mehr, denn sie besteht aus zwei kleinen Versatzstücken mit eigenen Berührungspunkten. Früher hat man eine einzige kurze Bewegung genutzt, um einen besseren Übergang zwischen den Animationen zu ermöglichen, aber in FIFA 22 stellen zwei etwas längere Animationssegmente sicher, dass der Übergang dynamisch und unvorhersehbar wirkt.

Und warum ist das nur auf den Konsolen der aktuellen Generation möglich? Sam Rivera behauptet, dass EA schon letztes Jahr die Kapazitäten der alten Konsolen erreicht und ausgeschöpft habe. Die Limitierungen der Hardware würden es angeblich erschweren, neue Funktionen zu implementieren. Die schnellere CPU, die SSD-Festplattentechnologie und der Arbeitsspeicher der aktuellen Konsolen ermöglichen es EA jedoch, ihre Hypermotion-Technologie zu implementieren, an der anscheinend seit einigen Jahren gearbeitet wird. Warum der PC ebenfalls auf diese schicken Animationen verzichten muss, ist unklar. EA möchte die Mindestanforderungen für PCs nicht erhöhen, lautete die Antwort...

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Auch die allgemeine KI sei überarbeitet worden, da das Fußballspiel in diesem Jahr deutlich mehr Verhaltensweisen verarbeite. In einem Clip, der das Defensivverhalten einer Mannschaft aus FIFA 21 mit ähnlichen Aufnahmen aus FIFA 22 vergleicht, zeigte uns EA diese Änderungen im Detail. Man konnte erkennen, dass sich die Mannschaften ab diesem Jahr mehr wie eine Einheit bewegen. Zudem reagieren die Fußballer besser darauf, falls einzelne Spieler ihre Posten verlassen, um dem Gegner den Ball abzunehmen.

Schließlich hat EA noch viele neue Animationen erarbeitet, die dem Spiel Persönlichkeit verleihen sollen. Im Klartext bedeutet das, dass Hypermotion Bewegungen implementiert, die das Verhalten der Sportler auf dem Platz veranschaulichen sollen. Spieler wischen sich Schweiß von der Stirn, unterhalten sich während der Partie mit ihren Gegnern oder Teamkollegen und reagieren auf die Fans.

Wie ändert sich das Spiel dadurch nun genau? Die neuen Animationen, insbesondere bei der Ballannahme und im Zweikampf im Luftraum, sind in der Tat besser anzusehen. Trotzdem gibt es immer noch "Ruckler" von Spielern, die sich superschnell und unrealistisch um die eigene Achse drehen und dabei den Ball behalten. So etwas entsteht hauptsächlich beim Dribbeln oder bei defensiven Manövern. Außerdem war auffällig, dass der Ball häufig ohne Kollision die Füße der Spieler durchkreuzt, sodass sich schwer vorhersagen lässt, was bei einem Pass im Endeffekt passiert. Dass dieses Problem trotz aller Verbesserungen im Animationsbereich immer noch besteht, ist eine echte Enttäuschung.

Ich bin zudem der Meinung, dass sich die Spieler zwar als Einheit besser bewegen, aber dennoch große Probleme damit haben, Bälle abzufangen und die Position des Gegners zu decken. Genau wie bei FIFA 21 ist es viel zu einfach Angriffe zu kontern, da die Verteidiger gute Stürmer nicht stoppen können. Das führt zu einfachen Toren, die alle Spieler frustrieren dürften. Außerdem passt die KI (zumindest auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad) den Ball manchmal viel zu schnell und mit zu großer Präzision zwischen den Spielern hin und her (das geschieht sogar bei Luftbällen). Das macht es extrem schwierig, Pässe abzudecken, da sich die Sportler nicht schnell genug bewegen können.

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Funktionsumfang alter und neuer Konsolenversionen von FIFA 22

Während Hypermotion nur in den PS5- und Xbox-Series-Versionen verfügbar ist, gibt es andere Funktionen, die in alle (aktuellen) Versionen des Fußballspiels eingeführt werden. Unter anderem wurde das Verhalten des Torwarts umgeschrieben: "Wir haben Feedback dazu gehört", kommentiert Sam Rivera. Er verrät uns, dass Torhüter nun "zuverlässiger Paraden" ausführen, dass sie mehr „Torwartpersönlichkeit" aufweisen und sich schneller von Animationen erholen sollen.

Nach dem, was wir in dieser Testversion gesehen haben, sind die Torhüter tatsächlich besser geworden. Sie haben auch einige coole, neue Animationen bekommen: Die Sportler stoppen harte Schüsse zum Beispiel indem sie den Ball zuerst auf den Boden abprallen lassen und den Ball anschließend sichern, bevor ein Stürmer dazukommt. Ich hatte ein verrücktes Match gegen Gianluigi Donnarumma, der praktisch alles gehalten hat, was ich ihm entgegenzusetzen hatte. Der italienische Torhüter hat in diesem Match noch einmal bewiesen, warum Italien kürzlich Europameister wurde.

EA erwähnte ansonsten noch aktualisierte Daten, die bewerkstelligen sollen, dass sich die Ballphysik eher wie im wirklichen Leben verhält. Das mag stimmen, gemerkt habe ich es bei Spielen ehrlich gesagt aber nicht. Auffälliger waren "explosive Sprints", die nur ausgewählten Spielern zur Verfügung stehen. Diese Sportler beschleunigen viel schneller auf die Höchstgeschwindigkeit und es ist ihnen ein Leichtes, die Defensive hinter sich zu lassen. Schätzt ihr jedoch das Timing oder die Richtung falsch ein, dann geht die Sache natürlich nach hinten los und ihr rennt wie eine Rakete mit hohem Tempo vom Ball weg.

Der Bereich Taktiken hat eine neue Funktion erhalten, mit der ihr in FIFA 22 zwei separate Offensivtaktiken erstellen könnt - eine für den Fall, dass der Ball auf der eigenen Seite des Spielfelds liegt und eine Weitere für den Fall, dass sich der Ball auf der gegnerischen Spielfeldseite befindet. Bei Ballbesitz könnt ihr beispielsweise einen langsamen Spielstil verwenden oder euer Team nach vorne stürmen lassen, um den Ball schnell in die gegnerische Hälfte zu befördern. Das dürfte eher eine erweiterte Funktion für Spieler auf den höheren Niveaus sein und dazu gehören dann wohl auch die neuen Skill-Moves, mit denen man sich den Ball im Zweikampf erkämpfen kann. Neugierige Spieler können in FIFA 22 auf viel informativere Statistiken zugreifen, die uns Details zu Schüssen, Pässen, dem Ballbesitz, der Präsenz auf dem Spielfeld und ähnlichen Dingen zur Verfügung stellt.

Schließlich wird EA neue Zwischensequenzen am Spieltag und kleine Details implementieren, wie zum Beispiel Spieler, die mit Jacke auf das Spielfeld gehen oder Kindern an die Hand nehmen. Die Körper einiger Fußballer wurden überarbeitet, es sind Frisuren und Tätowierungen hinzugefügt worden und es gibt neue Animationen und Effekte für die Menge. Dem englischen Kommentatorenteam treten die beiden Kommentatoren Stewart Robson und Alex Scott bei und auf der aktuellen Konsolengeneration soll wohl sogar das Netz realistischer auf den Ball reagieren, falls der ins Tor geht.

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Nach 90 Minuten: Unentschieden und Verlängerung

Einige der neuen Funktionen und Verbesserungen dürfen sich sehen lassen, doch ich habe FIFA 22 nur auf der PS5 gespielt und deshalb lässt sich nicht absehen, ob die PS4-, Xbox-One- oder PC-Versionen überzeugen werden. Vom Gameplay war ich auch nicht direkt begeistert, weil das Verteidigen wie im Vorjahr relativ frustrierend ist. Das Tackling wurde etwas verbessert und die KI reagiert auf solche Manöver nun ebenfalls schlauer, doch das ruckartige Dribbeln und eine schreckliche Passabdeckung erleichtern Torschüsse insbesondere als Konter. Die KI berücksichtigt beim Passen einfach nicht die Richtung, in die wir zeigen, und versucht stattdessen einfach nur, zum nächsten Spieler zu passen. Wenn ihr lange Pässe ausführt (indem ihr den Knopf länger gedrückt haltet) verliert ihr zudem deutlich mehr Präzision und Kontrolle als noch im letzten Spiel. Wenn man bedenkt, dass das Passen in älteren FIFAs viel besser funktionierte, ist das alles sehr bedauerlich.

Insgesamt habe ich deshalb gemischte Gefühle in Bezug auf FIFA 22. Einige neue Funktionen gefallen mir sehr gut, doch zu den bestehenden Problemen gesellen sich Neue hinzu, die das sonst so kompetente Fußballerlebnis weiter unterwandern. Da der Titel jedoch erst in einigen Monaten erscheint, kann EA die vorhandenen Probleme vielleicht noch rechtzeitig zur Veröffentlichung angehen. Nur die Zeit wird zeigen, ob sie das tatsächlich schaffen und den Siegtreffer erzielen.

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