Deutsch
Gamereactor
Vorschauen
God of War III

God of War III

Früher huldigte Kratos den Göttern. Heute verflucht er sie: mit geballten, drohenden, lästernden Fäusten. Ein Vollblutketzer. Atheist bis in die Fingerspitzen. Obwohl ihm nicht der Glaube fehlt. Nein, eher umgekehrt. Und jetzt ist die Zeit gekommen, dieses Problem in Angriff zu nehmen.

HQ

Wenn es den Wohlfahrtsstaatsbewohnern im Westen schlecht geht, dann denken sie an die Kinder in Afrika. Wenn es den Kindern in Afrika schlecht geht, dann denken sie an Kratos. Der Feldherr, der Herrscher aller Feldherren wurde, allerdings Kosten seiner Frau und seiner Tochter. Ist ihm aber egal, denn Kratos pfeift vollständig sowohl auf pappsatte Westeuropäer als auch auf ausgehungerte Kinder. Er hat nur einen Gedanken. Rache. Nass, warm und klebrig. In Form von Haut, Knorpeln und Muskeln. Rache der endgültigen Sorte: Kill Bill-Edition, Director's Cut.

Ja, es besteht kein Zweifel daran, dass das Ende naht, das ist uns verdammt klar gemacht worden. Und am Ende wird das Chaos herrschen. Kratos Stimme mag zwar hohl klingen, aber die Botschaft ist klar und deutlich. Es dröhnt über Spartas Ruinen, so dass beinahe das Grollen und Donnern des Gewitters übertönt werden. Diese Stimme würde Chuck Norris eine ganze Tüte Karamellbonbons kacken lassen. Und wenn man genau hinhört, tönen hinter den pompösen Streicherakkorden schon die Glocken des Jüngsten Gerichts.

Sony Santa Monica weiß wirklich, wie man Vorbestellungen verkauft. Jeder der Trailer könnte das Intro für einen Metal-Videoclip sein - und das schreibe ich hier mit voller Bewunderung. Die Trailer sind mächtig, pompös und gleichzeitig ein kleines, kleines bisschen albern, dabei aber so hart wie nur irgend möglich. Außerdem passen sie genau zu der Atmosphäre, die man in God of War geboten bekommt.

Kratos selbst ist mit vielen Attributen eines Typen ausgestattet, der der Meinung ist, dass Jeansjacken mit abgeschnittenen Ärmeln und Rückenaufnähern für jedes Wetter angemessen sind. Und findet, dass Bierdeckel ein Ausdruck bürgerlichen Unterdrückungsdenkens sind. Er hat Pickel, abstrakte Tätowierungen, bis in die kleinste Faser definierte Muskeln und schrickt nie davor zurück, mit nacktem Oberkörper aufzutreten. Das einzige, was zur Vollendung des Olympmetals noch fehlt, sind nur eine kaputtgefönte Pudelfrisur sowie eine Doppelgitarre, die Blitze abfeuert.

Werbung:

Aber Kratos braucht natürlich keine Joey Tempest-Locken, um Hardrock zu sein. Seine Fäuste sind der doppelte Bass, und statt leeren Bierdosen zerschmettert er den Untoten ihre Schädelknochen. Die Zyklopen werden auf seinem gehärteten Stahlzahnstocher zu Oliven und die Flügel der Harpyien beschneidet er so mühelos als wären sie Papierflieger. Ja, das Konzept kennen wir bereits. Keine Gnade.

Mithilfe von strapazierfähigen Daumen und schnellen Reflexen gilt es, Rümpfe von Beckenknochen zu reißen und Schädel wie Luftpolsterfolie zum Platzen zu bringen, um den Feinden die Lebensenergie zu rauben und die eigenen Zauberkünste aufzurüsten oder die Muskelstärke zu maximieren. Mit dem Steuerkreuz wählen wir aus, ob wir Feinde mit ledergeschnürten Caestusfäusten zerkrümeln, langsam mit löwenförmigen Metallhandschuhen attackieren oder sie sauber und ordentlich mit den Blades of Chaos zerlegen.

Auch in der Hitze des Gefechts können wir zwischen den Waffen wählen. Das ermöglicht, eine Kombination mit einer eisenharten Rechten mit dem Caestus zu beginnen, um sie dann damit abzuschließen, dass wir den benommenen Gegner auf Apollos Flammenbogen zum Grillspieß machen. Wer den Stahl schonen möchte, kann auch mit allem improvisieren, was einem so in die Hände gerät. Die einäugigen Riesen werden zu verzweifelten Massenvernichtungswaffen, wenn wir ihnen in den Nacken stechen. Und die Harpyien verwandeln sich unter Folter in ausgezeichnete Gleitflieger.

Ohnehin, das Ausnutzen von anderen Menschen ist für einen richtigen Klassenrowdy natürlich kein Problem. Die werden einfach hochgehoben. Nach ein paar Extraklicks können wir mit dem armen Schlucker als Rammbock durch größere Menschenmengen preschen, was das Gamepad schön zum Erzittern bringt. God of War III ist nämlich für den Sixaxis-Nachfolger Dualshock 3 entwickelt, der sowohl vibriert als auch Kratos mit einem Ruck des Handgelenks steuert. Darüber, wie gut die Bewegungsempfindlichkeit ist, kann derzeit nur spekuliert werden. Und es darf bezweifelt werden, dass der gefallene Krieger den Olymp mit dem Jeep erklimmen wird.

Werbung:

Auch das Gameplay wurde aktualisiert. Die Icons für die Quicktime-Events tauchen nicht mehr mitten im Geschehen auf, sondern auf der Bildschirmseite der jeweiligen Symbole. Das erleichtert es, instinktiv zu handeln, und wir werden nicht während eines Deutungsversuches der Icons in tausend Stücke gerissen. Die Kamera hat eine Totalsanierung bekommen. Wenn wir nur weit genug heraus zoomen, sehen wir Kratos als kleinen, bösen, grauen Leberfleck auf Gaias Rücken, wenn er die Titanen zum Schlachtmarsch seiner zweifelhafter Ehrenrettung anführt.

Das Script zur Endschlacht ist hundertzwanzig Seiten lang, das entspricht der Länge eines durchschnittlichen Hollywooddrehbuchs. Mit anderen Worten kann dies in bis zu fünfzehn Stunden matschiger, gewaltverherrlichender und gut dirigierter Schlägerei ausarten, die in 1080p HD-Auflösung präsentiert wird. Die Entwickler beschreiben Kratos' letzte Schlacht als eine Mischung aus Cloverfield und der Eroberung der Normandie. Das, was ich selbst gesehen hab, würde ich eher als eine Mischung aus "Die Entstehung der Arten" und "Conan der Barbar" beschreiben.

Die Evolutionstheorie macht keine Ausnahmen, auch nicht beim Allmächtigen. Kratos hat seine alten Genossen Ares und Athena bereits zu Streuselkuchen verarbeitet (auch wenn man glauben sollte, dass die Göttin der Weisheit schlauer sein müsste, als sich mit einem rachelüsternen Spartaner einzulassen, der seine Seele verkauft hat, um den Weltrekord in Massenmord zu brechen). Und wir haben schon Screenshots gesehen, wie Kratos den blutigen Schädel von Helios ergreift, um diese Last von Helios' Schultern zu nehmen.

Ja, dies kann wirklich <k>die</k> epische Endschlacht in der Geschichte der modernen Plattformspiele werden. Zeus' vernachlässigter Sohn pflügt sich wie ein Industriebohrer von einer Bergebene des Olymps zur nächsten. Er kümmert sich um jeden Giganten, der jemals das Pech gehabt hat, in der griechischen Mythologie erwähnt zu werden. Kümmert sich und vernichtet. Keine Herausforderung ist zu groß, übrigens auch kein Geist und kein Wesen. Am Ende dieses Berserkerlaufs sitzt der Herr des Hauses dumm da und klappert mit seinen rotweinbefleckten Beißerchen.

Noch jemand da, der noch keine Lust bekommen hat? Echt? Dann können wir vielleicht hiermit überzeugen: Ein 20 000-Polygonen-Kratos, blutige Klingen, Gerüchte über Coop-Möglichkeiten, blutige Ketten, eine megaluxuriöse Sammlerausgabe, blutige Speere, Pfeilspitzen und Knöchel, die Aussicht auf Kämpfe mit 49 Bösewichten gleichzeitig. Getoppt von einem gelinde gesagt selbstsicherer Entwickler, der verspricht, dass mit diesem Spiel die Actionspiele der HD-Generation definiert werden.

Immer noch keinen Bock? Dann hau' doch ab zum Olymp!

God of War IIIGod of War IIIGod of War IIIGod of War III
God of War IIIGod of War IIIGod of War IIIGod of War III
God of War IIIGod of War IIIGod of War IIIGod of War III

Ähnliche Texte

0
God of War IIIScore

God of War III

KRITIK. Von Daniel Steinholtz

Mächtige Bizeps, scharfe Schwerter und das totale Chaos. Das alles serviert Ex-Gott Kratos auf seiner griechischen Platte.

0
God of War III bekommt Fotomodus

God of War III bekommt Fotomodus

NEWS. Von Christian Gaca

Der HD-Remaster von God of War III für die PS4 bekommt einen umfangreichen Fotomodus. Das hat Sony bestätigt. Das Actionspiel erscheint am 15. Juli. ...

1
Neue Bilder von God of War III für PS4

Neue Bilder von God of War III für PS4

NEWS. Von Martin Eiser

Die Welle von Wiederveröffentlichungen auf der Playtation 4 ist noch nicht vorbei. Im Sommer bringt Sony das im Jahr 2010 für die Playstation 4 veröffentlichte God of War...



Lädt nächsten Inhalt