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Hitman

Hitman (Season One)

Das Experiment mit episodenartigen Inhalten war zum größten Teil ein Experiment: Wir haben die komplette Season von Hitman Revue passieren lassen.

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IO Interactive hat nach mehreren Monaten die erste Season von Hitman abgeschlossen. Das Experiment mit episodenartigen Inhalten war zum größten Teil ein Experiment - und jetzt, wo sich der Staub gelegt hat und der Abspann gelaufen ist, wollen wir uns das Gesamtpaket noch mal näher ansehen.

IO Interactive hat mit Hitman eine andere Richtung eingeschlagen als mit Hitman: Absolution. Während der Vorgänger sich mit einer mit dem glatzköpfigen Protagonisten verbundenen Geschichte beschäftigte, die wesentlich linearer waren als die Vorgänger, bietet die in sechs Episoden geteilte Hitman-Saison eine Vielzahl einzelner Sandkästen.

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Ob man hier drauflos ballert (was wirklich nicht empfehlenswert und vor allem auch schwer durchzuziehen ist) oder versucht, unauffällige "Unfälle" zu verursachen, ist prinzipiell egal.
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Es gibt eine Geschichte, aber die tritt diesmal in den Hintergrund. Ich hatte das Gefühl, man hätte den Spielern die Geschichte besser präsentieren können. Und nach dem Ende habe ich mir die Briefings und Zwischensequenzen erneut angesehen, um herauszufinden, was eigentlich los war. Episodenartige Inhalte brauchen eine tolle Geschichte und der Hauptkritikpunkt an Hitman ist eben das Fehlen einer großen Story. Es fängt vage an und alles fühlt sich manchmal wenig miteinander verbunden an. Aber am Ende kommt dann doch alles zusammen - ein Rückblick auf jede vorangegangene Episode hätte vielleicht geholfen. Trotzdem ist es am Ende ein gelungenes Abenteuer, auch wenn das Ende nicht so stark ist, wie es hätte sein können.

Andererseits spielt man die Serie nicht unbedingt wegen der Geschichte, sondern für die mörderische Action und die teuflische Ausführung. Was das angeht, liefert Hitman ab. Ob man hier drauflos ballert (was wirklich nicht empfehlenswert und vor allem auch schwer durchzuziehen ist) oder versucht, unauffällige "Unfälle" zu verursachen, ist prinzipiell egal. Eine der großen Stärken von Hitman, die auch für eine gewisse Langlebigkeit sorgt, sind die vielen Möglichkeiten, sich seinem Ziel zu nähern. Sie sind so unterschiedlich und abgefahren, dass man viel Spaß beim Auskundschaften der Optionen haben wird. Und ständig stolpert man über neue Gelegenheiten.

Die NPC haben viel Persönlichkeit. Die Leute tratschen oder beschweren sich und enthüllen so potenzielle Möglichkeiten, auch wenn man sich hier zu sehr auf britische oder amerikanische Sprecher verlassen hat, die ein bisschen gegen die regionale Atmosphäre spielen, die sonst so schön etabliert wurde. Manchmal macht das nichts, aber an anderer Stelle fällt der Mangel an regionalen Aspekten doch auf, wie etwa in Marrakesh, das sonst sehr überzeugend wirkt.

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Wenn man die Szenarien genauer betrachtet, sieht Hitman ganz ordentlich aus, auch wenn es für die Optik sicherlich keine Preise gewinnen wird.

Es ist kein großes Problem, man kann das ignorieren und wenn es passiert ziehen einen die tollen Szenarien schnell wieder zurück ins Spiel. Das italienische Sapienza ist ohne Frage der Höhepunkt, wenn nicht sogar der beste Hitman-Level aller Zeiten - aber eigentlich sind sie alle gut. Die amerikanische Farm aus Episode 5 ist von unterschiedlichen Fraktionen bevölkert und voller Intrigen. Dann ist da noch die Villa in Paris mit ihren verrückten Verkleidungen oder das japanische Krankenhaus mit seinen versteckten Geheimnissen. Die Entwickler haben einige wirklich fantastische Level kreiert und als Kollektion betrachtet ist ihr Konstruktionsweise und ihr Abwechslungsreichtum sehr beeindruckend.

Wenn man die Szenarien genauer betrachtet, sieht Hitman ganz ordentlich aus, auch wenn es für die Optik sicherlich keine Preise gewinnen wird und keine große Veränderung zu Hitman: Absolution sichtbar ist. Es gibt viele interessante Details und die Figuren sind überzeugend, auch wenn es bei Kleidung und Charaktermodellen noch ein wenig mehr Abwechslung hätte geben können. Es gibt viel zu sehen, viele Dinge, mit denen man interagieren kann und jeder Level fühlt sich einzigartig an.

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Dank der Updates an Inhalten und den vielen zusätzlichen Aufträgen ist das Spiel größer als die Summe seiner Teile geworden.

Die Mission sind abwechslungsreich und die Spieler können ihre eigenen Missionen erstellen und teilen. Dazu kommen noch die Escalation-Contracts - fünfteilige Missionen die immer komplizierter werden und eine echte Herausforderung darstellen. Die Umgebungen haben so viel Potenzial, das sie ohne weiteres häufiger genutzt werden können. Das gilt auch für die Bonus-Sommer-Episode, die aus Sapienza und Marrakesh komplett neue Aufträge macht und die Dynamik der Umgebungen drastisch ändert, indem ein großer Teil abgesperrt und der Rest zu einem Filmset umgebaut wurde. Auf der Playstation sind die Entwicker an jeden Ort für eine zweite Kampagne mit dem Namen Sarajevo-Six zurückgekehrt. Die bietet nicht so viel Tiefgang wie die Hauptmissionen, aber ist dennoch einer netter Bonus.

Dann wären da noch die zeitlich begrenzten Elusive Targets, die im ersten Durchgang bewältigt werden müssen und bei denen der Druck und die Angst vorm Scheitern für ein intensives Spielerlebnis sorgen. Mir hat nicht gefallen, dass so viele coole Dinge und Startpunkte erst freigeschaltet werden müssen, denn Hitman ist einfach am besten, wenn man sich frei bewegen und experimentieren kann. Außerdem fühlt es sich so an, als hätten sie die Gelegenheit für einen Leveleditor verpasst - der erste Level spielt in einem hölzernen Übungsset und wäre die perfekte Gelegenheit gewesen. Vielleicht beim nächsten Mal?!

Aber die weggeschlossenen Möglichkeiten, der Mangel an regionalen Akzenten und die Hauptgeschichte, die vielleicht etwas zu wenig Substanz hat, haben meinen Enthusiasmus für Hitman nicht entgleisen lassen. Dank der Updates an Inhalten und den vielen zusätzlichen Aufträgen ist das Spiel größer als die Summe seiner Teile geworden. Es gibt so viel zu tun, wenn man die aufregenden Storymissionen hinter sich gelassen hat. Es ist nicht perfekt und ich erwarte noch mehr von Season Two, aber ich hatte eine großartige Zeit über das Jahr verteilt und bin immer wieder gerne ins Spiel zurückgekehrt.

09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
schöne Sandbox-Spielwelt mit vielen Möglichkeiten, zusätzlicher Online-Content und Missionen, tolle Contracts
-
zu viel Grinden, um alles freizuspielen, Story über die Episoden hinweg nicht konsistent
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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