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Loki

Loki - Staffel 1

Eine unterhaltsame Erfahrung, die nicht weltbewegend, aber gut gemacht ist.

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Mit Wandavision ging Marvel einige kreative Risiken ein, doch Loki ist schon allein aufgrund der galaktischen Ausmaße die bislang wohl ambitionierteste Superheldenserie des Lizenzgebers. Das Format stellt tiefgründige Fragen über Identität und Schicksal, sie beschäftigt sich mit Marvels Sehnsucht nach Oberschurken und all das wird in sechs Episoden optisch sehr abwechslungsreich und farbenfroh präsentiert. Jetzt ist diese Reise vorbei (zumindest fürs Erste) und es ist Zeit für einen Rückblick. Haben sich die großen Ambitionen ausgezahlt?

Der Einstieg bietet ein paar ruhigere Momente, aber für eine Serie nimmt Loki sehr schnell an Fahrt auf. Bei dieser halsbrecherischen Geschwindigkeit geht leider irgendwann auch etwas Tiefe verloren, denn das hohe Tempo sorgt dafür, dass wir uns nicht allzu lange mit erzählerischen Schwächen aufhalten. Auf der anderen Seite erhalten die Zuschauer dadurch auch keine Zeit, die schwerfälligeren Momente sacken zu lassen. Man könnte also sagen, dass diese Serie sehr an einen Marvel-Kinofilm erinnert.

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Abwechslung bekommen wir aber immerhin genug, denn Loki führt uns an allerhand unterschiedliche Orte. Vom TVA-Büro, das im Stile der Sechzigerjahre gehalten ist, apokalyptisch anmutenden, sterbenden Planeten, die glatt aus Guardians of the Galaxy stammen könnten, und Shopping Malls bis hin zum tödlichen Sturm am Rande der Zeit ist alles dabei. Die CGI-Effekte sind nicht durchgängig hochwertig, aber die Serie ist brillant umgesetzt worden und der realistischere Look von Falcon & the Winter Soldier wirkt im Vergleich zu dieser wilden und farbenfrohe Reise richtig blass.

Das Tempo stimmt aber wie gesagt nicht immer und die Emotionen wechseln zu oft hin und her. Das ist ein umso größeres Problem, weil die Stimmung kaum Zeit bekommt, ihre Wirkung zu entfalten. Das gilt streckenweise sogar für die Dialoge, die uns manchmal vor die Frage stellen, ob es sich um einen echten Austausch handelt oder um reine Ironie. Ab und zu kann man sich gar nicht wirklich auf das Drama einlassen, weil einem schon wieder der nächste Gag zum Schmunzeln bringt. Es ist eine schwierige Balance, besonders bei einer so kurzen Serie, aber das Programm ist insgesamt unterhaltsam und effizient umgesetzt worden.

Die darstellerische Leistung hat Höhen und Tiefen - besonders bei Tom Hiddleston, der oft einfach brillant ist, allerdings auch manchmal ins Straucheln gerät. Das ist aber eher dem Drehbuch geschuldet, und insgesamt machen die Darsteller ihren Job richtig gut. Owen Wilson liefert mit seinem Mobius eine seiner besten Darstellungen seit Jahren ab und Sophia di Martino ist ebenfalls richtig toll. Es gibt am Ende sogar noch eine geheime Figur, die im Finale eine fast schon hypnotisierende Wirkung erzeugt.

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Auf einem Gebiet offenbart Loki große Schwächen und das sind die Kampfszenen. Sein wir mal ehrlich; Loki wirft ein paar Zauber durch die Gegend und knallt immer mal wieder ein paar Köpfe gegeneinander, aber physische Kämpfe waren eigentlich nie sein Ding. Das sorgt in dieser Serie leider dazu, dass die schlecht choreografierten Auseinandersetzungen umso enttäuschender ausfallen. Alle Kämpfe bleiben sehr weit hinter den Erwartungen zurück, die Kinobesucher an ein Marvel-Projekt richten. In einer Szene kann man deutlich sehen, dass sich die Stuntleute im Schlagabtausch nicht wirklich treffen, was natürlich jede Illusion raubt.

Zum Glück sind solche Szenen selten und die meiste Zeit werden die richtig großen Fragen gestellt, insbesondere über Lokis eigene Rolle als Schurke im MCU - einem Mörder und jemand, der dazu zu verdammt ist, immer wieder zu scheitern. Mit dieser spannenden Zeitlinie hat das MCU den Weg geebnet, sich zukünftig mehr dem Multiverse-Gedanken zu widmen. Man muss Loki wirklich gesehen haben, um alles, was nach ihm im MCU geschieht, wertschätzen zu können. Ehrlich gesagt war es ein toller Ritt. Es ist nichts Weltbewegendes, aber wirklich gut. Loki ist toll umgesetzt und es stellt interessante Fragen. Die Serie ist sehenswert.

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08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
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