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Ghosts 'n Goblins Resurrection

Ghosts 'n Goblins Resurrection

Prinzessin Prin-Prin wurde schon wieder von Geistern und Kobolden entführt. Es liegt also mal wieder am edlen Ritter Arthur, sie zu retten.

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Mich und Ghost 'n Goblins verbindet eine Art Hassliebe. Im Laufe der Jahre habe ich die wundervolle Action, die großartige Präsentation und die musikalische Note des Spiels zu schätzen gelernt, mir aus wilder Frustration aber auch immer wieder ganze Haarbüschel von meinem Schädel reißen wollen. Dieses Game ist für seinen berüchtigten Schwierigkeitsgrad bekannt und wie ihr vielleicht wisst, waren Spiele damals viel, viel schwieriger.

Ein Teil des Problems ist der Art und Weise geschuldet, wie sich der tapfere und irgendwann nur noch in Unterwäsche bekleidete Ritter Arthur bewegt. Er schleppt sich langsam über den Bildschirm, obwohl die Animationen darauf hindeuten, dass er mit hoher Geschwindigkeit läuft. Wenn ihr springt, gibt es keine Möglichkeit die Höhe oder den Flugwinkel anzupassen. Befindet ihr euch erst einmal im Flug, müsst ihr beten, dass euch der 45-Grad-Winkel nicht geradewegs ins Unheil befördert...

Diese Steuerung lässt das Springen von Plattform zu Plattform manchmal zu einer echten Geduldsprobe werden, da wir uns wie gesagt erst in Position bringen müssen, damit der Vorgang klappt. Wenn man bedenkt, dass das Spiel viele enge Plattformabschnitte enthält, die präzise Eingaben voraussetzen, dann kann man sicher sehen, woher meine Frustration rührt.

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Der Stil ist sicherlich Geschmackssache, aber mir gefällt das grobkörnige Original eben einfach sehr gut.

Der hohe Schwierigkeitsgrad lässt sich gleichzeitig darauf zurückführen, dass uns Capcom regelmäßig in Feinden ertränkt.Die Gegnerscharen greifen häufig aus allen Himmelsrichtungen an und am besten auch noch aus Winkeln, gegen die man sich nicht verteidigen kann. Durch diesen gefährlichen Mix entsteht letztlich ein Spiel, das an reinen Sadismus grenzt.

Wer sich hinsetzt und lernt, der wird aber natürlich Fortschritte erzielen, denn unfair ist die Erfahrung im Grunde nicht. Ihr habt schnell alle Werkzeuge, die zum Voranschreiten nötig sind, in der Hand und arbeitet euch dann vorsichtig durch die wunderschön gestalteten Horror-Level. Die Musik ist wie gesagt auch sehr gut und gerade weil der Titel so schwer ist, will man sich nach einer kleinen Abkühlung meist doch noch einmal an der Aufgabe versuchen.

Weil ich mit diesem Wunsch nicht alleine dastehe, hat Ghost 'n Goblins seit seiner ursprünglichen Premiere in japanischen Spielhallen im Jahr 1985 in unregelmäßigen Intervallen schon ein paar Comebacks erlebt (zuletzt 2006 auf der PSP). Nun ist es mal wieder soweit, denn Capcom veröffentlicht Ghosts 'n Goblins Resurrection, eine Art "Best of" der beliebtesten Level, Feinde und Waffen. Obwohl es eine Weile her ist, dass ich die Serie gespielt habe, konnte ich mich galant durch das Spiel arbeiten, Geheimnisse finden, mich in einen Frosch verwandeln, von einer Krähe getroffen werden und mich - nur eine Unterhose tragend - in den sicheren Tod stürzen.

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Ghosts 'n Goblins Resurrection
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Mit den richtigen Fähigkeiten verschafft ihr Sir Arthur eine Verschnaufpause.

Vieles fühlt sich anfangs noch sehr vertraut an, aber ich erlebe nicht die gleiche Schärfe im Gameplay, wie beim Spielen der älteren Ableger. Das macht sich in neueren Editionen anspruchsvoller Pixelklassiker häufig bemerkbar und es ist teilweise darauf zurückzuführen, dass drahtlose Controller mehr Verzögerungen aufweisen und unsere hochauflösenden Fernseher nicht so schnell sind, wie die dicken CRTVs (um nur einige Gründe zu nennen). In gewissem Umfang kann Abhilfe geschaffen werden, wenn ihr auf der Switch im tragbaren Modus spielt und eure Joy-Cons direkt anschließt - das macht sich in einem derart anspruchsvollen Spiel wie Ghosts 'n Goblins Resurrection unmittelbar bemerkbar.

Der Titel bietet fünf Schwierigkeitsgrade und um meinen Blutdruck zu schonen habe ich mich irgendwann dazu entschieden, vom zweitschwierigsten Niveau auf den mittleren Schwierigkeitsgrad runterzuschalten. Grafisch erwartet uns jetzt kein Pixelmatsch mehr, doch überzeugen konnte mich das Ergebnis ehrlich gesagt nicht. Resurrection ähnelt am ehesten alten Flash-Grafiken mit einem eher skizzenhaften Design. Zu den wirklich schönen Neuinterpretationen alter Spiele, die wir in den letzten Jahren gesehen haben, gehört dieser visuelle Stil meiner Meinung nach jedenfalls nicht. Außerdem wurde der wunderbare Soundtrack nicht neu interpretiert worüber ich mich ebenfalls gefreut hätte, obwohl die wunderbaren Melodien zugegeben zeitlos sind.

Um der abgestaubten Rettungsaktion von Prinzessin Prin-Prin vor Geistern und... naja, Goblins, etwas Neues hinzuzufügen, gibt es nun eine Art Skillbaum, mit dem ihr Arthur neue Fähigkeiten verleihen könnt. Ihr werdet euren Helden mit Feuer ausstatten oder Blitze in alle Himmelsrichtungen schießen können. In der Lage zu sein, den Bildschirm auf unterschiedliche Weise von Feinden zu befreien, ist natürlich sehr befreiend und fügt dem Game tatsächlich einen gewissen Mehrwert hinzu.

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Allzu viele Treffer könnt der edle Ritter Arthur leider nicht einstecken, deshalb müsst ihr Gefahren unbedingt vermeiden.

Es gibt auch einen Zwei-Personen-Modus, in dem der zweite Spieler die Rolle der Dämonen Archie, Barry oder Carry übernimmt. Sie alle verfügen über unterschiedliche Eigenschaften und können den ersten Spieler bei seiner Aufgabe unterstützen. Ich für meinen Teil erlebe, dass es das Spiel ein wenig einfacher machen kann, aber gleichzeitig sorgt das sich ebenfalls bewegende, zusätzliche Icon auf dem Bildschirm möglicherweise auch dazu, dass die Action etwas verschwimmt und eine Gefahrenquelle verdeckt wird.

In der letzten Zeit habe ich nicht nur Ghosts 'n Goblins Resurrection gespielt, sondern auch Capcom Arcade Stadium. Diese Sammlung von Arcade-Games enthält nämlich ebenfalls Ghost n 'Goblins, also das Original. Leider muss ich sagen, dass ich mehr Spaß mit dieser Spielversion hatte, dessen wunderschöne Pixelgrafiken die Herausforderungen klarer werden lassen, während die atemberaubenden Chiptunes-Melodien die bedrohliche Stimmung betonen. Resurrection ist keineswegs ein schlechtes Spiel, denn insbesondere die Bosskämpfe sind oft sehr aufregend, aber es ist, als ob Capcom nicht wirklich wusste, wie nahe sie dem Original kommen sollten.

In dieser neuen Ausgabe passieren etwas zu viele spektakuläre Dinge gleichzeitig, als dass die Steuerung ausreichen könnte, um all das zu bewältigen. Das trägt auf negative Weise dazu bei, ein bereits sehr schwieriges Spiel noch herausfordernder zu gestalten. In Kombination mit der Tatsache, dass mich weder die neue Grafik noch der Sound wirklich überzeugt, erhalten wir hier ein Spiel, das seinem starken Erbe in meinen Augen leider nicht gerecht wird. Wenn ich das Thema nach dieser Überprüfung abschließe, dann kann ich bereits mit relativer Sicherheit sagen, dass ich nicht zu diesem Spiel zurückkehren werde, sondern lieber zu den alten Pixelklassikern greife, wenn ich demnächst wieder Lust bekommen sollte, eine Prinzessin nur mit meiner Unterhose bekleidet zu retten.

06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
fünf Schwierigkeitsgrade, ein zweiter Spieler kann euch unterstützen, fair gesetzte Checkpunkte, verschiedene Routen.
-
Grafik und Soundtrack überzeugen nicht, ungenaue Steuerung, Monsterhorden können leicht überfordern.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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KRITIK. Von Jonas Mäki

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