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Mittelerde: Mordors Schatten

Mittelerde: Mordors Schatten

Bekommen Herr der Ringe-Freunde endlich ein gutes Abenteuer serviert? Wir haben einen ersten Blick auf das Action-Adventure von Monolith riskiert.

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Die Ankündigung von Molonith für Mittelerde: Mordors Schatten wurde im letzten November mit eher gemischten Gefühlen aufgenommen. Sollte nun endlich ein Spiel der Vorlage gerecht werden? Oder würde es sich doch nur in die bisherigen, spielerisch dürftigen Umsetzungen der großartigen Lizenz einreihen. Die ersten Bilder gaben darauf kaum Antworten. Wer oder was war dieser skurrile, finstere Hauptcharakter mit den leuchtenden, blauen Augen? Und wie sollte er vernünftig in die Welt von Tolkien eingebunden werden?

Die erste Gelegenheit, Antworten zu finden, bekamen wir jetzt in London in Form eines Kurztrips nach Mordor. Obwohl wir noch nicht selber Hand anlegen durften, gab es immerhin schon eine hübsche anderthalbstündige Präsentation mit Live-Gameplay zu sehen, bei der Design Director Michael de Plater die wichtigsten Eckpunkte des Spiels vorstellte. Andere Events vom selben Schlag sind selten so großzügig beim Zeigen unfertiger Spielszenen. Die Offenheit und Direktheit bei der Beantwortung der vielen Fragen war deshalb eine erfrischende Abwechslung zum altbekannten PR-Blabla.

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Mittelerde: Mordors SchattenMittelerde: Mordors Schatten
Die Handlung spielt zwischen dem Hobbit und Saurons Rückkehr zu seinem alten Königreich vor der alles entscheidenden Schlacht.
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Mittelerde: Mordors Schatten beginnt mit einer kurzen Einordnung der Geschichte. Die Handlung spielt zwischen dem Hobbit und Saurons Rückkehr zu seinem alten Königreich, wo er seine Streitkräfte sammeln will, um sie in die alles entscheidende Schlacht zu führen. Obwohl Gondor aus genau diesem Grund das Tal streng bewacht, wird die kleine Garnison am Schwarzen Tor überrascht und ausgeschaltet. Die Bewohner werden entweder getötet oder versklavt, um Saurons Streitkräfte zu vergrößern. Unter den Ermordeten befinden sich auch der junge Wildhüter Talion und seine gesamte Familien, aber Tod soll für ihn aber noch nicht das Ende sein.

Er wird durch den mysteriösen Geist der Rache, welcher stark an einen Ringgeist erinnert, zurück in die Welt der Lebenden gebracht. Wer sich genau unter der Kutte verbirgt, wollte de Plater noch nicht verraten. Wir wissen aber, dass der geheimnisvolle Geist unserem Helden Talion mächtige Schattenkräfte verleiht, um Rache an Saurons Schergen zu verüben. Auf eben jenem Rachefeldzug werden wir bekannten Figuren aus den Büchern und Filmen begegnen - allen voran Gollum, der aufgrund seiner gespaltenen Persönlichkeit einige Gemeinsamkeiten mit Talion ausweist. De Plater erklärt uns, dass mit jedem Charakter umfangreiche Nebenmissionen verbunden sind und am Ende greifen die Geschehnisse aber mit der Haupthandlung ineinander.

De Plater bestätigte außerdem, dass Mittelerde: Mordors Schatten ausschließlich in Mordor spielen wird. Andere bekannte Schauplätze, die wir in Mittelerde bisher kennen gelernt haben, bleiben außen vor. Die Präsentation zeigt uns den nördlichen Teil Mordors, der sich Udun nennt. Besonders markant ist dort vor allem das Schwarze Tor und das, was von den letzten menschlichen Siedlungen übrig geblieben ist. Die Orks haben die Umgebung zu einem Großteil in Schutt und Asche gelegt. Die Überlebenden arbeiten sich als Sklaven zu Tode. Da ist es kaum eine Überraschung, dass sich ein Großteil der Nebenmissionen um deren Befreiung drehen wird.

Mittelerde: Mordors Schatten
Der Stil und die Atmosphäre des Spiels wirken düster und die Farbpalette begnügt sich mit Grau- und Braun-Tönen.
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Der Stil und die Atmosphäre des Spiels wirken düster und die Farbpalette begnügt sich mit Grau- und Braun-Tönen. Auf die Frage nach Abwechslung in diesen finsteren Zeiten, erklärt de Plater, dass sich Saurons Einfluss noch nicht auf das gesamte Tal ausgebreitet hätte. Was uns allerdings neben dem Ödland erwarten wird, verriet er nicht. Wie umfangreich Mittelerde: Mordors Schatten am Ende sein wird, können wir noch nicht abschätzen. Auch die Karte bleibt nämlich vorerst unter Verschluss. De Plater schob all zu hohen Erwartungen aber schon jetzt einen Riegel vor, denn mit Spielen wie Skyrim werde man nicht konkurrieren. Dennoch sollte es dank vieler Orte und Gebiete ausreichend Raum für Erkundungen geben. Das müssen wir ihm nun erst einmal glauben. Zu sehen gab es bisher zumindest nur bedrückendes, graues Brachland.

Mittelerde: Mordors Schatten wurde als Action-Rollenspiel bezeichnet, aber in diesem Fall führt die Bezeichnung etwas in die Irre. Gehen wir von der Demo aus, dann gibt es keine Möglichkeit, Tailons Rasse, Geschlecht oder andere Eigenschaften zu beeinflussen. Das ist schade, aber zumindest können wir ein paar Entscheidungen bezüglich der Fähigkeiten, zentralen Werte und Waffen treffen. Es gibt zwei Fähigkeitenbäume. Einen für Tailon und dann einen weiteren für die Geistform. Und beide drehen sich nur darum, wie wir Orcs vernichten und uns in der freien Welt von Mordor bewegen. Alle weiteren Extras sind an Runen gebunden, die wir von speziellen Gegner erhalten und die wir mit Waffen kombinieren können.

Uns wurden verschiedene Wege gezeigt, wie wir Gegner ausschalten können, wobei aber die Geist-Kräfte standen im Mittelpunkt. Die offensichtlichste war die Geistsicht, die wir bereits aus den Filmen von Peter Jackson kennen. Damit können wir wichtige Gegner ausmachen und markieren, so wie wir es etwa auch mit dem Adlerauge in Assassin's Creed tun können. In Kombination mit dem Bogen haben wir damit auch eine Art Bullet Time, die uns tödlich-präzise Schüsse zwischen ein paar hässliche Ork-Augen ermöglicht. Eine weitere Fähigkeit von Tailon macht es möglich, dass wir uns für einen tödlichen Angriff wie ein Schatten hinter arglose Wachen teleportieren können. Außerdem gibt es einen Kombo-Zähler. Ist der voll aufgeladen, ermöglicht dieser ein paar explosive Abschlussattacken, bei denen die Köpfe der Orcs über den gesamten Platz rollen.

Mittelerde: Mordors Schatten
Es gibt verschiedene Parallelen bei Fähigkeiten und Kampfsystem zu Assassin's Creed und der Arkham-Reihe von Batman.

Ganz im ernst, vielleicht beinhalteten diese Szenen sogar ein bisschen zu viel Action. Es gab zwar auch etwas Schleichen und Klettern, aber die Situationen tendierten schon eher dazu, in einem kompletten Gemetzel zu enden. Das Kampfsystem schaute sehr vertraut aus und einer der Kollegen vor Ort sprach es sogar empört an, dass es sich dabei praktisch um eine dreiste Kopie von Batman: Arkham City und den Assassin's Creed-Spielen handelte. De Plater wiederum verneinte die offensichtliche Beobachtung nicht. Stattdessen gestand er ganz offen, dass diese Spiele einen direkten Einfluss auf Mittelerde: Mordors Schatten hatten.

Er fügte hinzu, dass das Studio ganz bewusst versucht hat, ihr Spiel auf diesen Erfahrungen aufzubauen. Sie wollten damit anspruchsvollere Mechaniken integrieren, die über stures Drücken der Konter-Taste zum richtigen Zeitpunkt hinaus gehen. Auf Grundlage der Demo war da etwas Wahres dran, obwohl es so aussah, als wurde viel davon durch eine Quick-Time-Event-artige Fummelei mit dem Controller ersetzt.

Der interessanteste Aspekt an Mittelerde: Mordors Schatten war auf jeden Fall das Nemesis-System, welches regelmäßig einzigartige Gegner erschafft, die sich individuell während des Spiels entwickeln. Jedem werden zufällig Fähigkeiten, Schwachpunkte, Stärken und ein Startlevel zugewiesen, von dem sie aus starten. Die Gegner werden sich auch uns erinnern, wenn wir ihnen bereits zuvor begegnet sind. In der Demo sahen wir etwa, wie ein Ork-Leutnant einen Kampf überlebt hat. Seine Verbrennungen aber führten zu einer Angst vor Feuer, die wir in späteren Gefechten nutzen konnten. Als angenehm ist anzumerken, dass Gegner zur Abwechslung mal aus Schlachten fliehen, wenn deutlich wird, dass sie keine Chance auf einen Sieg haben.

Mittelerde: Mordors Schatten
Vor allem mit unseren Geistfähigkeiten bezwingen wir Horden von Orks und bauen langsam unseren Charakter auf.

Saurons Offiziere werden zunächst als unbekannte Krieger mit hierarchischer Struktur dargestellt, die von Kriegsherren angeführt werden. Dennoch können wir uns nicht einfach nur auf die Offiziere stürzen, sondern müssen zunächst als Nebenmission Informationen über ihre Lage und die Schwächen ihrer Untergebenen sammeln. Willensschwach Orks können mit Geist-Fähigkeiten auch umgepolt werden, damit sie für Unstimmigkeiten in den eigenen Reihen sorgen, etwas Spionage vornehmen oder uns bei einem Attentat helfen.

Nemesis ist eindeutig eines der innovativsten Features in Mittelerde: Mordors Schatten. Auf dem Papier klingt es großartig und in der Demo sah das auch gar nicht so übel aus. Es ist natürlich ein bisschen gewagt, aber die Umsetzung passt zu den ambitionierten Zielen des Studios. Mit Nemesis könnte sich das Spiel tatsächlich deutlich von der Konkurrenz absetzen. Und in Anbetracht der Tatsache, dass in diesem Jahr noch The Witcher 3: Wilde Jagd, Dark Souls II, Dragon Age: Inquisition und viele andere Action-Adventures vor der Tür stehen, hat Monolith einen harten Kampf vor sich.

Es gibt natürlich noch viel zu tun. So sehen die Kämpfe vielfach noch zu eintönig und einfach aus. Die großen Spritzer Blut und die herumfliegenden Köpfe wirkten plump und ziemlich übertrieben. De Plater betonte aber, dass man dafür noch die richtige Balance finden möchte, bis das Spiel erscheint. Allerdings muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass sie dafür nicht mehr besonders viel Zeit haben. Mittelerde: Mordors Schatten soll zweifelsfrei in diesem Jahr zusammen mit dem dritten Hobbit-Film veröffentlicht werden. Daher bin ich noch nicht vollends überzeugt, aber ich sehe auf jeden Fall das Potential. Die Tolkien-Fans verdienen einfach ein gutes Spiel zu dem Thema und ich wünsche all jenen von ganzem Herzen, dass Monolith dies gelingt.

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