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Lips: Deutsche Partyknaller

Lips: Deutsche Partyknaller

Karaoke ist nicht nur in Japan beliebt. Vor allem Sony hat mit Singstar dem europäischen Markt einen kräftigen Schub verpasst. Microsoft hat im vergangenen Jahr Lips ins Rennen geschickt. Jetzt kommt die erste Disc exklusiv für den deutschsprachigen Markt.

Deutschland, dass beteuert Lips-Produzent Keichi Yanno, ist ein sehr wichtiger Markt für Microsoft. Ganz unrecht kann er damit nicht haben, schließlich ist Lips: Deutsche Partyknaller die erste Edition, die exklusiv für einen Markt erscheint. Doch weil mit einer Auflistung der vierzig Hits dieser Text recht kurz geworden wäre, wird den Neuerungen seit der Premiere der Serie vor einem Jahr einfach der Vorrang gegeben.

Denn das muss man Microsoft schon lassen, sie geben sich nicht so schnell geschlagen. Das Produkt was sie vor über einem Jahr präsentierten, erntete nicht nur von mir berechtigte Skepsis. Lips fühlte sich mehr wie ein gut gemeinter Singstar-Klon an. Das Feature zum Import von MP3-Dateien funktionierte mehr schlecht als recht und die bewegungssensitiven Mikros waren kaum mehr ein nettes Gimmick.

Inzwischen ist die schlichte, helle Optik verschwunden, das Menü kommt deutlich farbenfroher daher. Die bekannten Avatare, Microsofts Herzstück von Xbox Live, wurden integriert. Zudem werden die Lieder nun als Wand dargestellt, bei der jeder Song eine Kachel erhält. Die Sortierung erfolgt nach Künstler und Song bzw. nach gekauften, erhältlichen Liedern und Discs.

Richtig gelesen, wer bereits Lips oder Lips: Number One Hits hat, bekommt auch diese Lieder angezeigt. Zwar ist weiterhin CD-Wechsel angesagt, aber zumindest wird sichtbar, welche Lieder sich tatsächlich in der eigenen Sammlung befinden. Seit über einem Jahr betteln Singstar-Besitzer nach diesem Feature, welches Lips-Freunde nun direkt nach dem Kauf einer zweiten Disc nutzen können.

Anders als beim Konkurrenzprodukt werden aber Interpreten nicht zusammengefasst. Zwar mag die Übersicht bei drei Lips-Titeln und knapp über 200 erhältlichen Songs im Liederladen standhalten, allerdings muss Entwickler Inis hier dringend eine andere Lösung finden. Die bekannte Playlist-Funktion - auch so ein Feature nach dem Singstar-Freunde hecheln - kann jedoch kurzfristige Abhilfe schaffen.

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Der Willen zur Veränderung zeigt sich aber auch in der Verwendung der Mikros. Die Erkennung von Text und Tönen wurde über Updates angepasst und von der Bewegungssensitivität besser Gebrauch gemacht. Es fühlt es sich runder an, obwohl noch immer Begriffe wie Meteor, Galaxie und Urknall den eigenen Rang bestimmen, die Tonerkennung an manchen Stellen weiterhin holprig ist und der Sound der Mikros noch immer grässlich ist. Wie gut, dass die Mikrolautstärke auf Null heruntergefahren werden kann.

Vorsprung hat Sony dafür im Mehrspielermodus und bei den Community-Funktionen. Etwas vergleichbares wie "My Singstar" bietet Lips schon wegen der fehlenden Kamera-Unterstützung derzeit nicht. Einzelspieler werden zwar mit Off- und Online-Ranglisten gelockt und Freunde können Song-bezogen zum Punkteduell herausgefordert werden - auch das zwei fehlende Singstar-Features, aber schon die drei enthaltenen Minispiele reißen keinen vom Hocker. Ganz davon abgesehen, dass noch immer nur ein einheitlicher Schwierigkeitsgrad zur Verfügung steht.

Warum allerdings maximal vier Avatare angemeldet werden dürfen und außer der Option Duell oder Duett keine weiteren Möglichkeiten zur Verfügung stehen, erschließt sich mir zumindest nicht. Ist Lips nun ein Partyspiel oder nicht? Bei Singstar nervt es schon, dass die Zahl der Teilnehmer auf vier pro zwei möglichen Teams begrenzt ist. Aber immerhin darf auf dieser Basis auch ein kleines Turnier erstellt werden. Vielleicht bestehen einfach nur grundsätzlich unterschiedliche Auffassungen von einer Karaoke-Party. Das unnütze Lips-Feature, spontan durch das Schütteln des zweiten Mikros ins Lied einzusteigen, spricht zumindest sehr dafür.

Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass Lips auf einem wirklich guten Weg ist. Das Karaoke-Spiel hat sich gemausert, hat Boden gegenüber dem schärfsten Konkurrenten gut gemacht und ist mit Sicherheit das beste, was einem singfreudigen Xbox 360-Besitzer passieren kann. Die beiden großen Baustellen Mehrspielermodi und Community-Funktionen hat Entwickler Inis leider noch immer vernachlässigt. Aber kommt Zeit, kommt wohl auch Rat.

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07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Ranglisten, beweungssensitive Mikros, Song-Wand inklusive Integration bereits im Besitz befindlicher Lips-Discs
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schwache Community-Funktionen, fehlende Party-Modi, keine Kamera-Unterstützung, kein anpassbarer Schwierigkeitsgrad, wenig HD-Videos
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