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Godfall

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Zieht euch im neuen Actionspiel von Counterplay Games eine Rüstung aus Licht an, um euch von generischen Feinden langweilen zu lassen.

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Viel mehr als hübsche Lichtreflexionen werdet ihr in diesem Game, das mindestens 80 Euro kostet, nicht bekommen.

Vor mir schwebt in blauem Neonlicht gehüllt ein sprechendes Robotergesicht, das „The Sanctum" genannt werden möchte. Es erklärt mir, wie ich das Heldenschild Archon herstelle, um meinen Charakter Orin auf diese Weise in einen Phönix zu verwandeln, was wiederum nötig ist, um das Reich der vier Elemente angreifen zu können. Am Anfang ist Orin noch ein starker Mann in glänzender Rüstung, doch nach etwa vier Spielstunden wird er plötzlich zu einer Frau (seine/ihre Stimme klingt allerdings weiterhin wie die von Optimus Prime). Eine Stunde später sind wir wieder der ursprüngliche Orin und The Sanctum ist ab sofort meine persönliche Cortana, die mich durch die linearsten Level der letzten Jahre führt.

Godfall ist mythologisch ein wahres Durcheinander und ich habe die meiste Zeit über so gut wie gar nichts verstanden. Die vielen Namen, Gegenstände, Rassen und Gruppierungen mit ihren beeindruckenden Titeln sollen mich wohl nur von der Monotonie des Spiels ablenken und immerhin das ist den Entwicklern stellenweise gelungen. Der Titel wird als sogenannter „Loot-Slasher" angepriesen und das ist natürlich vor allem albern. Ich will die Sache nicht komplizierter gestalten, als sie ohnehin schon ist und deshalb ist Godfall in meiner Welt im Grunde eine Mischung aus Monster Hunter und Diablo.

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Das heißt im Klartext: Ihr rennt durch extrem lineare Korridore, prügelt auf generische Truppen ein und sammelt währenddessen alles ein, was sie liegengelassen. Damit verbessert ihr eure Spielfigur und seine/ihre Ausrüstung, um auf diese Weise euer eigentliches Ziel zu erreichen - euren bösen Macro zu besiegen. Der steht nämlich kurz davor, zum Gott zu werden und das gesamte Königreich zu zerstören.

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Das hier ist ein Launch-Titel an den sich in drei Monaten niemand mehr erinnern wird.

Counterplay Games ist ein 75-Mann-starkes Entwicklerteam aus Nordkalifornien, das Dank der Finanzierung von Gearbox ihr „Dream-Game" mit der Unreal 4 Engine entwickeln konnte. Das Studio beschäftigt ehemalige Blizzard- und Destiny-Entwickler und es zeigt sich deutlich, wie an allen Ecken zwanghaft versucht wurde, die Kompetenz und Routine dieser Leute so gut wie möglich einzusetzen.

Die Level erinnern mich vor allem an Diablo III, während das Design Destiny 2 schreit - inklusive schwebender KI-Begleiter und protziger Rüstungen, wie wir sie von Bungie kennen. Die Kämpfe sind unglaublich simpel, denn Orin schlägt mit R1 leicht zu und wechselt mit R2 zu einer schweren Attacke. Eingehende Treffer werden mit einem beherzten Ausweichschritt auf X ausgeführt und wenn die Hechtrolle in die Freiheit unmöglich ist, dann wird via L1 das Schild gezückt.

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Die Kämpfe haben Gewicht und die Physik macht ebenfalls Freunde, wenn man einen Gegner mit einem gut platzierten Hieb erledigt. Während der acht bis neun Stunden Spielzeit könnt ihr eure Ausrüstung und Fähigkeiten an euren eigenen Spielstil anpassen. Auch das Spieltempo ist gut, aber wir können mal wieder nicht springen (das ist in diesem Genre üblich, fühlt sich aber immer auch ein wenig seltsam an). Orin bewegt sich für seine/ihre Größe jedenfalls sehr anmutig und flink.

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Godfall ist mythologisch ein wahres Durcheinander und ich habe die meiste Zeit über so gut wie gar nichts verstanden.

Das hilft nur leider nicht viel, weil sich Godfall am Ende eher nach einer Grafikdemo anfühlt. Die Welt, an der Counterplay so hart gearbeitet hat, ist dünn und langweilig. Auch die Figuren sind nur wenig liebenswert und wir bauen niemals so etwas wie eine Verbindung zu ihnen auf. Nicht einmal die Bosse sind unvorhersehbar oder zeigen gar eigene Ideen. Außerdem strengt das immer gleiche Gegner-Design an, denn Orin tötet diesen blauen Macro-Ritter mit seinem Plasmagewehr bestimmt tausendmal im normalen Spielverlauf.

Der Stil des Spiels ist ein wilder Mix aus Arena of Valor und Destiny mit einer Menge Raytracing. Obwohl der zentrale Tempel mit seinen extravaganten, goldenen Korridoren fantastisch aussieht, nützt das stylische Design nur wenig, da die Welt so leblos und leer wirkt. Die mit dem Spiel assoziierte Mythologie hätte man sicher irgendwie zum Leben erwecken können, doch Godfall war nie darum bemüht, mein Interesse zu wecken. Ich wollte das Spiel einfach nur hinter mich bringen, um nie wieder Zeit mit Orin verbringen zu müssen.

Ich spreche nur selten über den Preis, wenn ich über Spiele schreibe, doch Godfall ist eine Ausnahme. Ihr zahlt für den glänzenden Titel 80 Euro auf der PS5 und das ist einfach eine Frechheit. Es ist hübsch, aber längst nicht so schön wie beispielsweise Demon's Souls. Ihr bekommt hier im Grunde nur jede Menge Lichteffekte, glänzende 4K-Texturen und Reflexionen, die uns staunend und ein bisschen gähnend zurücklassen. Bis wir uns von allein auf den Weg zum nächsten dämlichen, generischen Gegner machen. Godfall erinnert mich diesbezüglich ein wenig an Ryse: Son of Rome für die Xbox One. Der Titel war ebenfalls hübsch anzuschauen, aber seelenlos und monoton. Das hier ist ein Launch-Titel an den sich in drei Monaten niemand mehr erinnern wird.

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05 Gamereactor Deutschland
5 / 10
+
extravagantes Design, schwere Angriffe haben Kraft, wunderbare Lichteffekte.
-
monotone Feinde, flaches Gameplay, langweiliges Beutesystem, keine Variation, die Mythologie ist nur Unsinn.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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