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Iron Sky: Invasion

Iron Sky: Invasion

Die Nazis wurden nie wirklich besiegt. Ein kleiner Teil von ihnen hat sich auf dem Mond versteckt. Klingt komisch, ist aber die Handlung des Kinofilms Iron Sky. Für alle, die diesem Kleinod der Trivial-Unterhaltung tatsächlich etwas abgewinnen konnten, steht jetzt das dazugehörige Videospiel Iron Sky: Invasion bereit. Wir haben herausgefunden, ob es sich lohnt, selbst zur dunklen Seite des Mondes aufzubrechen.

Da es auf der Verpackung nicht direkt ersichtlich wird, gleich zu Beginn die Auflösung. Bei Iron Sky: Invasion handelt es sich um einen Weltraum-Kampfsimulator, in dem wir mit unserem Raumschiff gegen Nazi-Weltraumzeppeline kämpfen. In sechs Kampagnen drängen wir den Gegner immer weiter zurück, um ihn schließlich auf der dunkeln Seite des Mondes zu vernichten.

Drei Komponenten erfordern dabei unsere Aufmerksamkeit: Das Fliegen, eine Art Mikro-Management, wo wir die Energie unseres Schiffs auf die bedürftigen Sub-Systeme wie Schilde oder Waffen umleiten und das Bergen von Wrackteilen, um unser Schiff zu verbessern. Auf einer Echtzeitkarte wählen wir die Feindverbände zum angreifen aus, um uns dann mit Überlichtgeschwindigkeit ins Geschehen zu stürzen.

Die Story des Spiels ergänzt die Handlung des Films. Wir spielen einen namenlosen Piloten, der seinen Kommentaren nach zu urteilen wohl ein hirntoter Weltraumaffen ist. Unsere Anweisungen erhalten wir von UN-Militärberater Jason, dem "alten Bastard" und von der Madame Präsidentin der U.S. of A. Viele Schauspieler aus dem Kinofilm sind erneut vertreten und von den überzeichneten Charakteren hin zu den schmerzhaft platten Dialogen ist alles vorhanden, was eine wahrhaft schlechte Story ausmacht. Aber immerhin bleibt das Spiel dem Film treu.

HQ
Iron Sky: InvasionIron Sky: Invasion
Der Trailer oben ist noch vom ganz anständigen Film. Im Spiel ist von den überzeichneten Charakteren bis hin zu den schmerzhaft platten Dialogen alles vorhanden, was eine wahrhaft schlechte Story ausmacht.
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Zu den sanft säuselnden Tönen von Amazing Grace driften wir in ruhigen Momenten durch den Weltraum und docken bei den unterschiedlichsten nationalen Raumstationen an. Dort verkaufen wir unsere eingesammelten Wrackteile und verbessern unsere Subsysteme. Dabei stellt uns das Spiel nicht gerade vor harte Entscheidungen. Es gibt nur einen Schildtyp, eine Plasmakanone und so weiter. Mehr Schild ist gut. Mehr Plasma auch. Point & Klick - das war's. Wer gerne in langen Inventurlisten nach der perfekten Abstimmung für sein Raumschiff sucht, ist hier fehl am Platz.

Sekundär-Missionen belohnen uns derweil mit neuen Ausrüstungsgegenständen und Schiffen. Da die Nazi-Flotte in Echtzeit auf die Erde zusteuert, sollten wir jedoch immer abwägen, ob wir genug Zeit für diese Nebenaktivitäten haben. Im Kampf müssen wir immer ein Auge auf das Energie-Management haben, um den relevanten Systemen den nötigen Saft zur Verfügung zu stellen. Wenn wir fliehen, leiten wir die Energie auf unsere Triebwerke um. Wenn wir beschossen werden, leiten wir auf die Schilde um und so weiter und so fort. Es ist ausreichend, die Dynamik des Kampfes ein wenig zu heben.

Was jedoch völlig verloren geht, ist das Weltraum-Gefühl. Die Schiffe fliegen sich ausnahmslos wie normale Flugzeuge, denn außer einem Haupttriebwerk gibt es keine zusätzlichen Schubdüsen. Komischerweise können wir den Gleiter trotzdem wenden, leider aber nicht seitlich ausweichen oder sonstige Manöver vollziehen, die den Kampf im schwerelosen Raum aufregend gestalten würden. Stattdessen fliegen wir in gerader Linie auf den Feind zu, wenden und wiederholen das Prozedere. Es wird schnell langweilig. Jeder, der schon einmal Wing Commander oder Battlestar Galactica gesehen hat, könnte das besser.

Iron Sky: InvasionIron Sky: Invasion
Das große Problem mit Iron Sky: Invasion aber ist, dass es schon nach den ersten zwei Missionen keinen Anreiz mehr gibt weiterzuspielen, geschweige denn, sich durch volle sechs Kampagnen zu quälen.
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Hinzu kommt die Akustik, die es versäumt, das typische Weltraum-Flair zu vermitteln. Jede noch so weit entfernte Explosion ist hörbar, der Sound unserer Waffen voluminös und klar. In einem Weltraum-Shooter ist das kein Kompliment. Gedämpfte Waffengeräusche und dumpfe Einschläge hätten das Erlebnis glaubhafter gestaltet. Der nervige Soundtrack und die Kommentare unseres Piloten machen das Erlebnis hingegen vollkommen zunichte. Wenn wir den Ton ausschalten und über den Rumpf unseres Raumschiffs hinweg ins All blicken, entwickelt das Spiel beinahe so etwas wie eine Atmosphäre.

Optisch ist das Spiel nämlich ganz okay gelungen. Gerade die Lichteffekte sind schön anzusehen und auch das Design der Raumkreuzer und der Nazischiffe ist gut umgesetzt. In Kampfsituationen fehlen jedoch die Partikeleffekte und treibende Raumwracks, um die Aktion spürbar zu machen. Die Szenen wirken oft zu sauber und leblos.

Das große Problem mit Iron Sky: Invasion aber ist, dass es schon nach den ersten zwei Missionen keinen Anreiz mehr gibt weiterzuspielen, geschweige denn, sich durch volle sechs Kampagnen zu quälen. Das Mirko-Management der Schiffsenergie ist nett, aber nicht fordernd und die Angriffsmuster sind in der ersten Mission einstudiert und wiederholen sich danach endlos. Die Steuerung bietet einfach keinen Raum, sich als Pilot weiterzuentwickeln. Und warum sollten wir Wrackteile aufsammeln, wenn wir dadurch nicht mal mit aufregenden neuen Waffen belohnt werden? Kurz: Wenn ihr nicht gerade auf der dunklen Seite des Mondes lebt, gibt es keinen Grund, Iron Sky: Invasion zu kaufen.

04 Gamereactor Deutschland
4 / 10
+
Irshad Panjatan als indischer Botschafter
-
Die Dialoge, die Steuerung, der Sound, das mangelnde Upgrade-System
overall score
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