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Final Fantasy VII: Remake

Final Fantasy VII: Remake - Finale Vorschau

Das am meisten erwartete Remake aller Zeiten erreicht uns nach zwei Jahrzehnten Wartezeit der Spekulationen. Wird sich das Warten lohnen?

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Hype ist eine merkwürdige Angelegenheit. Wenn genug Mythos ein Spiel umgibt, wird ein Misserfolg oft unvermeidlich. Es kommt selten vor, dass ein sehnlichst erwartetes Projekt genauso verwirklicht wird, wie es sich die Fans wünschen. Nehmen wir das ursprüngliche Killzone und das katastrophal gescheiterte Haze, die beide als ultimativer Halo-Killer hochgespielt wurden, nur um unter dem Gewicht der Erwartung zusammenbrachen. Und für all die erstaunlichen Titel, wie Red Dead Redemption 2 oder Resident Evil 2 (Remake), die den Erwartungen tatsächlich standhalten konnten und sie sogar übertrumpfen, gibt es zahllose andere Games, die den Fans auch nach Jahren noch schwer im Magen liegen - Final Fantasy XIII, Quantum Break und Aliens: Colonial Marines nur als Beispiel.

Nur wenige Titel in der Geschichte der Videospiele hatten das gleiche Gewicht auf ihren Schultern, wie Final Fantasy VII: Remake. Die ersten Gerüchte lassen sich auf das Jahr 2001 zurückführen, schon damals wurde von einem Remake für die Playstation 2 gesprochen. 2005 gab es eine experimentelle Tech-Demo, dann folgten viele Jahre der stillen Hoffnung und schließlich die erstaunliche Enthüllung auf der E3 2015, als sich Square Enix endlich offiziell an dieser unmöglichen Aufgabe wagen wollte.

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Nun sind seit dieser Vorstellung fast fünf Jahre vergangen und wir befinden uns einen knappen Monat vor dem Release des Spiels auf der vierten Generation der Playstation-Konsolen. Voller Aufregung kamen wir in einem kleinen Lagerhaus im Londoner Stadtteil Shoreditch an, nachdem wir das Spiel bereits auf der E3 und der Gamescom 2019 erleben konnten. Diesmal hatten wir jedoch nicht nur 20 Minuten, sondern volle drei Stunden Zeit, um verschiedene Kapitel des Endprodukts auszuprobieren. Aber beginnen wir doch beim Anfang.

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Während unserer Spielerfahrung haben wir die ersten beiden Kapitel des Spiels, sowie Kapitel 7 und Kapitel 10 gesehen. Ähnlich wie im Original startet Final Fantasy VII: Remake direkt nachdem Cloud und die Öko-Terroristengruppe Avalanche den Bahnhof unter Mako Reactor 7 attackieren - im Grunde das Final-Fantasy-Äquivalent eines Kernreaktors. Die Neuauflage bleibt auf Anhieb seinen Wurzeln treu und schafft gleichzeitig ein neues Szenario. Auf dem ersten Blick bleiben die Dialoghinweise und die feindlichen Standorte gleich, doch nach nur etwa 30 Sekunden Spielzeit fällt bereits das Ausmaß dieses Spiels auf. Was bisher nur als vorgerenderte Hintergründe zusammengesetzt wurde, wird nun in der Unreal Engine 4 wunderschön umgesetzt und das hilft dem Spieler dabei, die Magie, die sich bereits vor 23 Jahren auf der ersten Playstation entfaltete, erneut einzufangen oder gar wiederzuentdecken. Nachdem Cloud und Co. es schaffen, den Mako-Reaktor zu zerstören, wird endlich klar, dass der Web-Diskurs, ob Final Fantasy VII: Remake nur eine teure Demo ist, vollkommen überholt ist.

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Nach unzähligen Trailern konnten wir endlich selbst in den Steampunk-Straßen von Midgar spazieren gehen. Seit Booker DeWitts Ankunft auf den Straßen Columbias in Bioshock Infinite hat sich keine Stadt mehr so lebendig und glaubwürdig angefühlt. Verängstigte Bürger, die sich in kleinen Gassen verstecken, und Schreie aus brennenden, bröckelnden Gebäuden verstärken die Spannung, die Folgen terroristischer Aktionen gegen die Regierung mitzuerleben. Eine überarbeitete Version der melancholischen Melodie The Promised Land aus Final Fantasy VII: Advent Children wird sogar passend auf den Anblick des Leidens angewendet, was die schreckliche, moralische Zwickmühle stärker illustriert, in der Cloud derzeit investiert ist. Dieser Abschnitt enthielt ursprünglich nur einen kleinen Spaziergang, der mit einem kurzen Kampf gegen feindliche Soldaten endete. In der Fassung von 1997 dauerte das alles ungefähr fünf Minuten - im Remake kann es leicht 40 Minuten oder länger dauern, von A nach B zu gelangen. Wir blieben stehen, um uns die Umgebung anzusehen und zu schauen, wie massiv diese Stadt wirkt. Es gab sogar eine kleine Anspielung auf die Banora-Äpfel von Hajime Tabatas Prequel Crisis Core zu geben. Kitase und Nomura scheinen die in den Spin-Off-Titeln eingeführte Lore demnach nicht zu vernachlässigen.

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Der zweite Teil der Demo hat es allerdings nicht geschafft, die gleiche atemberaubende Aufregung wie der Einstieg zu erreichen. Die Szene spielte während des zweiten Reaktorüberfalls mit der Kampfsportexpertin Tifa als spielbaren Charakter. Die Aufgabe bestand hauptsächlich darin, lineare Korridore zu erkunden und einige Schlüsselkarten zu finden, um zum nächsten mit Korridoren gefüllten Bereich zu gelangen (wo es weitere Schlüsselkarte zu finden gab). Auf dem Papier klingt es repetitiv, langweilig und uninspiriert, aber es blieb interessant, da Barrett, Cloud und Tifa während dieser stumpfen Aufgabe miteinander scherzten. Das Remake schafft es mit Bravour, die Chemie des Trios, das 1997 noch in überschaubaren Polygonen und mit Textdialogen veranschaulicht wurde, in das Jahr 2020 zu übersetzen. Das Drehbuch ist clever geschrieben und die Sprecher schauspielern phänomenal. Obwohl Steve Burton als englische Stimme von Cloud Strife in Kingdom Hearts und allen anderen FFVII-bezogenen Materialien einen lobenswerten Job gemacht hat, fängt Newcomer Cody Christian die Arroganz und Verspieltheit vom Titelhelden auch sehr gut ein.

Zum Glück wurde auch der Kampf überarbeitet, sodass er nicht abgestanden wirkt. Es ist jedes Mal zufriedenstellend, Wellen von Feinden mit Clouds riesigem Fleischermesser abzuwehren und mit Tifa Kung-Fu-Magie auszuführen. Das Wechseln zwischen Charakteren ist intuitiv und verlangsamt niemals den Fluss der Begegnungen. Insbesondere das Gewicht von Clouds legendärem Buster-Schwert wird meisterhaft umgesetzt, jeder Querschläger ist durch die Steuerung hindurch zu spüren. Das Kampfsystem ist im Allgemeinen eine Mischung aus taktischer, rundenbasierter und ausgewachsener Aktion. Wie beim Originaltitel muss jeder Charakter ATB-Punkte sammeln, um Fähigkeiten nutzen zu können, was wiederum ein Zeitlupenmenü auslöst. Die Geschwindigkeit der Action zu verlangsamen, um eine Aktion auszuwählen, sieht mitten im Kampf phänomenal aus. Es ist eine Art Hybrid zwischen dem Originalspiel, Final Fantasy XII und Crisis Core. Mit anderen Worten: Es spielt sich wie eine Weiterentwicklung bewährter Systeme, die alle zu einem zusammengefasst wurden.

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Der zweite Abschnitt endete mit einem Bosskampf gegen einen riesigen Mech. Vor der Schlacht spielte sich eine Zwischensequenz mit dem teuflischen Antagonisten - Präsident Shinra - ab, erneut mit einer kleinen Anspielung auf das Universum von Crisis Core und Advent Children. Er erwähnt, dass sich Mitglieder der Eliteeinheit SOLDIER schneller zersetzen und sterben, als normale Menschen, was ein direkter Hinweis auf die inneren Konflikte von Genesis und Angeal im Prequel ist. Fans dieser Titel dürften demnach nicht enttäuscht werden. Die Schlacht gegen den großen Mech war ebenfalls anständig und bot genug Herausforderungen, um uns auf Trab zu halten. In der Hitze des Kampfes erhielten wir unseren ersten Blick auf die Leviathan-Beschwörung - die Gigadynamaximierung aus Pokémon in Final Fantasy quasi. Ähnlich zu den Hauptfiguren verfügt jede Beschwörung über eigene Befehle, die wiederum ATB-Punkte erfordern. Diese Unterstützung steht uns nur für eine begrenzte Zeit zur Verfügung und setzt anschließend einen ikonischen Angriff ein, bevor sie das Schlachtfeld wieder verlässt (Tsunami im Fall von Leviathan).

Es war jedoch die Partitur, die diese Begegnung wirklich hervorhob, denn Komponist Nobuo Uematsu hat sich wieder einmal selbst übertroffen. Selbst Fans, die die Melodien schon tausend Mal im Original oder im Rahmen der Final-Fantasy-Konzerte auf der ganzen Welt gehört haben, werden begeistert sein, wie frisch alles klingt. Apropos Bosskämpfe: Wir hatten die Möglichkeit, gegen Abzu zu kämpfen und die Kanalisation von Midgar zu erleben. Es war zwar nicht so spannend, wie der erste Bosskampf, aber diese Begegnung hatte immer noch genug Schlagkraft und Niveau, um spannend zu bleiben. Es war jedoch die Zwischensequenz vor dem Kampf, die unsere Aufmerksamkeit auf sich zog. Final Fantasy VII: Remake widmet dem Liebesdreieck zwischen Cloud, Aerith und Tifa mehr Zeit. Es war besonders schön zu sehen, wie eifersüchtig Tifa auf Aerith ist.

Und mit diesen Ausblicken wollen wir diese Vorschau beenden. Dieses Remake scheint ein riesiges, meisterhaft ausgeführtes und wundervolles Abenteuer zu sein. Jedes Element wurde mit Liebe zum Original hergestellt und bietet dennoch eine Reihe neuer Inhalte und Ideen. Hoffentlich ist die spielerische Monotonie des zweiten Abschnitts, den wir gespielt haben, eher die Ausnahme als die Regel. In diesem Fall könnte Final Fantasy VII: Remake die Branche erneut bis ins Mark erschüttern.

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KRITIK. Von Andreas Juul

Eines der wichtigsten Spiele aller Zeiten wurde von Grund auf neu erbaut. Kann diese Neuauflage aus dem Schatten ihrer Vorlage treten?



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