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Oculus Quest 2

Auf der originalen Quest aufbauend, bietet die Quest 2 die nächste Generation an kabellosem, einfach zu nutzendem Virtual Reality.

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Virtual Reality scheint oft wie eine Technologie, die es Ottonormal-Konsumenten nicht leicht macht. VR-Headsets sind teuer und der heimische PC muss einiges an Power unter der Haube haben, um sie entsprechend zu nutzen. Dann gibt es noch die große Hürde des Setups und den damit verbundenen Kabelsalat. Oculus ist sich dieser Hemmschwelle natürlich bewusst und produzierte im letzten Jahr ein VR-Headset, das so schlank und konsumentenfreundlich wie möglich sein sollte, die Oculus Quest.

Nun ist mit der Oculus Quest 2 der technisch weiterentwickelte Nachfolger da. Auf Entertainment ausgerichtet, handelt es sich um ein Headset, das den Gedanken der Zugänglichkeit weiter auf die Spitze treibt und für jeden möglichst einfach zu bedienen sein soll. Aber wie sieht es mit der Performance aus? Ist die Oculus Quest wirklich so leicht zu bedienen, wie es das reduzierte Design impliziert? Und wie schlägt sie sich im Vergleich mit deutlich teureren VR-Headsets? Ich habe mich auf die Suche nach Antworten begeben und Kritikpunkte aus dem Vorgängertest aufgegriffen, um die beiden Headsets zu vergleichen.

Hinweis: Aktuell wird die Oculus Quest 2 noch nicht in Deutschland verkauft. Wir werden Euch informieren, sobald es diesbezüglich ein Update gibt!

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Oculus Quest 2Oculus Quest 2

Aussehen, Komfort und Ergonomie

Sieht man von der weißen Farbe und der geringfügig kleineren Größe ab, handelt es sich beim Oculus-Quest-2-Headset (optisch!) beinahe um eine direkte Nachbildung der Quest 1.
Die Ergonomie des Produkts erlaubt es Euch anstandslos, für Euren Kopf die passende Einstellung zu finden. Sollte sich etwas komisch anfühlen, justiert Ihr einfach mit den leicht zu bedienenden Riemen oberhalb und seitlich des Headsets nach. Das Gerät ist sehr leicht und macht sich nie übermäßig bemerkbar, während Ihr es nutzt - die perfekte Voraussetzung für längere Spiel-Sessions, die mit sperrigerem Equipment schnell zur schweißtreibenden Angelegenheit werden.

Die Quest 2 enthält einen Abstandshalter für Brillenträger, den Ihr anbringen könnt, nachdem Ihr das Gesichtspolster vom Headset entfernt habt. Solltet Ihr irgendwann einmal den Abstand Eurer Augen nachjustieren müssen, dauert das aber leider ein wenig.

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Oculus Quest 2

Interface, Sensoren und Controller

Wie schon bei der Quest 1 ist es extrem einfach, die Quest 2 zu konfigurieren. Benötigt wird ein Smartphone mit Bluetooth-Funktion. Im Zubehör ist eine simple Anleitung für die ersten Schritte enthalten. Sobald das Headset aktiviert ist, werdet Ihr dann von einem digitalen Guide durch die weiteren Schritte geführt, bis die Quest 2 voll funktionsfähig ist.

Während dieses Prozederes werdet Ihr gebeten, das Guardian-System einzustellen, das Euch von der Quest 1 bekannt vorkommen könnte. Eure Aufgabe: Markiert eine sichere Zone, in der Ihr Euch zum Spielen frei bewegen könnt. Sollte es beim Spielen einmal zu wild zugehen, weiß das Guardian-System, wann es Euch mit seiner virtuellen Wand warnen muss. Idealerweise möchte diese Schutzfunktion natürlich so viel Platz wie möglich, ich bin in einem relativ kleinen Areal jedoch sehr gut zurechtgekommen.

Auch wenn das Guardian-System exzellent funktioniert, sind die Sensoren der Oculus Quest 2 für mich der unbestrittene Star dieser Hardware. Tatsächlich sind die Sensoren dermaßen präzise, dass ich mir wünschte, sie würden mir für all meine Besitztümer zur Verfügung stehen - dank ihrer Hilfe würde ich wohl nie wieder mein Portemonnaie vergessen. Die Sensoren erfassen Eure Bewegungen, Eure Umgebung und die Position der Touch-Controller. Ihr müsst das Headset also nicht abnehmen, um herauszufinden, wo Ihr die Controller abgelegt habt. Das bedeutet auch, dass Ihr die Quest 2 nie während eines Spiels abnehmen müsst. Für ein Produkt, das für maximale Immersion sorgen soll, ist das natürlich genial. Außerdem reagieren die Sensoren sehr schnell auf Eure Aktionen und geben Euch permanent, das Gefühl flüssiger Bewegungen.

Auch das Interface mit seinem reduzierten Design funktioniert tadellos. Das „Home"-Menü zu öffnen, ist ebenso einfach wie seine Bedienung. Sämtliche Menüpunkte sind klar beschrieben, zu erkennen und leicht zu finden.

Oculus Quest 2Oculus Quest 2

Oculus-Touch-Controller

VR-Controller sind ein wichtiger Grund dafür, dass Virtual Reality zum Ärgernis werden kann. Habt Ihr Euch schon mal beim Spielen in Kabeln verheddert? Mit den Controllern der Quest 2 fällt dieses Problem weg. Die Controller fühlen sich ergonomisch an und werden in Euren Händen nicht zu Fremdkörpern. Dank der Sicherheitsschlaufe sind endlich die Tage vorbei, an denen man Motion Controller durch den Raum geworfen hat. Ich schätze, ich bin diesbezüglich immer noch von der Nintendo Wii traumatisiert, aber das ist eine andere Geschichte.

Die Controller verfügen über Analog-Sticks, Trigger und einfach einzuprägenden Knöpfe, an die man sich sehr schnell gewöhnt. Die Kirsche auf der Torte ist allerdings der Oculus-Knopf, der eine Vielzahl von Funktionen bietet. Unter anderem fungiert er als Home-Button und kann jederzeit gedrückt werden, um das User-Interface oder das Bild zu zentrieren, ohne dass Ihr dafür Eure Position verändern müsst. Mit anderen Worten: Wann auch immer sich optisch etwas seltsam anfühlt, solltet Ihr den Oculus-Knopf drücken, um das Bild zu justieren und Euch nahtlos zurück in Eure aktuelle VR-Erfahrung zu begeben.

Oculus Quest 2

Software und Performance

Bereits in unserer Kritik zur Quest 1 angesprochen und immer noch zutreffend: Mit ihrem kabellosen Design und ihrem niedrigen Preis kann die Quest nicht mit der Performance einer Rift mithalten. Dafür benötigt sie aber auch keinen superstarken Rechner, womit die Quest eine weitere VR-Zugangshürde überspringt.

In der Quest 2 kommt ein Qualcomm-Snapdragon-XR2-Prozessor zum Einsatz. Der RAM-Speicher wurde im Vergleich zur Quest 1 erhöht (vorher 4GB, jetzt 6GB) und ermöglicht damit eine schnellere Bildaktualisierungsrate (90Hz-Unterstützung folgt bald). Beim Display handelt es sich um einen LCD-Bildschirm, der pro Auge eine Auflösung von 1832x1920 ermöglicht - eine substanzielle Verbesserung zum Vorgänger. Natürlich ist es so, dass die Leistung einer Quest 2 nicht mit deutlich teureren VR-Headsets mithalten kann und sie für Profis mit hohen Ansprüchen immer noch nicht ideal ist. Das bedeutet aber beileibe nicht, dass es sich bei der Oculus Quest 2 nicht um eine gut funktionierende Hardware handeln würde. Speziell, wenn man bedenkt, wie einfach und komfortabel sie genutzt werden kann.

Das Bild, das Ihr über das Headset zu sehen bekommt, passt sich hervorragend an die Spielerbewegungen an. Dieser Umstand ist eine große Hilfe dabei, Übelkeit zu vermeiden. Leider wird dieser Pluspunkt aber durch die vergleichsweise niedrige Bildauflösung etwas konterkariert. Ich persönliche habe beim Nutzen der Quest 2 keine Übelkeit empfunden, nicht mal beim Streamen von Videoinhalten oder sehr hektischen Spielen, trotzdem sei gesagt: Für Netflix, Youtube etc. ist die Oculus Quest 2 nicht optimal, es ist halt einfach wesentlich angenehmer, Videos in HD oder 4K zu sehen.

Oculus Quest 2Oculus Quest 2

Ein Highlight des Headsets ist sein integrierter 3D-Raumklang, dank dem Ihr die Quest 2 auch ohne Kopfhörer nutzen könnt. Natürlich erreicht Ihr den maximalen Immersionsgrad, wenn Ihr Kopfhörer an den 3.5mm-Eingang des Headsets anschließt, für ein Produkt, mit dem Ihr jederzeit unproblematisch loslegen könnt, ist das integrierte Soundsystem aber ein wirklich gelungenes Feature. Ein Mikrofon befindet sich übrigens auch am Headset, so dass Ihr mit Freunden sprechen, oder andere Sprachfunktionen nutzen könnt.

Ein großer Nachteil der Quest 2 ist seine geringe Akkulaufzeit. Abhängig von dem VR-Angebot, das Ihr gerade nutzt, könnt Ihr das Headset gerade mal für 2-3 Stunden am Stück nutzen. Das Aufladen dauert mit circa 2.5 Stunden nicht ewig, eine Enttäuschung ist die kurze Laufzeit trotzdem.

Wenn Ihr eine Quest 2 kauft, könnt Ihr Euch für zwei Speichergrößen entscheiden, einmal 64GB oder 256GB. Dank der geringen Größe der VR-Titel ist mangelnder Speicherplatz aber nicht wirklich ein Thema. Solltet Ihr trotzdem zur größeren Variante greifen, müsst Ihr gut 100 Euro mehr bezahlen.

Angenehm fällt das Angebot an VR-Titeln aus, die Ihr auf der Quest 2 nutzen könnt. Ein zusätzlich erwerbbares Oculus-Link-Kabel und ein entsprechender PC ermöglichen es Euch praktischerweise, Rift-Titel auch auf der Quest 2 zu nutzen.

Oculus Quest 2

Abschließendes Urteil

Die Oculus Quest 2 ist ein großartiges Produkt, wenn Ihr Euch für VR interessiert, aber nicht bereit seid, jedes Mal einen riesigen Aufwand zu betreiben, um Eure Hardware zu nutzen.
Dank seiner nichtexistenten Starthürde, dem Verzicht auf Kabel und dem zugänglichen Interface ist die Quest 2 die perfekte Wahl für Casual-VR-Spieler aller Altersgruppen. Wer allerdings nach einem Ersatz für die HTC Vive oder Rift sucht, wird mit der Quest 2 nicht glücklich, da ihre geringere Bilddefinition, die niedrigere Bildaktualisierungsrate und ihre kurze Akkulebenszeit für Immersionsbrüche sorgen.

Trotz dieser Kritik muss ich sagen, dass ich dieses VR-Headset wirklich mag. Es ist beeindruckend, wie schnell und unkompliziert ich die Oculus Quest 2 nutzen kann. Das Guardian-System, die brillanten Sensoren und die exzellenten Touch-Controller verstärken meine Empfindung, dass VR plötzlich so viel weniger Frustpotenzial mitbringt. Das ist für mich ein großer Schritt, entsprechend überrascht war ich, als ich die Oculus Quest 2 das erste Mal ausprobiert habe. Auch wenn die VR-Elite mit dieser Hardware nicht zufriedengestellt wird, glaube ich daran, dass dieses Produkt eine große Zukunft vor sich hat. Schon jetzt befeuert sie mein Interesse an der Frage, wohin sich diese Technologie innerhalb der nächsten paar Jahre entwickeln kann.

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09 Gamereactor Deutschland
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Leicht zu bedienen, Abwesenheit von Kabeln sorgt für größere Spielfreiheit, hervorragende Controller und Sensoren, schlankes Design
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Akkulaufzeit könnte deutlich länger sein, Mäßige Bilddefinition und Bildaktualisierungsrate dürfte VR-Profis abschrecken
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