Nintendo-Guru Shigeru Miyamoto hat einmal gesagt, dass das wichtigste am Gamedesign wäre, sicherzustellen, dass die Mechanik korrekt arbeitet. Ist genau die prima, könne man sich ausruhen. Man sollte meinen, dass der Schwede Markus "Notch" Persson aufmerksam zugehört hat. In Minecraft jedenfalls sind die grundlegenden Spielmechaniken auf den Punkt genau perfekt.
Zugegebenermaßen hat Minecraft heute wahnsinnig viele mehr Features als das Originalspiel hatte (hier, wer nachschauen will, der Klassiker). Nach einer gefühlten Ewigkeit ist Minecraft nun offiziell ein "fertiges" Spiel und in diesem Zusammenhang hat Entwickler Mojang nun auch eine offizielle Handheld-Version veröffentlicht.
Die Minecraft: Pocket Edition ist eine Art Cover-Version des originalen Klassikers - derzeit jedenfalls. Das heißt, es ist Minecraft, bevor es dort Tiere, Feinde und einen Survival-Modus gab. Dies hier ist der kreative Sandkasten und nichts mehr. Wer das Spiel auf dem Ipad oder Tablet spielt, bekommt nicht die Taschenbuchausgabe des großen Vorbilds. Man kann nichts abbauen und nicht craften. Der Name Minecraft: Pocket Edition wirkt dadurch unfreiwillig komisch.
Und das wirft weitere Fragen auf, besonders eine. Für Ipad & Co. gibt's Eden World Builder, eine sehr viel nahtlosere Erfahrung (aber ohne die bekannten Skins). Oder Jack Junk, das ist im Grund ein modernes Minecraft in 2D. Und dann ist da Steinberg Craft für Android, das um einiges billiger ist als 5,79 Euro, der Preis der Minecraft: Pocket Edition zum Start. Warum also sollte man das jetzt gleich kaufen?
Es gibt einige sehr gute Gründe dafür. Erstens können Android- und Apple-User problemlos miteinander interagieren, wie sie möchten. Sie teilen ihre gebauten Karten oder basteln gemeinsam im Multiplayer - über alle Formate hinweg. Doch es ist sofort Zeit für eine weitere Enttäuschung: Die Kreationen zum Rechner weiter geben oder von diesem herunterladen, das geht nicht.
Aber Mojang hat Aktualisierungen und Ergänzungen versprochen, auch für die mobile Version. So gibt es Hoffnung, dass ein Survival-Modus kommt. Genau wie beim Original-Spiel heißt es bei Minecraft: Pocket Edition erst einmal auf Versprechungen und Erwartungen zu bauen.
Für das Geld bekommt man derzeit also "nur" einen riesigen Spielplatz mit zufällig generierten Ebenen, im Grunde eine riesige Baustelle. Mit 36 quadratischen Blöcken bzw. Ziegeln liegt es an einem selbst, kreativ zu sein. Hier überrascht auch die Minecraft: Pocket Edition. Denn es geht wieder alles um perfekte Spielmechanik.
Wie oft hat man schon vor einem Spiel oder auch Programm gesessen und wollte kreativ sein, aber die Schnittstelle, das Setup oder die Konfiguration haben es versaut? Hier dagegen legt man nach einer Minute los. Alles erscheint logisch und funktioniert intuitiv - so sehr, dass sogar ein Nichtspieler in einer Minute startet. Das ist toll und beeindruckend - denn auch das mobile Minecraft stellt sich der Kreativität nicht in den Weg.
Auch wenn Minecraft: Pocket Edition eigentlich nur etwas für echte Hardcore-Fans ist, es fällt mir schwer, das hier nicht jedem irgendwie ans Herz zu legen. Es ist ein Zen-mäßige Erfahrung. Die ruhigen Spuren auf dem Rasen zu hören, im Wasser zu plantschen und das eigene Meisterwerk zu beobachten - herrlich. Wer mit den derzeitigen Einschränkungen leben kann, wird sich auch mit dem Rückschritt in die Anfänge von Minecraft zufrieden geben. Ich jedenfalls bin gerade mal wieder 14 Stunden verschwunden im Pixelland...